Wolfgang Ambros - Die Biografie
gesagt wurde. Ich wollte nur, dass die Platte fertig und gut wird. Und dann ist die Tür vom Studio aufgegangen und in der Folge noch so einige andere.
Ins Fenster zum Aufnahmeraum schiebt sich ein feistes Gesicht mit Vollbart. Der dazugehörige Kasten von einem Körper ist beleibt, die Erscheinung insgesamt pampig. »Wo ist der Hofa?«, donnert die Stimme der Arroganz. Der Typ ist mir in der Sekunde unsympathisch.
»Na, dir werde ich …«, sag ich, es hat mir langsam gereicht mit dem Hofa. Ich weiß, dass er mich hört, weil das Talkpad offen ist, aber dann gehe ich doch hinaus.
Der Mensch ist doppelt so breit wie ich und einen Kopf größer. »Mein Name ist Wolfgang Ambros, ja? Sie merken sich das besser oder wir brauchen überhaupt nicht zu reden.« Da ist er einen halben Kopf kürzer, also wieder auf Augenhöhe.
Er gab sich als Johann Hausner zu erkennen. Er habe eine Managementagentur, konkret die AMA, die Austrian Management Agentur, und tät sich interessieren, mich in allen Belangen zu vertreten. Gegen eine Beteiligung von zwanzig Prozent würde er mir so und so viele Auftritte garantieren und die Vertragsverhandlungen, die tatsächlich anstanden, übernehmen. Mein Deal mit dem Rene beschränkte sich ja nur auf die Single, jetzt galt es, das Album unter Dach und Fach zu bringen. Er habe den Vertrag mit der Amadeo schon gelesen, der sei ein Witz, er könne dort viel bessere Bedingungen herausschinden. »Überlegen Sie sich das, Herr Ambros, auf Wiedersehen.«
Zur Sicherheit fragte ich den Peter Müller, ob das wieder soein Aasgeier wäre, aber der meinte, nein, der Hausner sei nicht zuwider, der sei ein Franker. Er mache einen guten Job und habe die besten Künstler an der Hand. Also haben der Joesi und ich uns noch einmal mit ihm zusammengesetzt und die Eckdaten besprochen. Der Joesi stellte immer die Fragen, die mir nicht eingefallen wären. Der Hausner hat alle zur Zufriedenheit beantwortet und wir haben einen Jahresvertrag unterschrieben. Mithin hatte ich einen echten Manager.
Und kurz darauf ein Album, mein erstes, damals hieß das noch Langspielplatte. Alles andere zählt net mehr. Es schlug ein wie eine Splittergranate. Die Hofa -Single verkaufte sich dreißigtausend Mal, beim Album kamen wir auf zwölf-, fünfzehntausend verkaufte Stück, das hatte es in dem Land bisher nicht gegeben. Was dem Herrn Hausner die Vertragsverhandlungen für die nächste Platte auch ein wenig erleichterte. Der Plan für den Deal: Erst das Album, dann die Auskopplung, nicht umgekehrt, wie wir es vorher gemacht hatten.
Auf einmal musste ich Autogrammstunden geben. Dafür wurden sogar Kärtchen gedruckt, ich mit dem rosa Pullover, Gott sei Dank war das Foto schwarz-weiß. Und bei so einer Autogrammstunde im Messegelände habe ich die Christl kennengelernt. Sie war kein Fan, sie war Hostess dort, ein Model in der Agentur von der Ute Lackner. Blonde Haare, eine süße Figur, kein BH, wie alle damals. Ansonsten war sie gar nicht wie alle.
Wir haben uns verabredet, wir haben uns getroffen, wir haben gevögelt. Und irgendwann war klar, wir könnten eigentlich zusammenbleiben. Ich habe mein Leben unter den Bienen aufgegeben, wo ich bislang von einer Blüte zur anderen taumelte, und zog zu ihr nach Favoriten. In die Leibnitzgasse, parallel zur Laxenburger Straße, links rüber Richtung FavAC-Platz, dem Hauptquartier der glühenden Austrianer. Ich hatte bis dahin nicht das leistete Interesse an Fußball, aber seither bin ich auch ein glühender Austrianer. Und hatte fürderhin einen festen Wohnsitz, für die nächsten fünf Jahre. Alles wegen der Christl. Es ist gewaltig bergauf gegangen mit mir.
Bei der Christl war ich der Held im Haus, vor dem Publikum der Stargast. Das Seltsame war, dass ich jetzt in Konzerthallen spielte und eine Nummer war, die zog. Aber obwohl sich mein Programm rapide erweitert hatte, konnte ich noch immer nicht mehr als eine Stunde füllen, für einen ganzen Abend waren nach wie vor nicht genug Lieder da. Deshalb trat ich meistens als Pausenkasperl auf, verkleidet als Attraktion vor einer Gruppe, die der Johann Hausner in seinem Repertoire führte, zum Beispiel die Red Devils. Die Notwendigkeit einer Band wurde immer dringlicher. So als Mauer, die hinter dir steht und dir den Rücken frei hält, wenn die Dinge ins Diffuse schlittern.
Meine erste Band habe ich Abadie genannt. Wie die Papers für die Joints und symbolisch für: eine Partie, wie man’s sagt, wenn man schon einen leichten Zungenschlag
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