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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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hinaus hatte ihn erschreckt, denn er hatte ihm klargemacht, daß er Bressers Worte nicht ernst genug genommen hatte.
    Noch während er diesen Gedanken nachging, schlief er wieder ein, und das nächste Mal erwachte er nicht von selbst, sondern durch eine Hand, die sanft, aber beharrlich an seiner Schulter rüttelte. Er fühlte sich immer noch müde, wenngleich er jetzt auch nicht mehr die bleierne Schwere eines Fieberschlafes in seinen Gliedern spürte. Er hob die Hand, versuchte vergeblich, den Arm von sich zu schieben.
    Schließlich öffnete er die Augen und blickte in das besorgte Gesicht des Arztes, den er vor einer Woche zu Katrin gerufen hatte.
    »Pater Tobias?« Der Arzt lächelte ein kaltes, mitleidloses Lächeln. »Es ist gar nicht so leicht, Euch wachzubekom-men.«
    »Ich bin müde«, antwortete Tobias leise. »Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?«
    »Daß Ihr diese Frage stellt, ist ein gutes Zeichen«, antwortete der Arzt. »Wie fühlt Ihr Euch?«
    Tobias lauschte einen Moment in sich hinein, aber er mußte sich eingestehen, daß er die Frage nicht beantworten konnte. Er fühlte sich schwach, müde und ausgelaugt, aber er hatte einfach zu wenig Erfahrung darin, krank zu sein, also zuckte er einfach mit den Achseln. »Ich denke, es geht schon wieder«, antwortete er. »Noch ein paar Stunden Ruhe, und ich werde wieder aufstehen können.«
    »Und ich denke, solche Entscheidungen überlaßt Ihr besser mir, Pater«, sagte der Arzt und drohte ihm spöttisch mit dem Zeigefinger. »Schließlich mische ich mich auch nicht in Eure Geschäfte ein und versuche, das Seelenheil Eurer Schäfchen zu retten, oder?«
    »Ich mache Euch eine Menge Mühe, nicht wahr?« sagte Tobias leise.
    Das Lächeln in den Augen des Arztes erlosch. »Ihr macht mir eine Menge Kopfzerbrechen«, antwortete er ernst. »Ich weiß einfach nicht, was mit Euch los ist. Als wir uns das 269
    letzte Mal trafen, da wart Ihr der gesündeste Mensch, mit dem ich seit Monaten zu tun hatte. Und vor zwei Tagen war ich ernsthaft in Sorge, Euch zu verlieren.«
    »Was ist passiert?« fragte Tobias.
    Der Arzt seufzte. »Ich hatte gehofft, genau diese Frage Euch stellen zu können«, antwortete er. Er seufzte abermals.
    »Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung. Habt Ihr irgend etwas Verdorbenes gegessen oder getrunken?«
    Tobias schüttelte den Kopf, ohne zu überlegen. »War es eine Vergiftung?« fragte er.
    Wieder bestand die Antwort des Arztes aus einem Achselzucken. »Ich weiß es nicht«, wiederholte er. »Die Symptome deuten darauf hin. Aber wenn Ihr sagt, Ihr hättet weder etwas gegessen noch getrunken . . .« Er stockte einen Moment, legte den Kopf auf die Seite und sah Tobias forschend an. »Habt Ihr ein Pilzgericht gegessen?« fragte er.
    Tobias erstarrte. Für einen Moment tauchte das Bild einer schwarzen Alptraumlichtung vor seinem geistigen Auge auf, einer Lichtung voller weißer, toter Pilze, von verdorbener Erde.
    »Ich frage nur, weil die Symptome auf eine Vergiftung durch Pilze hinweisen«, fuhr der Arzt fort.
    Tobias reagierte immer noch nicht. Er hatte das Gefühl, einen Schlag mit einem nassen Lappen ins Gesicht bekommen zu haben. Pilze? Aber das war doch . . . unmöglich.
    »Ich fürchte«, fuhr der Arzt seufzend fort, als Tobias auch jetzt noch keine Anstalten machte zu antworten, »wir werden es wohl nie ganz herausbekommen. Aber die Hauptsache ist, es geht Euch wieder besser. Wenn Ihr Euch noch einige Tage schont und im Bett bleibt, dann seid Ihr bald wieder bei Kräften.«
    Tobias hörte seine Worte kaum. Voller Entsetzen starrte er den Arzt an. Es war vollkommen ausgeschlossen, nicht, wenn er nicht wirklich anfangen wollte, an Hexerei und Schwarze Magie zu glauben!
    Der Arzt sah ihn noch einen Moment stumm an. Dann
    beugte er sich herab, um etwas vom Boden aufzuheben und in seine Tasche zu legen, verschloß sie mit kleinen, sehr sorg-270
    fältigen Bewegungen und stand auf. Tobias wollte sich im Bett aufrichten, aber er schüttelte rasch den Kopf und machte eine warnende Handbewegung. »Bleibt nur liegen«, sagte er. »Begeht nicht den Fehler, Eure Kräfte zu überschätzen, nur weil Ihr Euch ein wenig besser fühlt.«
    »Aber ich . . . fühle mich schon besser«, widersprach Tobias.
    »Ja, das sieht man Euch an«, antwortete der Arzt spöttisch. »Ihr seht wirklich aus wie das blühende Leben selbst, Vater.«
    »Bitte bleibt noch einen Moment.« Tobias ignorierte den mißbilligenden Blick des Arztes und richtete sich doch auf

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