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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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Er hat doch selber soviel Dreck am Stecken!«
    »Hänseken, aber doch gerade darum! Weil er Dreck am Stecken hat, will er dir doch was! Er hat ja Angst, daß du redest …«
    »Was soll ich denn reden? Ich werd schon meine Flappe halten von dem dämlichen Brief …«
    »Aber es ist ja nicht nur der Brief, Hänseken!« ruft sie verzweifelt. »Es ist doch noch die andere Sache, der Putsch –!«
    »Was für ’n Putsch –?« fragt er verblüfft.
    »Ach, Hänseken, tu doch nicht so! Vor mir brauchst du doch nicht so zu tun! Den Putsch, den ihr machen wollt – er hat Angst, du verrätst das!«
    »Aber ich weiß doch gar nichts von seinem blöden Putsch, Mandchen!« ruft der Meier aus. »Mein heiliges Ehrenwort, Mandchen! Ich hab keine Ahnung, was die Brüder vorhaben!«
    Sie denkt einen Augenblick nach. Beinahe glaubt sie ihm. Aber dann sagt ihr wieder ihr Gefühl, daß alles, was er erzählt, gleichgültig ist, daß ihm Gefahr droht und daß er darum sofort weg muß.
    »Hänseken!« sagt sie darum sehr ernsthaft, »es ist ja gleich, ob du wirklich was weißt oder nicht. Er denkt, du weißt was. Und willst ihn verraten. Und er hat eine Wut auf dich wegen dem Brief. Er will dir was tun, glaub es mir doch!«
    »Was kann er mir denn schon tun –?!« sagt er matt.
    »Aber, Hänseken, tu nur nicht so! Du weißt, und es hat ja neulich auch in der Zeitung gestanden, und ein Bild war auch dabei, alle mit weißen Kapuzen, daß man sie nicht erkennt, wie sie Gericht halten, und darunter hat gestanden: Femegericht. – Verräter verfallen der Feme, Hänseken, so heißt es doch!«
    »Aber ich bin kein Verräter«, sagt er, aber er sagt es nur, um etwas zu sagen, sagt es ohne rechte Überzeugung.
    Sie geht auch gar nicht mehr darauf ein. »Hänseken!« bittet sie, »warum willst du denn nicht weggehen? Er ist jetzt fort ins Dorf, zu einer Versammlung, und sie will ich schon wegkriegen vom Fenster. Jetzt kannst du noch gut weg – warum willst du denn nicht?! Aus mir machst du dir doch nicht so viel, daß du darum partout bleiben willst, wo du heute sogar dich mit der Hartig eingelassen hast.« – (Sie hat es nicht über sich gebracht, ganz davon zu schweigen, aber schon tut es ihr leid.) – »Und, sieh mal, morgen kommt der Rittmeister wieder, und du hast nur Mist gemacht, wie er weg war, und besoffen hast du dich auch im Krug während der Arbeitszeit – warum willst du nicht freiwillig gehen, wo er dich doch raussetzt –?«
    »Ich hab keinen Pfennig Geld«, sagt er mürrisch. »Wo soll ich hin –?«
    »Nun, ich hab gedacht, wenn du dich hier irgendwo auf ein Dorf setzt in einen kleinen Gasthof, nach Grünow vielleicht – da ist ein netter Gasthof, den kenn ich vom Tanzen her. Und am Sonntag hab ich frei, da komm ich rüber zu dir und besuch dich. Ich hab noch ein bißchen Geld, das bring ich dir mit. Und dann suchst du dir so sachte eine neue Stellung, in der Zeitung stehen immer welche, aber nicht so nahebei …«
    »Am Sonntag in Grünow, da weiß ich auch einen, der in den Mond kiekt!« sagt er nörgelig. »Und wer auf sein Geld warten kann, das bin ich!«
    »Aber, Hänseken, sei doch nicht so doof –! Ich brauch es dir doch nicht anzubieten, wenn ich nicht kommen will! Also, nicht wahr, du gehst –?«
    »Du hast es ja plötzlich mächtig eilig, mich loszuwerden – wen hast du denn jetzt auf dem Kieker?«
    »Du hast grade Ursache, eifersüchtig zu tun – ja, zu tun, denn du bist nicht die Spur eifersüchtig!«
    Er schweigt eine Weile, dann fragt er: »Wieviel Geld hast du denn?«
    »Ach, viel ist es nicht, wegen der Geldentwertung. Aber ich kann dir ja immer weiter geben, ich werd jetzt schon dafür sorgen, daß die Gnädige mir wertbeständig zahlt – in Birnbaum sollen sie ja ihren Lohn schon in Roggen kriegen …«
    »Du und Lohn in Roggen … Da denkt die Alte nie daran! Du bildest dir immer nur Blödsinn ein!« Er lacht verächtlich, es ist ihm sehr nötig, sich wieder ein bißchen obenauf zu fühlen. »Weißt du was, Mandchen, geh jetzt lieber gleich und hol dein Geld. Ich kann doch nicht ohne Geld im Wirtshaus sitzen. Und die Weio schickst du dabei auch gleich weg. Ich muß ja noch packen, das kann ich doch nicht so im Dunkeln! O Gott!« stöhnt er plötzlich auf. »Zwei schwere Handkoffer bis Grünow schleppen – so einen Quatsch kannst nur du dir ausdenken!«
    »Ach, Hänseken!« tröstet sie ihn. »Das ist ja alles nicht so schlimm, wenn du bloß heil davonkommst! Denk doch immer daran! Und ich trag auch

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