Wolfsdunkel -7-
beiden Türflügel vorsorglich zu verriegeln.
Malachi beobachtete mich mit düsterer Miene. „Er wird dir nicht mehr wehtun. Das schwöre ich.“
„Du kannst nicht jede Minute auf mich aufpassen. Außerdem wirst du bald abreisen.“
Etwas huschte über sein Gesicht und war im selben Moment verschwunden. Es könnte ein Anflug von Bedauern gewesen sein.
„Ich will nicht, dass er auch nur die gleiche Luft atmet wie du.“
Das hatte er schon einmal gesagt; diese altmodische Feststellung bewirkte, dass sich in meinem Herzen ein warmes, kraftvolles Gefühl ausbreitete.
„Und dann dieser andere Mann, der untersetzte, mit den haarigen Händen und der großen Nase, die er in Angelegenheiten steckt, die ihn nichts angehen.“
„Balthazar Monahan.“
„Er wird sich dir auch nicht mehr nähern.“
Ich seufzte. Was für eine hübsche Vorstellung.
„Balthazar lebt und arbeitet hier“, wandte ich ein. „Ich muss mich mit ihm herumschlagen.“
„Ich beneide dich nicht um deinen Job, Claire.“
Ich dachte daran, wie er über den Kopf des Pferdes geflogen und gegen den Baum geknallt war. „Um deinen beneide ich dich auch nicht.“
Einen kurzen Moment überlegte ich, wie unterschiedlich wir doch waren, wie seltsam es schien, dass unsere Wege sich gekreuzt hatten, und was für ein Geschenk es war, diese wenigen Tage zusammen erleben zu dürfen.
„Lass uns keine Zeit mehr verlieren“, flüsterte ich.
„Ich möchte dir keine Angst machen.“
Ich schaute in die unendliche Dunkelheit seiner Augen und gestand ihm die Wahrheit: „Das tust du nicht.“
„Du bist zu vertrauensselig, Claire.“
„Hast du vor, mir wehzutun?“
Er schaute zur Seite. „Wie kannst du so etwas fragen?“
„Exakt. Warum sollte ich dir also nicht vertrauen?“
„Manche Menschen sind nicht das, was sie zu sein scheinen.“
Das wusste ich besser als irgendjemand sonst. Josh war kein bisschen der gewesen, der er zu sein schien.
Doch die Zeit war reif, die Vergangenheit abzuhaken. Ich würde die Dreckskerle nicht gewinnen lassen. Indem ich nach Hause gelaufen war, hatte ich genau das getan, und es hatte mir überhaupt nicht geholfen. Josh war mir einfach nach Lake Bluff gefolgt.
Aber ich hatte mich ihm gestellt, und jetzt musste ich mich dem stellen, was von meiner Angst noch übrig war. Und das wollte ich mit Malachi tun.
„Ich glaube, dass du genau der bist, der du zu sein scheinst“, erwiderte ich. „Ein Mann, der hart arbeitet. Der sich um seine Leute kümmert. Der ehrlich sagt, was er will.“ Ich trat näher zu ihm und strich mit den Lippen über die seinen. „Und ich bin froh, dass ich die bin, die du willst. Ich will dich nämlich auch.“
Ich hatte so etwas noch nie zu einem Mann gesagt. Nicht, dass es, selbst vor Josh, viele in meinem Leben gegeben hätte. Ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen, die Schule zu beenden, zu arbeiten, zu versuchen, mir einen Namen zu machen. Was mir inzwischen ausnahmslos idiotisch vorkam.
„Komm mit mir.“
Ich führte ihn durchs Haus und knipste dabei die Lichter aus, sodass sich hinter uns Dunkelheit ausbreitete, während wir weiter der Helligkeit entgegenstrebten.
Wir gelangten in mein Zimmer, und ich betätigte den letzten Schalter. Finsternis hüllte uns ein; ich konnte kaum die Konturen seines Gesichts ausmachen.
Plötzlich drehte er den Kopf in Richtung Flur, wo Oprahs Augen gespenstisch körperlos funkelten. Seine abrupte Bewegung entlockte ihr ein Fauchen.
Ich schloss die Tür. „Sie macht sich nicht viel aus Gewittern.“
„Armes Tier.“
Ich tastete mich zum Bett; mein Herz flatterte und pochte vor Erwartung. Als Malachi den Schalter betätigte und das helle künstliche Licht von Neuem das Zimmer durchflutete, zuckte ich wie Oprah bei einem lauten Geräusch zusammen und wirbelte zu ihm herum.
„Ich will dich sehen.“
Dafür war ich nicht bereit. Meine Figur war nicht schlecht, aber auch nicht gut. Zumindest konnte ich einem Vergleich mit ihm keinesfalls standhalten.
„Bitte“, raunte er. „Ich verzehre mich danach, den bleichen Mond deiner Haut und das Feuer deiner Haare zu sehen, während ich in dir bin.“
Meine mondbleichen Wangen wurden feuerrot. „Ich … ich kann nicht.“
Die Vorstellung, im Hellen Sex zu haben, überforderte mich. Ich konnte es nicht. Ich würde im denkbar schlechtesten Moment in Panik geraten, und wenn das geschah, würde ich bestimmt nie wieder den Mut finden, mich auf etwas wie das hier einzulassen.
„Du bist
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