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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Blut?“, fragte ich.
    „Ich hoffe nicht.“
    „Wo hast du es gefunden?“
    „Unter dem Apfelbaum, wo unser Wandersmann seiner Aussage nach angegriffen wurde.“
    „Es lag dort einfach?“
    „Ja.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Ich habe kein Blut gesehen.“
    „Also hat der Mann sich geirrt und den Wolf doch nicht angeschossen?“
    „Ich fürchte, ja.“ Sie runzelte tief in Gedanken versunken die Stirn.
    „Was noch?“
    „Die Fußspuren waren auffällig. Ich entdeckte seine und dann noch ein halbes Dutzend Abdrücke, die von einem Hund herrühren könnten. Nur dass es ein sehr großer Hund gewesen sein müsste. Aber es gab noch einen zweiten Satz menschlicher Fußabdrücke, überall ringsum.“
    „Wie seltsam.“
    „Ja, besonders, da die einzigen Abdrücke, die irgendwo hinführten, von einem Menschen stammten.“
    „Ich komm nicht mit.“
    „Ich auch nicht. Der Tourist hat sich aus dem Staub gemacht, die mysteriöse zweite Person ebenso, aber der Hund? Der nicht.“
    „Wohin kann er verschwunden sein?“
    Sie hob die Hände und nahm sie wieder runter. „Die einzige Richtung wäre nach oben.“

10
    „Können Wölfe an Bäumen hochklettern?“
    „Nicht, dass ich wüsste“, entgegnete Grace.
    „Glaubst du, unser Tourist hat bezüglich des Wolfs gelogen?“
    „Könnte sein, aber wie erklärst du dann die schlimme Halsverletzung?“
    „Das kann ich nicht. Wirst du noch mal mit ihm sprechen?“
    „Ja, gleich morgen früh.“
    „Und das hier?“ Ich zeigte auf das winzige Rindenstück.
    „Danach werde ich ihn ebenfalls fragen.“
    „Wirst du ihn bitten, die Stadt zu verlassen?“
    Ihre Brauen zuckten nach oben. „Warum sollte ich das tun?“
    „Falls er einer von diesen geisteskranken Neonazis ist, könnte er wegen der Zigeuner hier sein.“ Er war auffallend nah bei ihrem Camp gewandert.
    „Mist!“, meinte Grace.
    „Ja.“
    Wir hoben beide unsere Gläser und tranken sie leer. Ich schenkte uns eine neue Runde ein.
    „Das Letzte, was mir noch fehlte, wären die Nazis. Ich habe schon genug Probleme mit dem Ku-Klux-Klan.“
    „Seit wann hast du Probleme mit denen?“
    „Das hier ist Georgia, Claire. Da gibt es ständig Ärger mit dem Klan.“
    „Von welcher Art Ärger sprichst du?“
    „Der übliche Bockmist – brennende Kreuze im Vorgarten, eingeschlagene Fenster, hässliche Botschaften.“
    „Hier?“
    Sie legte die Finger an die Stirn und rubbelte darüber. „Ja, hier. Dieser Schwachsinn passiert schon seit Jahrzehnten.“
    „Nicht, als mein Vater im Amt war.“
    „Auch,alsdeinVaterimAmtwar,genauwiemeiner.WirhattensovieleKreuzeinunseremGarten,dasswirmanchmaldasGrasnichtmehrsehenkonnten.“
    „Das wusste ich nicht.“
    „Mein Vater war gut darin, Dinge zu vertuschen. Was meinst du, warum er ständig blühende Büsche mitten in unseren Garten gepflanzt hat?“
    „Ich dachte, das wäre irgend so ein Cherokee-Brauch.“
    „War es auch.“ Ihre Augen trafen meine. „Teils. Der Klan wollte keinen indianischen Sheriff, vielleicht nervte sie auch der afroamerikanische Einschlag. Und es gefiel ihnen auch nicht, dass die lilienweiße Tochter des Bürgermeisters und die nicht ganz so weiße Tochter des Sheriffs beste Freundinnen waren.“
    Ich trank noch einen Schluck Wein. Warum hatte ich das nicht gewusst? Was war hier sonst noch vor sich gegangen, von dem ich nichts geahnt hatte?
    „Und jetzt?“, fragte ich. Die Leute mussten heutzutage aufgeklärter sein. Sie mussten einfach.
    „Ich hatte schon seit Längerem kein brennendes Kreuz mehr in meinem Garten.“
    „Das ist immerhin ein Fortschritt.“
    „Die Dinge haben sich gebessert. Gerade deshalb ist das hier … “ – sie drehte das mit einem Hakenkreuz verunzierte Rindenstück in ihren Fingern – „… so beunruhigend. Der Klan macht sich auch nicht viel aus Juden.“
    „Wen mögen sie überhaupt?“
    „Weiße. Protestanten. Die nur mit anderen weißen Protestanten spielen.“
    „Wie laaangweilig“, stöhnte ich. „Aber so, wie sie sich anziehen, fand ich schon immer, dass es ihnen an Fantasie mangelt.“
    „Und an Stil.“
    „Und an Hirn.“ Ich zeigte auf das Rindenstück. „Es sieht aus wie ein Talisman oder ein Amulett, vielleicht ist es ein Glücksbringer. Ich werde ein paar Erkundigungen einziehen.“
    Bevor ich den Produzentenjob ergattert hatte, war ich eine Weile als Rechercheurin tätig gewesen. Und war darin gar nicht mal so schlecht gewesen.
    „Was ist das für eine Holzsorte?“, wollte ich

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