Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Titel: Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
Vom Netzwerk:
übersprudeln, nachdem sie heftig geschüttelt worden waren. Und das war alles, was sie sah – Magie, die hinter ihren Augen sprühte, eine phosphoreszierende Explosion, die einen Regenbogen aus Weiß vor ihren Augen malte.
    Der Boden hob sich ihr entgegen und schlug sie in den Rücken. Sie spürte, wie bei dem Schlag die Luft aus ihr wich, wie ihre Arme und Beine zuckten, und hörte, wie Stimmen ihren Namen riefen …
    Nein, nur eine Stimme, eine schöne Stimme, so unwiderstehlich wie Sternenlicht. Eine Frauenstimme. Sie rief Lilys Namen, den Namen, den Sam kannte, den, den der schwarze Drachen ihr einmal vorgesungen hatte. Nur einmal.
    Ihren wahren Namen. Stille floss aus diesem Ruf wie verschüttete Tinte, die in einen Teppich sickert, und färbte den Rausch der Magie mit Ruhe.
    »Okay«, sagte sie, oder vielleicht doch nicht, denn sie konnte sich nicht hören. Das Weiß wich vor ihren Augen, und sie sah ein Gesicht, das sich über ihres beugte – für eine Sekunde verschwommen, doch dann wurde es scharf und klar. Rubens Gesicht. Seine Augen waren dunkel und besorgt. Das Haar war ihm in die Stirn gefallen. Seine Lippen bewegten sich. Schwach hörte sie seine Stimme, doch sie verstand nicht, was er sagte.
    Okay, sagte sie wieder, aber dieses Mal wusste sie, dass sie es nicht mit dem Mund gesagt hatte, dass sie es nicht zu denen gesagt hatte, die mit den Ohren hörten, und sie wusste, zu was sie ihr Einverständnis gegeben hatte – wusste es, ohne es zu hören, zu sehen, zu begreifen, ohne Worte, auf eine Art, die sich in keiner Weise auf ihr körperliches Ich auswirkte, die keine Spur in ihrem Gehirn hinterließ, die man später durch die Erinnerung wiederfinden könnte.
    Sie streckte ihre Hand aus und packte Ruben am Nacken. Stützte sich mit dem anderen Arm hoch. Und blies ihm in den Mund.
    Magie bewegte sich in ihr, eine weiche, kitzelnde kribbelnde Welle aus Kiefernnadeln und Fell und Mitternacht und einem Lied – ein Lied, das sie schmecken, aber nicht hören konnte, als es aus ihren Eingeweiden drang, durch ihre Kehle, in ihren Mund … und hinaus. In Ruben hinein.
    Der zurückzuckte, die Augen weit aufgerissen, den Mund zu einem erstaunten runden Oh! geformt, bevor er sich auseinanderzog, sich zusammen mit dem Rest des Gesichts zu einer Grimasse des Schmerzes verzerrte, dann so erstarrte, für eine Sekunde, zwei, drei …
    Er fasste sich an die Brust. Versuchte sich aufzurichten, fiel jedoch vornüber, schreiend. Der Schrei brach ab, als die Realität, in die er hineingeboren war und in der er sein ganzes Leben verbracht hatte, splitterte – sich verzerrte, so wie es eben sein Gesicht getan hatte, Leib und Gestalt sich voneinander trennten und Regeln und Formen und Bedeutung sich zu etwas gänzlich anderem neu ordneten.
    Und er begann, sich zu wandeln.

24
    Lily hatte schon viele Male den Wandel beobachten können, doch wirklich gesehen hatte sie ihn nie. Ereignisse, die außerhalb ihres Vorstellungsvermögens lagen, konnten ihre Augen nicht sehen und ihr Gehirn konnte sie nicht verarbeiten. Doch sie wusste, was sie vor sich sah, oh ja, und taumelte zurück. Weg von der Stelle, wo der Mann in Stücke gerissen wurde.
    »Was zur Hölle!«
    Das war Scott, der trotz Deborahs keuchendem, wortlosem Ausruf, mit dem sie nach Ruben griff, deutlich zu hören war.
    Lily schlug ihre Hand zur Seite. »Bleiben Sie zurück. Bleiben Sie zurück.«
    »Was haben Sie getan!«, schrie Deborah. »Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    Ruben brauchte viel zu lange. Normalerweise zog der Wandel sich nicht so lange hin. Wenigstens nicht, wenn Lily zugesehen hatte. Doch einen ersten Wandel hatte sie noch nie beobachtet.
    Guter Gott. Ein erster Wandel.
    »Lily«, rief Scott, »ich kann nicht – ich komme nicht dagegen an.«
    Lily riss den Kopf herum. Scotts Augen waren fast ganz schwarz, nur in den Winkeln waren noch winzige weiße Dreiecke zu sehen. Ruben zog ihn mit in den Wandel hinein. Er war ein Träger der Clanmacht und deswegen in der Lage dazu – wohl oder übel, da er sich nicht kontrollieren konnte.
    »Lass es zu!«, rief sie. Lass es geschehen. Es kann nicht aufgehalten werden, also kämpfe nicht dagegen an. Und vielleicht würde, wenn Scott aufhörte, sich zu wehren, auch Rubens Wandel zum Ende kommen.
    Dort wo Scott stand, begann die Realität einen Stepptanz, faltete und drehte sich wie ein rasend schnelles Möbiusband. Scotts Kleider fielen zu Boden, als sein Körper, der für einen kurzen Moment beinahe wieder seine

Weitere Kostenlose Bücher