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Wolfsblues

Wolfsblues

Titel: Wolfsblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Crown
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…« Tyler unterbrach den Freudentaumel mit seinem Einwurf. Was hatte er vor? Auf Knien rutschte er die wenigen Meter zu uns. Mist! Ich hatte ihm fraglos zu viel Demut eingeprügelt. Das hatte ich mit Sicherheit nicht gewollt!
    »Ich möchte etwas äußern, wenn es euch recht ist.« Er sprach uns beide an, nicht nur Chris. Ich hatte meine liebe Mühe, ihn zu verstehen, näselte er dank des Gipses stark. Er traute sich kaum, den Mund aufzumachen. Vom Großmaul zum Angsthäschen - irgendetwas dazwischen wäre mir angenehmer gewesen. Beiderlei Extreme gefielen mir ganz und gar nicht.
    »Wähle deine Worte mit Bedacht, Tyler.« Chris’ Tonfall besaß eine ungewohnte Schärfe. »Ich werde keinen weiteren Affront gegen meine Gefährtin dulden.«
    Ich hielt ihn durch eine sachte Berührung meiner Hand in seinem Zorn zurück. Chris war erbost und seine Nasenflügel bebten vor aufgestauter Wut. Tyler wollte mir in keinster Weise Böses.
    Spürte er als Alphawolf das nicht? Nein, die emotionalen Belange seiner Wölfe waren mitnichten sein Ding. Dafür war ich nunmehr zuständig.
    »Ja, Alpha!« Tyler senkte unterwürfig den Blick, noch immer auf den Knien.
    Ich erhob mich von meinem Stuhl. Und auch, wenn es in unserem Rudel zwangloser zuging, als in anderen Rudeln, stand die übrige Führungsriege mit mir auf. Schlichtweg aus Etikette. Und Chris, weil mein Kopf sonst über seinem wäre. Antiquiert, aber das konnte sein Wolf mitnichten ablegen.
    »Schieß los, Ty!«, wählte ich seufzend die Koseform seines Namens, die auch Abby nutzte. Ich versuchte, dadurch ein wenig Vertrautheit einfließen zu lassen und hoffte, ihn zu entkrampfen. Es wirkte, hob Tyler den Blick mit einem schiefen Lächeln.
    »Es tut mir leid, Alphagefährtin.«
    Nicht Alpha, doch er sprach mir immerhin die Position einer Gefährtin zu. Für den Anfang war das nicht schlecht.
    »Ich akzeptiere deinen Rang im Rudel und maße mir nicht mehr an, ihn anzuzweifeln, Megan.« In Tylers Worten lag keine Lüge, auch wenn ich ihn kaum verstand, infolge meiner Vorzugsbehandlung seiner Nase. Der arme Kerl hatte darüber hinaus noch etliche Zähne gelassen. Mir tat es leid, aber das durfte ich nicht offen zugeben.
    »Danke, Ty. Ich würde dir ungern abermals dein hübsches Näschen brechen müssen.« So viel konnte ich ihm zugestehen. Ich legte meine Hand in einer vertrauten Geste auf seine Schulter und schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. Die folgenden Worte wählte ich mit Bedacht so und verlieh ihnen dadurch eine gefühlvollere Bedeutung.
    »Ich akzeptiere dich, Tyler.« Ich erkannte ich damit nicht nur als Rudel, sondern gleichermaßen als Wesen an.
    »Danke, Alpha.« Der Ausdruck auf Tylers Gesicht war ungewohnt und schwer zu deuten, durch all die Schwellungen und Blutergüsse. Doch seine Worte wirkten aufrichtig.
    »Jetzt ist die Versammlung beendet!«, verkündete ich überschwänglich und bemerkte meinen Fehler sogleich. »Nicht, Alpha?«, hängte ich reumütig an.
    »Sicher doch, Gefährtin!«, lachte Chris. »Schwirrt endlich ab!«

Kapitel 15
    Home, sweet home
    3 Monate später
    »Meg? Meg!«
    Das Leben im Rudel war interessant, nett ausgedrückt. Immerzu kamen irgendwelche Wölfe mit ihren ach so wichtigen Angelegenheiten. Für sie waren sie bedeutsam, auch wenn es mir nicht so erschien. Aber dass jemand nachts um drei an unsere Schlafzimmertür hämmerte und mich aus dem Tiefschlaf riss, war bereits unverschämt!
    »Meg, bitte!«, vernahm ich Enyas Stimme. »Es ist dringend!«
    »Wenn du Wehen hast, geh zu deiner Mutter! Sie ist die Hebamme«, murmelte ich in mein Kissen und schmiegte mich an Chris, der nur ein leises Knurren für die nächtliche Störung übrig hatte.
    »Ich habe keine Wehen!« Das Timbre von Tränen klang in ihrer Stimme. »Leon ist weg! Er ist abgehauen!«
    Schlagartig war ich hellwach. Der Vampir hatte doch hoffentlich keine kalten Füße bekommen, lediglich zwei Wochen vor der Hochzeit. Leon erschien mir keineswegs wie der Typ, der seine hochschwangere Frau einfach sitzen ließ.
    Chris war ebenfalls wach. Er legte unmittelbar die Orthese an, die sein Bein stützen sollte. Es war nicht viel besser geworden, jedoch auch nicht schlechter. Mit dem Hilfsmittel und einem Stock funktionierte es inzwischen ganz passabel. »Lass sie rein, damit sie uns erklären kann, was passiert ist.«
     
    Wie ein Häufchen Elend saß Enya auf unserem Bett. Sie sah schrecklich mitgenommen aus und schniefte immerfort.
    »Hattet ihr Streit?«, fragte Chris

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