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Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ambros
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geklungen. Und so wie über den Hofa sind sie auch über mich drübergefahren.
    »Da stellst dich rein, und jetzt sing.« Und ansonsten halt die Pappen.
    Auf der Rückseite der Single war mein allererstes selbst gedichtetes Lied drauf. I bin allan . Eine Errungenschaft aus meiner endlosen Tramperzeit, ich bin ja in der Zwischenzeit noch dreimal nach England gestoppt, wegen der Kathi, dem schönen Hippie-Mädchen, und ein paar anderen. Ich hab mir gedacht, das war’s, du hast deine Chance gehabt, aber werden wird das nix mit dem Hofa. Wie man sich doch täuschen kann. Die Geburt einer Leiche war der Beginn meiner Karriere.
    Ende Oktober ist die Platte erschienen. Und sie haben uns auf Ö3 gespielt, der Sender war damals noch neu. Der Winkler von der Amadeo hat uns drauf aufmerksam gemacht und meine Freundin der Stunde, die flotte Charlotte, hat uns vor ihrem Radio versammelt irgendwo im achtzehnten Bezirk. Und auf einmal hörten wir ihn, den Hofa. Gleich nach den Rolling Stones, was das Ganze noch erbärmlicher klingen ließ. Aber den Leuten hat’s gefallen, Ö3 hat uns brav gespielt, jeden Tag zehnmal, und dann kam die erste Hitparade, mit uns als Nummer eins.
    Leser: »Da wird’s rundgegangen sein bei der Charlotte.«
    Die ganze Nacht, kawumm. Platz eins, leckomio, meine Fresse! Ich hab damit gerechnet, dass aus unserem Hofa was wird. Ich hab nicht damit gerechnet, dass aus dem Hofa was wird, den dieAmadeo draus gemacht hat. Ich war irgendwie im Zwiespalt. Es war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Aber es war eine Platte. Die ein gewisses Maß an Verbreitung finden wird. Das wiederum heißt: Ich kriege Auftritte und werde berühmt.
    Was sich dann ja auch bewahrheitet hat. Dass das nicht selbstverständlich war, kam mir erst weitaus später zu Bewusstsein. Dass wir den ganzen Herbst über Nummer eins waren und keinen Groschen dran verdient haben, ist uns aufgefallen, wie uns der Winkler fragte, ob wir uns schon bei der AKM angemeldet haben. Weder der Joesi noch ich wussten, dass die AKM eine Verwertungsgesellschaft ist, die in Österreich die Rechte der Autoren, Komponisten und Musikverleger vertritt. Von der AKM, erklärte der Winkler, der seitens der Amadeo zwar die Produktion, aber uns nur einen Pappenstiel bezahlt hat, bekämen wir Tantiemen, wenn sie unsere Lieder im Radio spielen.
    Bei der AKM empfingen sie uns mit den Worten: »Wir haben schon auf euch gewartet.«
    Wie sie uns das Anmeldeformular rübergeschoben haben, wussten wir auch, warum: Beitrittsgebühr fünfhundert Schilling. Uns hat fast der Schlag getroffen, wir hatten miteinander vielleicht fünf Schilling dabei.
    »Keine Sorge«, beruhigte man uns, »euer Verrechnungskonto steht weit über zehntausend Schilling, wollt ihr einen Vorschuss?«
    Hat uns zum zweiten Mal fast der Schlag getroffen, dann haben wir genickt.
    »Also zehntausend Schilling sind kein Problem, damit ist die Anmeldegebühr auch schon beglichen.«
    Hat uns zum dritten Mal fast der Schlag getroffen, so viel Geld hatten wir auf einem Haufen nie auch nur gesehen.
    Und dann sind wir, jeder mit einem Zehner-Schmaus im Sack, in die Judengasse gefahren, zu den ganzen hippen Geschäften, und haben uns eingekleidet. Glockenhosen, Leiberl und hohe Schuhe. Auf denen sind wir rausmarschiert als neue Menschen. Wir haben uns im Vorbeigehen in den Auslagen angeschaut und Stars gesehen.

5
Der Berg ist ein Hund
    Mein Bekanntheitsgrad lag bei null Prozent. Es hatte zwar jeder den Hofa im Ohr, aber niemand meine Visage vor Augen. Aufgrund der tiefen Stimme und des eigenwilligen Vortrags meinerseits hielten mich die Leute für einen mittelalterlichen, dicken Mann mit Bart.
    Ich war das genaue Gegenteil. Zaundürr, blutjung, mit langen Zotteln. Aber das wusste niemand, der mich nicht zufällig kannte. Woher auch. Medien hat es in dem Überfluss wie heute nicht gegeben, das Fernsehen hat sich in keiner Weise für mich interessiert, und wenn man mich im Radio hörte, sah mich auch keiner mit den Ohren. Ich war ein Phantom. W. Ambros, erfolgreich unsichtbar.
    Um das zu ändern, mussten Auftritte her. Als Nummer eins willst du ja nicht mehr am Theseustempel mit dem Hut absammeln gehen. Und tatsächlich kamen die ersten Anfragen. Mein Debüt auf der Bühne habe ich dem Waterloo zu verdanken. Wenn er nicht Indianer ist, heißt er Hansi Kreuzmayr, und er trat damals als Duo mit dem Sepp Krassnitzer auf, Waterloo & Robinson. Die Zwei waren nicht lange davor in der Show-Chance entdeckt worden, dem

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