Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
verkriechst. Es gibt Spannungen.«
»Weil mein Bruder beschlossen hat, zu heiraten.« Sein Ton war gleichmütig, dabei hätte er am liebsten ausgespuckt.
Isens Stimme wurde schärfer. »Du weißt, dass das nicht stimmt. Ja, manche sind darüber verärgert, aber was die anderen Clans wirklich beunruhigt, ist das Bündnis von Leidolf und Nokolai, oder das, was sie für ein Bündnis halten.«
Benedict holte tief Luft und atmete wieder aus, um sich zu entspannen. Isen hatte recht. Seitdem Rule die Clanmacht über die Leidolf aufgezwungen worden war, war die Beziehung der Nokolai zu einigen der anderen Clans getrübt. Und die Lage konnte sich jederzeit verschärfen – vor allem, wenn irgendjemand die Wahrheit über diese beiden vermaledeiten Leidolfs herausfand, die Rule zu seinen Wachen ausbildete. »Ich bitte um Entschuldigung. Meine Reaktion … ist der Beweis, dass ich nicht auf der Höhe bin. Ich kann nicht klar denken.«
»Ja, das ist mir auch klar«, sagte Isen mit einem Anflug von Humor, der jedoch schnell wieder verschwand. »Es gibt etwas, das du nicht weißt, weil du dich versteckt gehalten hast: Gestern Abend ist ein Leidolf-Lupus durchgedreht und hat drei Menschen getötet und mehrere verletzt, bevor jemand ein paar Kugeln in ihn gejagt hat.«
Benedict riss den Kopf hoch. »War er in seiner Tiergestalt?«
»Nein. Er blieb in Menschengestalt.«
»Das ist schlimm. Weißt du, wie er heißt?«
»Raymond Cobb.«
Diese kleine Überraschung bewirkte, dass er sich wieder ein bisschen normaler fühlte. »Ray Cobb?«
»Du kennst ihn?«
Benedict runzelte die Stirn. »Nicht wirklich. Er wurde beim letzten Großtreffen Zweiter im Stabhochspringen. Und Fünfter im Kugelstoßen. Im Wrestling ist er auch angetreten, hat aber keinen Platz gemacht. Die notwendige Stärke hatte er, aber es mangelte ihm an Geschwindigkeit. Aber er hatte eine gute Selbstkontrolle. Ich hätte schwören können, dass er sich immer gut im Griff hat. Wurde er angegriffen?«
»Anscheinend nicht. Aber Rule wusste nichts Genaues, als er anrief. Er ist jetzt auf dem Weg nach Tennessee.«
»Der Zirkel – «
»Wird wie geplant am Montag stattfinden, es sei denn, Rule findet heraus, dass hinter der Sache mehr steckt, als es jetzt scheint.«
Benedict nickte langsam. Was immer mit Cobb geschehen war, das Treffen war zu wichtig, um es zu vertagen. »Hat Rule Wachen mitgenommen?«
»Ja, zwei Leidolf-Wachen. Und Lily begleitet ihn selbstverständlich. Sie leitet die Ermittlungen. Wie es aussieht, ist der Fall klar. Es gibt zahlreiche Zeugen.«
»Dann ist Cobb noch am Leben?«
»Er ist verwundet, aber nicht tot.«
Benedict dachte bereits weiter. »Wird Rule der Presse verkünden, dass er der Leidolf-Rho ist?«
Der Clan der Leidolf hatte sich stets vehement der Integrationspolitik widersetzt, die Isen vertrat. Der letzte Rho hatte seinem Clan verboten, ein Leben als Lupus in der Öffentlichkeit zu führen. Rule hatte dieses Verbot aufgehoben, hatte der Presse aber noch nicht die Existenz des Clans oder die Tatsache, dass er der neue Rho war, verkündet.
Isen lachte leise. »Die Frage habe ich ihm auch gestellt. Er sagte mir, er würde mich als mein Sohn und als der Thronfolger anrufen, nicht als der Leidolf-Rho, aber wenn ich wünschte, mit dem Rho zu sprechen, könnte er das arrangieren.«
Benedicts Brauen schossen in die Höhe. »Und?«
»Er gab mir zu verstehen, dass er seine Pläne erst den Leidolf mitteilen müsse, bevor er mit mir darüber reden könne.«
Letzten Endes war es nicht von großer Bedeutung, wie Rule sich entschied, fand Benedict. Die Menschen würde es wenig kümmern, ob der Täter ein Leidolf oder ein Nokolai war. Ihre Angst würde allen Lupi gelten, und Angst war gefährlich. Rule und Isen waren verantwortlich für die Beziehungen mit der Welt der Menschen, aber sobald diese Welt eine Gefahr für sie wurde, war Benedict gefragt. Er hatte für die Sicherheit des Clanguts und seines Rhos zu sorgen. Das hieß, er konnte sich nicht in seine Hütte zurückziehen.
Isen sagte einfach: »Ben.«
Niemand außer seinem Vater nannte ihn Ben, nicht einmal sein Rho. Er wusste, nun würde sein Vater zu ihm sprechen. Benedict schluckte. »Ja.«
»Der Sumpf, in dem du dich befindest – das ist die Vergangenheit. Niemand könnte es dir vorwerfen, wenn du nun darin feststeckst. Wie könnte es dir auch anders ergehen? Aber dort in deiner Hütte, weit weg von allem, wirst du keinen festen Boden finden. Nur noch mehr Sumpf.«
»Ich
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