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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ich von diesen Zigeunern sah, desto mehr gelangte ich zu der Überzeugung, dass sie sich entgegen allen Tabus schon lange und häufig mit ihren irischen Nachbarn verbrüdert hatten.
    Das Mädchen bedachte mich mit einem knappen, leicht gehetzten Nicken, während sie das Zelt durchquerte und die Teller vor Edana stellte. „Tut mir leid, ich bin spät dran.“
    Die alte Frau fegte ihre Entschuldigung mit einer Handbewegung beiseite. „Das verstehe ich, Kind.“
    Ich schlüpfte nach draußen; die Vorstellung war zu Ende. Die Zuschauer strömten von den Tribünen zu ihren Autos. Auf dem Weg dorthin blieben einige an den Verkaufsständen stehen oder kauften Popcorn und Zuckerwatte, andere stellten sich vor Edanas Zelt an.
    Ich entdeckte Malachi rittlings auf Benjamins Rücken am anderen Ende des Camps. Er hob den Kopf; unsere Blicke trafen sich, und er wendete das Pferd in meine Richtung.
    Er war nur noch wenige Meter entfernt, als das Mädchen aus Edanas Zelt trat. Ihr plötzliches Auftauchen musste das Pferd erschreckt haben, denn es warf mit bebenden Nüstern den Kopf zurück.
    Die Muskeln traten auf Malachis Unterarmen hervor, als er darum kämpfte, das Tier im Zaum zu halten, aber es rollte wie wild mit den Augen und buckelte. Die Menschen in der näheren Umgebung liefen hastig auseinander. Benjamin bäumte sich auf, und sobald seine Hufe wieder Bodenkontakt hatten, galoppierte er auf die Bäume zu.
    Das Mädchen stand wie angewurzelt da, sein Gesicht leichenblass. Ich rannte Malachi nach, obwohl keine Hoffnung bestand, dass ich ihn einholen konnte.
    Doch direkt vor dem Waldrand blieb das Pferd völlig unerwartet stehen. Es stemmte die Vorderhufe in den Boden und warf die Hinterbeine in die Luft, was dazu führte, dass Malachi über seinen Kopf hinwegflog, mit einem markerschütternden Geräusch gegen den nächsten Baum krachte und reglos zu Boden glitt. Das Pferd senkte den Kopf und schnüffelte an dem leblosen Körper seines Besitzers.
    Als ich Malachi erreichte, hatte er sich bereits aufgesetzt. Er streichelte Benjamins Nüstern und redete ihm in einem Mischmasch aus Romani und Gälisch gut zu.
    Ich fiel auf die Knie und tastete seinen Körper ab, ohne zu wissen, wonach ich suchte. Ich hätte einen gebrochenen Knochen selbst dann nicht erkannt, wenn ich ihn gefühlt hätte.
    „Bist du okay?“, fragte ich verunsichert.
    Er sah mich verwirrt an. „Wieso sollte ich das nicht sein?“
    „Du bist durch die Luft geflogen und … “ Ich machte eine vage Handbewegung.
    „Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich schon von einem Pferd abgeworfen wurde. Ich weiß, wie ich fallen muss. Vertrau mir, das sah viel schlimmer aus, als es war.“
    Für mich hatte es ausgesehen, als hätte er sich den Hals gebrochen, aber er stand mühelos auf und streckte mir die Hand entgegen.
    Ich legte meine Handfläche an seine; dieser winzige Hautkontakt genügte, dass ich mich in seine Arme werfen und an ihn schmiegen wollte, während er mir beschwichtigende Worte in einer fremden Sprache zuraunte, bis mein Herz zu rasen aufhörte.
    Doch kaum dass er mich auf die Füße gezogen hatte, ließ er meine Hand los und ging auf Abstand. Ich quittierte seinen Rückzug mit einem Stirnrunzeln, doch dann entdeckte ich, dass wir Zuschauer angelockt hatten.
    Jemand beobachtet Sie , hatte Edana mich gewarnt.
    Besser gesagt, ein ganzes Dutzend Jemands.
    Sobald sich die Leute vergewissert hatten, dass weder Malachi noch dem Pferd etwas passiert war, zerstreuten sie sich.
    „Was ist denn in Benjamin gefahren?“, fragte ich.
    Malachis Blick glitt an mir vorbei, und ich drehte mich um. Die junge Frau, die Edana ihr Abendessen gebracht hatte, stand noch immer vor dem Zelt.
    „Er hat Molly noch nie gemocht“, erklärte er. „Ich weiß nicht, warum.“
    Malachi wurde von seinen Leuten weggerufen; Molly tauchte mit hängendem Kopf in der Menge unter.
    Armes Mädchen.
    Ich ging zu meinem Auto, das als eines der letzten auf dem Parkplatz stand, und startete den Motor. Sabina tauchte im hellen Licht meiner Scheinwerfer auf.
    Ich stieg aus. „Hallo.“
    Sie hob grüßend ihre gute Hand.
    „Wolltest du mit mir sprechen?“, fragte ich, ohne zu wissen, wie sie das hätte anstellen sollen.
    Sabina schüttelte den Kopf. Ihre durchdringend blickenden Augen lösten ein seltsames Kribbeln des Wiedererkennens bei mir aus.
    „Sabina!“
    Das Mädchen, das gerade mit schnellen, entschlossenen Schritten auf mich zugekommen war, blieb stehen. Ich drehte mich um,

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