Wolf
argwöhnisch.
„Verdammt, wenn die Polizei die Vermissten irgendwo findet, kriegen wir … ich ziemliche Schwierigkeiten“, murmelte Julian plötzlich wieder kraftlos. Valerion legte den Kopf leicht schräg, als dächte er über diese Worte nach, ohne sich zu entspannen und ohne den Blick von Julian zu lösen.
„Werden sie nicht“, sagte er schließlich. Sein Blick zuckte zum Fenster, dann wieder zu Julian.
„Wieso? Valerion, auch wenn sie irgendwo verscharrt sind, werden sie sie finden, früher oder später“, versuchte Julian es sanft. Valerion schüttelte allerdings nur den Kopf.
„Gott, ich werd hier gleich irre“, murmelte Julian, vergrub das Gesicht für einen Moment in den Händen. Er konnte sich echt kaum noch beherrschen, Valerion zu packen und zu schütteln, bis die Antworten aus seinem Mund fielen.
„Weg, wie in Luft aufgelöst“, sagte da Valerion. Julian blickte langsam - ungläubig - auf. Valerion blickte gerade wieder zum Fenster, er schien nervös zu sein.
„Das meinst du nicht wörtlich, oder?“, fragte Julian. Er wusste nicht genau, ob der Tonfall seiner flehenden Stimme daher rührte, dass er sich eine positive Antwort wünschte, oder daher, dass er eine vernünftige Antwort wollte.
„Doch“, kam es prompt zurück. Valerions Blick zuckte erneut zum Fenster, er begann unruhig von einem Bein aufs andere zu treten.
„Komm schon, das ist lächerlich“, ignorierte Julian das. Er war schließlich auch nicht gerade die Ruhe in Person.
„Ist so“, gab Valerion zurück, dann setzte er gleich hinzu: „Ich muss gehen.“
„Du kannst da bleiben. Auf dem Sofa pennen, wenn du magst“, schlug Julian sofort vor. Anschließend fragte er sich, ob er den Verstand verloren hatte. Valerion schüttelte den Kopf, ging los. Julian stand auf und meinte: „Ist sicher gemütlicher, als der Boden.“
Dabei wusste er ja gar nicht, ob Valerion wirklich auf dem Boden schlief. Der reagierte nicht, lief in den Vorraum.
„Nur keine Hektik“, murmelte Julian beleidigt. Im nächsten Moment horchte er verblüfft auf, als an seiner Tür gerüttelt wurde. Julian ging alarmiert los, erstarrte dann, als Valerion es war, der offensichtlich verzweifelt an der Tür rüttelte.
„Es ist abgeschlossen“, kam es automatisch aus Julians Mund. Das machte er immer, sobald er dir Tür hinter sich zuzog. Valerion wandte sich ihm halb zu, die nackte Panik stand in seinem Gesicht. Das rüttelte Julian auf und er trat zu ihm. Wieder rüttelte Valerion an der Klinke, stieß dabei ein Winseln aus.
„Ganz ruhig, ich mach ja“, sagte Julian verständnislos und drehte den Schlüssel um. Schneller als er schauen konnte, sprintete Valerion aus der Wohnung, den Gang entlang und die Stufen nach unten. Julian schüttelte den Kopf. Sollte er jetzt beleidigt sein, weil er so schnell abgehauen war?
Egal, immerhin hatte er ihm Antworten gegeben. Mit einem Seufzen schloss Julian wieder ab, ging ins Wohnzimmer zurück. Im Vorbeigehen schaltete er das Licht an, trat in seine Küche, um sich etwas zu essen zu nehmen. Nachdenklich saß er dann damit in seinem Sofa. Valerion behauptete also allen Ernstes, dass das keine Kinder gewesen waren. Was immer das heißen mochte. Und sie hätten sich in Luft aufgelöst. Was immer das heißen mochte.
Sollte Julian jetzt beruhigt sein? Ja, eigentlich schon.
Noch einmal rief er sich Valerions Verhalten heute in Erinnerung. Er war nervös und angespannt gewesen, aber das war bei ihm ja Normalzustand. Seine Antworten hingegen, hatten glaubwürdig und sicher geklungen. Oder war das nur etwas, was Julian sich einredete, um sein eigenes Gewissen zu beruhigen?
Vermutlich, aber er würde es trotzdem glauben. Er würde es glauben und gleichzeitig ganz weit hinten in seinem Kopf einsperren, nicht mehr daran denken.
Kapitel 7
Was natürlich nicht wirklich funktionierte. Die nächsten Tage noch, war er ziemlich angespannt, die Panik lauerte darauf, über ihn herzufallen. Jeden Abend, nach seiner Dämmerungsfütterung, blieb er im Park, wie um sich zu beweisen, dass er keine Angst hatte. Dass er dabei jedoch Zuflucht zwischen den Zäunen suchte, machte diesen Beweis eher nichtig. Sein Wolf tauchte zuverlässig auf. Den ersten Tag beobachtete der ihn nur, wie Valerion, aus der Ferne. Zu dem war er nicht gegangen, wozu auch. Valerion brauchte ihn nicht mehr. Seine Wunde war so gut wie verheilt.
Am nächsten Abend kam sein Wolf näher. Julian blickte ihn an, wie der Wolf ihn beobachtete. Es
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