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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Zeitungsbild von Stahl. Dieses verächtliche Grinsen.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte sie ein Mann, der sie sorgenvoll von der Seite aus ansah.
    Julia zeigte keine Reaktion. Der Mann wiederholte seine Frage und legte seine Hand fürsorglich auf ihre Schulter. Erst jetzt kam sie zu sich.
    »Wie?«, fragte sie benommen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Julia lächelte und verneinte. Der Mann ging weiter. Julia nahm Stahl erneut ins Visier. Sie spuckte gegen die Scheibe und setzte ihren Weg fort.
    *
    Der Sicherheitsgürtel rund um die Festung Marienberg wurde zunehmend undurchdringlicher. Die Sperrmeile begann bei der Zufahrt hinauf zur Festung. Davor schützten gepanzerte Einsatzwagen der Polizei, mobile Metallabsperrungen, Wasserwerfer und aufmarschierende Trupps von Bundesgrenzschutzbeamten in martialischen Uniformen die neu gezogene Grenze. Das Idyll einer sonst friedfertigen Vorstadt mit Fachwerkhäuschen und gepflegten Gärten war einer maßlos scheinenden, hochgerüsteten Streitmacht gewichen, die nervös darauf bedacht war, jede aufkeimende Bedrohung des Sicherheitsnetzes im Ansatz zu unterbinden – wenn notwendig unter Einsatz ihrer zahlreichen Waffen.
    Lediglich Anwohner durften unter Vorlage des Ausweises und einer Überprüfung ihres Fahrzeuges passieren. Dahinter durchkämmten Sicherheitsleute Gärten, Keller und Dachböden nach auffälligen Vorrichtungen und ordneten an, dass solche abgebaut wurden.
    Die Bauarbeiter innerhalb der Festung standen derweil unter Aufsicht bewaffneter Polizeieinheiten. Jede Lieferung, die von den Kleinlastern durch die engen Burgtore heraufgeschafft wurde, unterlag strengsten Kontrollen. Hubschrauber kreisten über der Burg. Sie dirigierten über Funk mobile Einheiten durch die steilen Lagen der Weinberge, die den Marienberg umgaben. Technische Hilfseinheiten überprüften dazwischen die Eingänge zu den weit verzweigten unterirdischen Gängen. Türen und Schlösser wurden auf Verschluss geprüft. Manche mussten nachgesichert werden, sodass ein Eindringen von außen unmöglich war.
    Vom gegenüberliegenden Nikolausberg überwachten Kameras die Vorgänge am Marienberg. Weitere waren hoch oben auf den Baukränen installiert. Von dort aus sollten sie tief in den Burghof schauen und die Vorgänge überwachen können. Scharfschützen der Sondereinsatzkommandos stiegen den hohen und windigen Weg hinauf in die Kanzeln und überprüften die Sicht in den Burggraben und auf die Fenster und Eingänge der Burg sowie auf die Fußwege, die von der Stadt heraufführten.
    Gesteuert wurden Überwachungstechnik und Einsatzkräfte von einem Lagezentrum aus, das in der Polizeidirektion am Main untergebracht war. Im obersten Stockwerk wurden Monitore, Steuerungseinheiten und Computer an der Main und Festung zugewandten Fensterfront aufgebaut. Von dort oben aus hatte man einen ungehinderten Blick auf die Burg. Unter den Technikern und Polizeibeamten befanden sich amerikanische Kollegen in Zivil. Sie standen im Funkkontakt mit ihrer Basisstation in Frankfurt, die Satellitenbilder auf die Monitore übertrug. Sie waren gestochen scharf und ließen sogar die Zigarettenmarke erkennen, die die Einsatzkräfte auf der Burg rauchten.
    Ergänzt wurden die Bilder durch Einspielungen von Funksprüchen, die in keinster Weise sicherheitstechnischer oder militärischer Natur waren. Die Lautsprecher gaben sich überlagernde Privatgespräche wieder, die von einem Übertragungswagen an der Frankenwarte gesendet wurden. Er hatte seine Richtantenne auf die Sendemasten der Telekom und der privaten Konkurrenz ausgerichtet. Sie thronten wie überdimensionale Spargel über der Stadt. Die fränkischen Polizisten staunten nicht schlecht, was ihre amerikanischen Kollegen da machten.
    Ein Deutscher wagte zu sagen: »Excuse me, but this is illegal.«
    Der Beamte erntete ein müdes Lächeln. »No«, antwortete der Amerikaner gelassen, »that’s just another way of security.«
    Er wandte sich gelangweilt ab und sprach in sein Mikrophon:
    »Testing. Signal, please.«
    Aus den Lautsprechern war Straßenlärm zu hören. Wie von Geisterhand bewegt zeichnete sich plötzlich ein Gespräch auf einem Monitor ab, das offensichtlich von einem Handy aus geführt wurde. Der sich aufbauende Text entsprach der Stimme, die aus einem der Lautsprecher drang. Ein Wörterbuch wurde eingespielt, das an der Seite sämtliche verdächtigen Wörter, die der Handybesitzer sprach, herausfilterte und sie untereinander aufreihte. Das Programm wies jedem

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