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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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wurde von Neuem bewusst, wie verzweifelt unsere Lage war. Falls wir diese Bestie, die unsere Stadt heimsuchte, nicht aufhielten, würden Menschen, die ich kannte, Menschen, die ich liebte, schon bald keine Menschen mehr sein.
    Joyce biss sich auf die Lippe, wie um sich nicht zu verplappern. Was verbarg sie?
    „Sie handeln doch nicht etwa mit Versandpornos, oder?“, fragte ich mit erhobener Stimme, denn bei dem Gedanken, was für einen Festtag ein solcher Skandal Balthazar – nun, wenn schon nicht Balthazar, dann halt jemand anders bei der Zeitung – bescheren würde, wurde mir flau im Magen.
    „Was?“ Sie sah auf, dann lachte sie. „Ach, Sie meinen die Cleavers. Nein. Ich kümmere mich nur um das Zeug.“
    „Um was für Zeug?“, hakte ich, an die Großmutter und ihre Schwarzbrennerei denkend, misstrauisch nach.
    „Nun, ich schätze, irgendwann mussten Sie ja dahinterkommen.“
    „Joyce, Sie machen mir Angst.“ Was nach allem, das in letzter Zeit passiert war, etwas heißen wollte.
    „Ich erledige die Extra-Arbeit, wann immer ich ein paar Minuten Zeit finde.“
    „Welche Extra-Arbeit?“
    „Es gehört wesentlich mehr dazu, Lake Bluff zu regieren, als ich Ihnen gegenüber zugegeben habe. Ich wollte vermeiden, dass Sie das Handtuch werfen, bevor Sie sich akklimatisieren konnten.“
    Ich starrte sie fassungslos an, während ich diese Information verdaute. „Nur damit ich das richtig verstehe: Sie arbeiten heimlich hier unten, damit ich nicht herausfinde, dass der Job härter ist, als ich dachte, und wie eine feige Verliererin türme, um mein Glück woanders zu suchen?“
    „So in etwa“, bestätigte Joyce und knöpfte sich den nächsten Umschlag vor.
    „Ich dachte, Sie hätten mehr Vertrauen in mich.“
    „Das habe ich. Aber wozu ein Risiko eingehen. Ich wollte auf keinen Fall Balthazar Monahan als Bürgermeister sehen.“
    „Darüber brauchen Sie sich nicht länger den Kopf zu zerbrechen“, murmelte ich.
    Sie warf mir einen skeptischen Blick zu, fragte jedoch nicht, wie ich mir da so sicher sein konnte.
    „Das hier ist lächerlich.“ Ich zeigte zu dem Stapel auf ihrem Schreibtisch. „Bringen Sie den Kram nach oben, dann helfe ich Ihnen.“
    „Nein, ich fühle mich hier unten ganz wohl. Kein Telefon. Niemand, der reinplatzt, um sich zu beschweren.“
    Ich verstand, was sie meinte. „Sie wollen weiter hier unten arbeiten?“
    „Nur ein paar Stunden am Tag.“
    „Ich könnte Ihnen trotzdem zur Hand gehen. Zu arbeiten macht mir nichts aus.“
    „Sobald das Festival vorbei ist, werde ich Ihnen eine Liste geben.“ Ihre Miene wurde vorsichtig.
    „Was ist?“
    „Da gibt es noch ein paar weitere Versammlungen, bei denen Sie den Vorsitz führen müssen.“
    Ich stöhnte. „Ist die Stadtratssitzung nicht schon schlimm genug?“
    Sie lächelte. „Schlimmer geht es nicht. Hoyt hat Ihnen übrigens eine Nachricht hinterlassen.“
    „Ich schätze, sie haben sich ein paar neue Themen einfallen lassen.“
    „Selbstverständlich. Aber außerdem wollte er sicherstellen, dass Sie ihnen nach der nächsten Sitzung Gesellschaft leisten.“
    „Ich?“
    Joyce grinste. „Ja, Sie.“
    „Huch!“
    „Ja. Sie wurden in den Klub aufgenommen, Mädchen. Herzlichen Glückwunsch.“
    Auf dem Rückweg in mein Büro schwebte ich wie auf Wolken. Auch wenn es mich nicht gerade froh stimmte, dass mit dem Bürgermeisteramt mehr Arbeit einherging, als ich angenommen hatte, verstand ich die Obsession meines Vaters nun viel besser. Und es haute mich wirklich vom Hocker, dass der Stadtrat mich so schnell als vollständiges Mitglied akzeptiert hatte. Mit diesen alten Käuzen war nämlich nicht so leicht fertig zu werden. Ich befürchtete, dass sich daran auch nach mehreren Krügen Bud Light nichts ändern würde.
    In meinem Büro wie im Wartebereich herrschte noch immer gähnende Leere. Hurra! Joyce folgte mir wenige Minuten später nach oben.
    „Ist heute Morgen sonst noch irgendetwas reingekommen?“, erkundigte ich mich.
    Sie schüttelte den Kopf und nahm sich unverzüglich den Papierwust in ihrem Eingangsfach vor.
    „Stellen Sie keine Anrufe durch“, bat ich sie.
    Ich setzte mich hinter meinen Tisch und starrte auf die Schreibunterlage. Ich sollte mich an die Arbeit machen und Joyce unterstützen, aber meine Gedanken kreisten unermüdlich um die Nächte, die ich mit Malachi verbracht hatte. Ich rief mir jede Berührung, jedes Wort in Erinnerung. Würde ich das für den Rest meines Lebens tun?
    Ich wandte mich meinem

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