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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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nicht.
    „Er wird noch eine Weile k.o. sein“, versicherte Cartwright. „Und es ist ja nicht so, als wüsstest du nicht, wo du ihn finden kannst, sollte er sich zur Flucht entschließen.“
    Das stimmte. Also gingen wir beide ins Haus.
    Grace nahm beim sechsten Klingeln ab; sie klang hellwach. „Ich bin in fünf Minuten da.“
    Cartwright drehte sich von der Spüle weg und trocknete seine Hände an einem Geschirrtuch ab. „Es tut mir leid, dass ich nicht früher gekommen bin. Ich wurde … aufgehalten.“
    Mir fiel wieder ein, was zuvor an diesem Abend passiert war – und was nicht, weil man ihn weggerufen hatte.
    „Ist bei euch im Camp alles in Ordnung?“
    Er nickte, dann glitt sein Blick zu der offenen Schiebetür. „Verflucht!“
    Josh war verschwunden.

20
    Cartwright war schon durch die Tür und die Hintertreppe hinuntergestürmt, als ich ihn einholte. „Warte!“
    „Er wird entkommen.“
    „Ich weiß ja, wo er wohnt, wo er arbeitet und seine Freizeit verbringt. Er wird nicht entkommen.“
    Cartwright blieb stehen, die langen Finger, auf deren Nägeln die weißen Monde einen starken Kontrast zu der dunkleren Tönung seiner Haut bildeten, um den Handlauf geschlossen. „Ich würde mich besser fühlen, wenn ich ihn jetzt fände.“
    Ich starrte zu den prähistorischen Bäumen und erinnerte mich daran, was dort draußen herumschlich. „Da läuft ein, äh, vermutlich tollwütiger Wolf frei herum.“
    Cartwright drehte sich zu mir um. „Ich dachte, es gäbe in diesen Wäldern keine Wölfe.“
    „Irgendjemand hat vergessen, das dem Wolf zu sagen.“
    Um seine Mundwinkel zuckte es. „Hat jemand das Tier gesehen?“
    „Ja, ich.“
    „Du?“ Seine heitere Miene wurde düster. „Wann?“
    „Vor ein paar Stunden. Ich hätte ihn fast auf der Straße, die zu eurem Camp führt, überfahren.“
    „Bestimmt lag er dort wegen unserer Tiere auf der Lauer.“
    „Oder wegen deiner Leute. Ihr müsst vorsichtig sein. Grace wird morgen mit ein paar Jägern eine Suchaktion starten.“
    „Tatsächlich?“ Jetzt klang er wieder amüsiert.
    „Sie ist die beste Fährtenleserin in der ganzen Gegend.“
    „Sie wollen ihn am helllichten Tag jagen?“
    „Es ist ein bisschen schwierig, in der Nacht zu jagen. Meines Wissens auch illegal, obwohl ich bezweifle, dass Grace sich davon abhalten lassen würde.“
    „Solange sie sich nicht nach Sonnenuntergang in der Nähe des Sees rumtreiben, gebe ich meine Erlaubnis.“
    Seine Erlaubnis? Ich wollte ihn schon fragen, wovon zur Hölle er sprach, als mir der eigenartige Vertrag zwischen den Zigeunern und Lake Bluff wieder einfiel.
    „Warum müssen sie sich nach Sonnenuntergang von euch fernhalten? Habt ihr ein paar Vampire bei eurer Truppe?“
    „Ich habe schon seit Jahren keinen Vampir mehr gesehen“, meinte er schwermütig, dann lachte er über meinen Gesichtsausdruck. „Wir geben abends Vorstellungen. Ich denke nicht, dass es klug wäre, unterdessen bewaffnete Jäger am See herumstrolchen zu lassen.“
    Das machte Sinn. Oder zumindest mehr Sinn als die Beherbergung von Vampiren. „Grace wird den Wolf morgen aufspüren. Davon bin ich überzeugt.“
    Cartwright brummte, offenbar war er sich da nicht so sicher.
    „Vielleicht solltest du hier warten“, schlug ich vor. „Grace wird mit dir sprechen wollen.“
    „Bestimmt wird sie das.“ Er straffte die Schultern, als wappnete er sich für ein Wortgefecht. „Aber sie weiß, wo ich wohne, arbeite und meine Freizeit verbringe. Sie kann mich finden.“
    „Sie wird darüber nicht glücklich sein.“
    „Und im Moment bin ich nicht glücklich.“ Plötzlich berührte er meine Wange. Seltsamerweise zuckte ich weder zusammen, noch überkam mich das spontane Bedürfnis auszuweichen; stattdessen kuschelte ich mich, seine Wärme, seinen Trost suchend, an ihn. „Ich schwöre, dass dir niemand wehtun wird, solange ich hier bin“, versprach er.
    Bevor ich darauf antworten konnte, verschwand er in der Nacht.
    Ich schaute ihm nach und überlegte, wohin er wohl ging, ob er wirklich glaubte, Josh finden zu können, der bestimmt mit seinem BMW hergekommen war und gerade mit Vollgas nach Atlanta zurückdüste. So wie ich ihn kannte, würde er dafür sorgen, dass morgen die Polizei mit einem Haftbefehl gegen Malachi Cartwright hier auftauchte.
    „Verdammt“, murmelte ich. Wenn sie den Anführer der Zigeuner festnahmen, würden seine Akrobaten dann trotzdem weiter auftreten? Falls nicht, wäre unser Festival im Eimer.
    Ich konnte kaum

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