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Wolf unter Wölfen

Wolf unter Wölfen

Titel: Wolf unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Fallada
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hat Termin gehabt in seiner Sache mit Bäumer, und euer Rittmeister, der ein großer Mann ist, hat ihm beistehen wollen, ist dann aber abgehauen, großer Mann, sich ein Auto kaufen …«
    »Und der Termin?«
    »Geplatzt! Wegen Mangel an Beteiligung! Weil der Bäumer heute früh getürmt ist. Heute türmen sie anscheinend alle. Ich türme auch. Gleich. – Hurra! Und hier haben wir die Autospur – wer sagt es denn? Nun kommen Sie man die paar Schritte mit, daß Sie sich Ihren Kniebusch bekieken, damit Sie auch wissen, ich sohle Sie nicht an …«
    »Warum sind Sie denn hier hinten in den Wald gefahren, wenn Sie Kniebusch nach Hause fahren wollten? Und wie haben Sie denn Ihren Wagen verloren?«
    »Sie haben ’ne Ahnung vom Dunsein, Mensch! Sie sind wohl noch nie knille gewesen? So blau konnten wir doch nicht ins Dorf fahren – so blau waren wir ja nun doch wieder nicht. Fahren wir also hintenrum. Na, und wie wir hier im Walde sind, da spür ich ein menschliches Rühren. Raus mußich, der Kniebusch pennt, ich stolpere aus dem Wagen, in den Graben, raus, hinter einen Busch – eingepennt muß ich dann sein. Na, und wie ich aufwache, weiß ich ja erst gar nicht, was los ist … Ick socke einfach so los, und da treffe ich Sie. – Hoppla, und hier habe ich meinen Wagen!«
    Es ist freilich wirklich kein solches Prunkstück wie der Prackwitzsche Wagen, es ist ein richtiger Opel-Laubfrosch, eine Nuckelpinne … Aber das interessiert Pagel im Augenblick nicht so sehr. Es ist ja ein sehr kleiner, niedriger Wagen, der Höhenunterschied zwischen dem Waldboden und der Grundfläche des Wagens ist nicht bedeutend. Trotzdem ist es eine recht unbequeme Lage, in der da der Förster schläft, mit dem Kopf im Walde, mit den Füßen im Auto.
    Pagel hätte ja eigentlich noch einige argwöhnische Fragen an Herrn Meier zu stellen, woher er zum Beispiel auf den Namen Schwarzer Grund kommt. Aber Meier wird schon für alles eine Antwort wissen, eine wahre oder eine erlogene, wie der ganze Kerl ja ein unentwirrbares Gespinst aus Lügen und Wahrheit ist. Es wird schon ungefähr stimmen, was er erzählt hat, und wenn es auch nicht ganz stimmt, weil ja der geheimnisvolle Leutnant in der Erzählung völlig fehlt, der nach Pagels Gefühl unbedingt hineingehört, die Wahrheit aus dem Kerl rauszukriegen, das würde zu lange dauern. Jetzt muß unbedingt erst einmal der Förster nach Haus und ins Bett. Die jetzige Lage kann für einen fast Siebzigjährigen nicht gut sein, der Kopf ist blaurot.
    »Rein! Rein mit ihm!« befiehlt darum Pagel, denn Meier will den alten Mann aus dem Auto zerren.
    »Wieso rein? Ich hau ab! Ich hab’s eilig! Raus mit ihm!«
    »Rein! sage ich. Wahrscheinlich haben Sie den Kniebusch besoffen gemacht, so werden Sie ihn auch nach Haus fahren.«
    »Keine Ahnung! Ich hab’s eilig. – Und ich will mich in Neulohe auch nicht sehen lassen.«
    »Brauchen Sie gar nicht! Sie können bis an die Försterei durch den Wald fahren. Da sieht Sie keiner.«
    »Und wenn ich unterwegs geschnappt werde? Von den Landjägern oder den Zuchthausbrüdern? Nee, ich hau ab!«
    »Herr Meier!« warnt ihn Pagel. »Machen Sie keine Dummheiten! Lieber schieße ich Ihnen die Reifen am Wagen kaputt, als daß ich Sie weglasse!«
    Meier sieht wütend nach der Hand mit der Pistole.
    »Also fassen Sie an!« sagt er mürrisch. »Stecken Sie das Dings nur wieder weg! Jahupp, rin in die Ecke! Ach, is ja egal, wie er sitzt, der fällt doch gleich wieder um. Hauptsache, daß wir die Tür zukriegen. Ich weiß nicht«, schimpft Meier plötzlich wütend, »mit Neulohe habe ich auch immer Pech. Was ich auch mit Neulohe anfange, immer wird Dreck daraus. Aber ich revanchiere mich noch mal. Ihr Brüder werdet mich schon noch in den Magen kriegen –!«
    »Haben wir schon, Herr Meier! Haben wir schon reichlich!« sagt Pagel vergnügt und setzt sich neben Meier. Er freut sich, wie wütend der Kleine über die erpreßte Fuhre ist. »Ich würde auch nicht so hupen, schließlich besinnen sich die Herren Zuchthäusler noch darauf, daß mit einem Wagen am bequemsten nach Berlin zu kommen ist. So, nun ein bißchen links halten … Donnerwetter, was ist das?!«
    Ein großer, blauweißer Wagen schreit in der Kurve dicht vor ihnen auf.
    »Der Horch vom Rittmeister!« flüstert Meier und lenkt seinen Laubfrosch dicht an die Stämme.
    Der große Wagen heult noch einmal auf und rast an ihnen vorbei.
    »Der Rittmeister und die süße Weio!« grinst der kleine Meier, weiterfahrend. »Na,

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