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Wolfgang Hohlbein -

Wolfgang Hohlbein -

Titel: Wolfgang Hohlbein - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Inquisito
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die Ellbogen auf. »Eine Pilzvergiftung, sagt Ihr? Seid Ihr da sicher?«
    »Nein. Ich fragte, ob Ihr Pilze gegessen habt. Es kann auch irgend etwas anderes gewesen sein. Man erzählte mir, Ihr wärt nachts im Wald gewesen. Vielleicht habt ihr eine giftige Pflanze berührt oder . . .« Er schwieg einen Moment. »Habt Ihr aus dem See getrunken?«
    Tobias schüttelte den Kopf, und der Arzt seufzte wiederum tief. »Dann weiß ich es auch nicht«, sagte er. »Aber wie gesagt - es spielt eigentlich auch keine Rolle. Ihr habt es überstanden. Und nun muß ich gehen, Vater, ich habe noch viel Arbeit. Ich lasse Euch noch etwas von dem Pulver hier, das Maria Euch in den letzten beiden Tagen gegeben hat. In zwei oder drei Tagen komme ich noch einmal vorbei und sehe nach Euch. Solange verlaßt Ihr dieses Zimmer nicht, habt Ihr verstanden?«
    »Ja«, antwortete Tobias, »aber ich kann nicht hier liegen bleiben. Ich habe wichtige Dinge zu tun, das wißt Ihr.«
    Ein Schatten huschte über das Gesicht des Arztes, aber zu Tobias' Überraschung widersprach er nicht. »Also gut«, sagte er schweren Herzens, »dann versprecht mir zumindest, Euch nicht zu überanstrengen. Wenn Ihr fühlt, daß Eure Kräfte nachlassen, dann legt Euch hin und ruht aus. Und eßt und trinkt, soviel Ihr könnt. Ihr habt in den letzten Tagen viel Kraft verloren.«
    Nachdem Tobias versprochen hatte, auf sich achtzugeben, 271
    verließ der Arzt das Zimmer. Einen Moment später trat Maria ein. Sie trug ein Tablett mit Brot, das frisch aus dem Backofen kam und dessen Duft das ganze Zimmer erfüllte, und eine weitere Schale ihrer köstlichen Suppe.
    Der Mönch verspeiste fast alles, was sie ihm gebracht hatte. Maria blieb die ganze Zeit bei ihm und sah ihm mit einer Mischung aus Zufriedenheit und Sorge zu. Sie sagte kein Wort, aber sie machte auch keine Anstalten, das Zimmer zu verlassen, als er gegessen hatte, sondern räumte die Reste nur wieder auf ihr Tablett und stellte es zu Boden, ehe sie auf dem Hocker neben seinem Bett Platz nahm.
    »Ihr müßt nicht hierbleiben und auf mich aufpassen«, sagte Tobias. »Es geht mir schon wieder ganz gut.«
    »Das ist es ja gerade, was mir Sorgen macht«, antwortete Maria. »Ich fürchte, wenn ich nicht hierbleibe und auf Euch achtgebe, dann spaziert Ihr sogleich wieder hinaus.«
    »Ihr habt an der Tür gelauscht«, sagte Tobias.
    »Nein«, antwortete Maria. »Ich habe mit dem Arzt
    gesprochen, bevor er hier hereinkam.«
    Gegen seinen Willen mußte der Mönch lächeln. Dann
    wurde er sofort wieder ernst. »Wie geht es Katrin?« fragte er.
    »Im Augenblick besser als Euch«, antwortete Maria. »Der Arzt hat nach ihr gesehen, als er vor zwei Tagen bei Euch war. Er ist auch jetzt noch einmal zu ihr hinaufgegangen.
    Aber sie erholt sich erstaunlich schnell. Sie wird rascher wieder bei Kräften sein als Ihr, wenn Ihr nicht aufpaßt.«
    Sie lächelte bei diesen Worten, aber Tobias glaubte, auch eine ganz schwache Spur von Sorge in ihrer Stimme zu erkennen. Und er glaubte auch zu wissen, welchen Grund diese Sorge hatte.
    »Geht und holt Euren Mann«, sagte er. »Ich habe etwas mit ihm zu besprechen.«
    Maria zögerte. »Es wäre besser, wenn Ihr Euch schont, Tobias«, sagte sie.
    »Natürlich wäre das besser«, erwiderte Tobias. »Dummer-weise habe ich keine Zeit dazu. Also seid so lieb und holt Bresser, bevor ich selbst aufstehen muß, um nach ihm zu sehen.«
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    Maria gab auf. Mit einem Blick, als betrachte sie ein störrisches Kind, erhob sie sich, nahm ihr Tablett und verließ das Zimmer. Tobias hörte sie draußen auf dem Flur mit jemandem reden, und nur wenige Augenblicke später wurde die Tür wieder geöffnet.
    Aber es war nicht Bresser, der hereinkam, sondern Graf Theowulf.
    Er sah müde aus. Seine Kleider waren staubig, und das alberne weiße Hütchen saß schräg auf seinem Kopf. Trotzdem lächelte er, als er sich dem Bett mit Tobias näherte, und hob in einer jovialen Geste die Hand.
    »Pater Tobias«, sagte er in aufgeräumtem Tonfall. »Ich höre, es geht Euch schon wieder besser. Gott sei gepriesen.«
    Schwang da Spott in den letzten drei Worten mit? Tobias war nicht sicher, aber das Lächeln, mit dem er auf Theowulfs Begrüßung antwortete, fiel weniger freundlich aus, als er eigentlich beabsichtigt hatte.
    Der Graf reagierte jedoch nicht darauf, sondern zog sich mit einer lässigen Fußbewegung den Schemel heran und ließ sich darauf niederfallen. Er atmete hörbar auf. Tobias sah, daß er in Schweiß gebadet

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