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Wolfgang Ambros - Die Biografie

Wolfgang Ambros - Die Biografie

Titel: Wolfgang Ambros - Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ambros
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vom Hawelka, ich habe Würschtel gegessen, er hat seinen Senf dazugegeben. Er sei seit einer Woche aus Amerika zurück, wo er jetzt lange war, erzählte er, und er habe von mir gehört. Wir sind ins Reden gekommen, und zur Sperrstunde nahm er mich mit in die Mahlerstraße, wo er mit der Malerin Evi Tauchen, seiner späteren Frau, logierte, in einem pompösen Altbau von riesigen Ausmaßen. Zur Dimension passend hat er gleich einmal einen Ofen gebaut, ein pompöses Rohr von riesigen Ausmaßen, ich bin von dort gar nicht mehr nach Hause gegangen. Und das lag am wenigsten daran, dass ich zu der Zeit – das war vor der Christl – noch kein Zuhause hatte. Es lag daran, dass der Herr Tauchen sich so ins Match spielte, dass sich das bewährte Duo Prokopetz-Ambros zu einem Trio auswuchs. Ich habe ein Zimmer in der Mahlerstraße gekriegt und bin quasi hingezogen.
    Eines Abends kommt der Rudi Margreiter, ein Freund aus Innsbruck, zu Besuch und bringt uns eine Geschichte mit, die in unserem Leben noch eine viele Abende füllende Rolle spielen sollte. Er erzählt uns vom Watzmann, einem Hund. Und wie irre sich der in der Waldviertler WG aufgeführt hat, wo der Rudi noch vor Kurzem gewohnt hat, weil er ständig stoned war, der Hund. Wie wir alle im Übrigen, nachgerade an diesem Abend. Weshalb wir uns auch deppert lachen, wie uns der Margreiter beharrlich erklärt: »Der Watzmann ist auch ein Berg. Den gibt’s wirklich.« Wir hauen uns minutenlang ab. Der Watzmann, hahahaha, ein Berg, hohoho.
    Wie es der Zufall will, gibt es gegen zehn am Abend im Fernsehen, alles noch schwarz-weiß, einen Film, der heißt Erde. So ein Luis-Trenker-artiges Epos, aber noch viel dramatischer. Es dauert keine Viertelstunde, da reden wir nur mehr so wie die in dem Heimatschinken. Der Watzmann ruft! Der Bua stirbt! Der Tauchen sagt: »Jessas!« Lachkrampf. Der Joesi sagt: »Jessas, naa!« Wir liegen am Boden und können nicht mehr.
    So geht es weiter bis vier in der Früh. Ich hol die Gitarre, der Joesi kritzelt Dialoge auf ein Blatt Papier, ich singe. So ist das Konzept vom Watzmann entstanden.
    In unserem Dampf war es nicht zu vermeiden, dass wir irgendwann weggebröckelt sind. Nur der Fredi Tauchen ist wach geblieben und hat das aufgeschrieben. Am nächsten Tag zeigte er uns die Ausgeburt des Wahnsinns und wollte gleich weitermachen. Ich hab abgewinkt, in gegebenem Zustand, aber der Tauchen hat uns überredet. Das Gerüst war da und bald darauf auch die ersten drei Szenen. Die Auseinandersetzung vom Buam mit dem Vater, der Streit, das Raufklettern und Runterfallen. Mit den dazugehörigen Liedern. Der Berg, Vater, Vater, lass mich ziehen und Er fällt, er fällt. Die ganze Dramatik des Stücks. Die ersten zwölf Minuten vom Watzmann waren fertig.
    Die nächste Idee war, die Ausbeute dem Alfred Treiber, damals Chef der Ö3 Musikbox, vorzulegen. Wir sind ins Funkhaus marschiert, mit einer Gitarre und einer Flasche Schnaps, wie esimmer wieder zitiert wird. Wir haben ihm das mit verteilten Rollen vorgespielt, ich hab die Lieder gesungen. Am Ende sagte der Treiber: »Da machen wir ein Hörspiel draus.« Und es ist ausgestrahlt worden, mit einer unglaublichen Resonanz.
    Das kam uns wieder in den Sinn, wie der Festwochen-Boss nach der Alchemist- Premiere auf eine weitere Zusammenarbeit reflektiert hat. Da hatten wir das Eigene, das er wollte. Gegen kein Geld natürlich. Das Gegenfestival war Ulli Baumgartners Baby, es hat keine Subvention von der Stadt gegeben oder sonst wem. Der Tauchen, der sich rasch als unser Sprecher hervortat, schlug vor, dass man die mickrige Gage für den Bänkelgesang insofern kompensieren könnte, als man den Zwölf-Minuten- Watzmann in Form einer Late-Night-Show dranhängt. Als eigenständige Zugabe, wenn das Theaterstück zu Ende ist und die Leute noch drinnen sind. So, verehrtes Publikum, jetzt gibt es noch eine Stunde Entertainment von anderer Art.
    »Ja«, hat der Baumgartner gesagt, »wenn euch das so am Herzen liegt, dann macht’s das.«
    Es war ein Renner, das Watzmann- Fragment. Die Zuschauer haben gejohlt und gepfiffen und geschrien. Das Publikum war begeistert. Dazwischen ist eine Stripperin aufgetreten. Der Magic Christian hatte seinen ersten großen Auftritt als Zauberer und ist mit riesigen Spielkarten angetanzt. Wir haben mit der Band Abadie aufgegeigt. Bis Mitternacht war im Zwanzgerhaus der Bär los. Teilweise haben sich die Leute das Dunlop-Stück gar nicht mehr angeschaut und sind erst um elf Uhr wegen uns

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