Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber
an, von dem sie ihre Energie bezog, doch Sherrys Magie war für Lily wie der Ozean, kein Regen oder Bach oder tiefer Tümpel. Beinahe meinte sie, die salzige Gischt zu riechen. »Ich bin froh, dass Sie bei diesem Fall mit an Bord sind, meine Liebe.«
»Reinkommen«, wiederholte Mullins mit böser Miene.
Sherry lächelte ihn an. »Ihr Name ist Doug, nicht wahr?«
Mullins blinzelte und machte ein unschlüssiges Gesicht – wahrscheinlich, weil er gegen den Drang ankämpfte, zurückzulächeln. Satan höchstpersönlich würde seine liebe Mühe haben, Sherrys Lächeln zu widerstehen. »Doug Mullins, ja, Ma’am.«
Sie tätschelte seinen Arm. »Nicht jeder ist in der Lage, das sprichwörtliche Löffelchen Zucker anzubieten, aber deswegen müssen wir doch nicht Essig über alles gießen.« Sie sah Lily an. »Doug bewacht die Tür. Ich fürchte, er ist ein wenig ruppig, aber er hat seine Befehle.«
»Und ich auch, schätze ich.« Lily nickte ihr noch einmal zu und wandte sich der Konferenz zu.
Der Konferenzraum war groß genug, dass ein Tisch für dreißig Personen darin Platz hatte. Jetzt saßen nur vier daran: Drummond, ein Senior Agent vom MCD namens Mike Brassard, den Lily nur flüchtig kannte und zwei andere, die sie nicht kannte. An einer Weißwandtafel hingen die Tatortfotos und auf einem Konsolentisch befanden sich eine Kaffeekanne, Tassen, Milch und Zucker.
Lily steuerte geradewegs darauf zu.
Drummond unterbrach sein Gespräch mit der Frau, die neben ihm saß – braune Haare, blaue Augen, blasse Haut, Brille, eins fünfundsechzig, achtzig Kilo, zerknitterter grauer Hosenanzug, Ende vierzig. »Sie kommen zu spät«, sagte er zu Lily.
»Es ist acht Uhr eins, richtig, ich bin zu spät.« Sie goss sich eine Tasse ein. Er roch, als sei er frisch.
»Ich möchte, dass Sie jeden hier in diesem Raum auf Ihre besondere Art überprüfen. Und zwar jetzt gleich.«
Lily seufzte, stellte die Tasse ab und trat zu der pummeligen Frau neben Drummond. Ein kurzes Händeschütteln bestätigte ihr, dass sie keine Gabe hatte und keinerlei Todesmagie an ihr haftete. Dasselbe tat sie mit einem Asiaten mit strahlenden Augen um die dreißig und mit Brassard, dem MCD -Agenten.
»Und?«, fragte Drummond.
»Keine Todesmagie. Ich sollte eigentlich auch Ruben Brooks überprüfen.«
»Nein.«
»Es würde nichts beweisen, aber es wäre eine Information mehr.«
»Sie sind nicht nur seine Untergebene. Sie waren zu seiner verdammten Party am Samstag eingeladen. Solange diese Ermittlungen andauern, werden Sie sich schön von ihm fernhalten.«
Sie presste die Lippen aufeinander und ging zurück, um ihren Kaffee zu holen.
»Ihrer Koffeinsucht können Sie später frönen. Wir werden mit einem großen Team arbeiten. Ich will, dass sie alle gecheckt werden, bevor wir anfangen. Doug schickt sie nacheinander rein. Sie stehen an der Tür und nehmen sie in Empfang. Wenn Sie Todesmagie finden, sagen Sie nichts, reiben Sie sich nur die Hände. Nguyen, sie notieren sich jeden, bei dem sie etwas findet.«
Die Verwirrung, falls sie etwas Verdächtiges feststellen sollte, zu minimieren, war ein guter Plan. Lily nickte, sagte aber: »Wenn ich bei jemandem nichts finde, heißt das aber nur, dass derjenige in der letzten Zeit nicht mit Todesmagie in Kontakt war. Ich kann nicht sagen, wie lange nicht.«
»Es ist eine Information mehr.«
Da sie selbst eben dasselbe gesagt hatte, konnte sie ihm schlecht widersprechen, auch wenn sie es gern getan hätte. Irgendwie hatte Drummond diese Wirkung auf sie. »Ich habe eine Theorie über einen der Täter. Den, der das Messer in Bixton gerammt hat.«
»Aber machen Sie schnell.«
Sie erklärte ihm, warum Cullen annahm, dass der Killer eine Null sein könnte – wobei sie diesen Begriff vermied, weil er von vielen als abfällig empfunden wurde.
Er grunzte, möglicherweise überrascht. »Darauf kommen wir später noch einmal zurück. Jetzt gehen Sie bitte an die Tür. Ich will die Sache hinter mich bringen.«
Lily schüttelte neunzehn Hände. Keine Todesmagie. Ein Agent hatte eine schwach ausgeprägte Gabe : p hysische Empathie – was Lily überraschte, denn es handelte sich um eine seltene Gabe, die dem Mann kaum entgangen sein konnte –, immerhin verfügte er dadurch über einen zusätzlichen Sinn. Anders als echte Empathie erlaubte es die physische Empathie, Gegenständliches auf gänzlich andere Art wahrzunehmen.
Der Agent sah ihr in die Augen, als sie seine Hand schüttelte, und sagte nichts. Auch Lily
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