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Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall

Titel: Wolfsfalle: Tannenbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Berufserfahrung benötigte der Spurenexperte kaum mehr als ein paar Sekunden, um das Sohlenprofil von Tannenbergs Sandalen mit den Fotos der auf dem Balkon sichergestellten Abdrücke zu vergleichen. Seufzend bestätigte Mertel die Übereinstimmung: »Ja, das ist genau dasselbe Profil.«
    »Wahnsinn!«, bemerkte Kriminaldirektor Eberle kopfschüttelnd. »Tannenberg, es gibt außer diesen Abdruckspuren und denen des Opfers keine anderen auf dem Balkon.«
    »Sehen Sie, Herr Hauptkommissar«, sagte Dr. Hollerbach mit einer Klangfärbung in der Stimme, wie wenn er gerade Kreide gefressen hätte. »Sie wissen es doch selbst nur zu gut: Der Tatort ist immer das Spiegelbild des Täters. Die Spuren, die er dort hinterlässt, lügen nicht. Sie sind stumme Zeugen, die eine ziemlich genaue Rekonstruktion des Tatgeschehens ermöglichen.«
    »Das ist ..., das ist ..., das ist ja der reinste Albtraum«, stotterte der Leiter des K1.
    Die moderate Tonlage des Oberstaatsanwaltes hielt jedoch nicht lange vor. Bedrohlich erhob er die Stimme: »Von wegen! Das ist leider kein Traum, das ist vielmehr die knallharte Welt der Realität, Herr Hauptkommissar! Sie haben uns mit Ihrem schwachsinnigen Verhalten in Teufels Küche gebracht! Der Leiter der Mordkommission unter Mordverdacht – so was gibts doch überhaupt nicht!«
    »Warum vorverurteilen Sie ...«
    »Tannenberg«, würgte ihn Dr. Hollerbach gleich wieder ab. »Sie haben wirklich allen Grund, uns auch noch der Voreingenommenheit zu bezichtigen. Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass Sie sich erst richtig wundern werden, wenn Sie erfahren, auf welche Ideen die Staatsanwaltschaft ansonsten noch so kommen wird.«
    »Worauf?«
    »Zum Beispiel könnte man Ihnen unterstellen, dass Sie auch deshalb in die Wohnung der jungen Frau zurückgekehrt sind, weil der Täter sehr oft an den Ort seiner Taten zurückkehrt.«
    »Wie?«
    »Ja, vielleicht haben Sie ja auch diesen Lukas Steiner in seiner Wohnung umgebracht ...«
    »Warum?«
    »Aus Eifersucht, Herr Hauptkommissar.«
    Tannenberg reagierte mit einem bitteren Lachen. »Aus Eifersucht.«
    »Zum Beispiel. Und dann haben Sie ihn bei Nacht und Nebel aus dem Wohnheim geschafft und sich ihm in dieser Tierkörperbeseitigungsanlage entledigt. Das wäre ja auch fast ein perfekter Mord gewesen.«
    »Was? Jetzt soll ich auch noch den Studenten umgebracht haben? Sind Sie jetzt völlig durchgedreht, Sie Idiot?«
    »Meine Herren, meine Herren, so kommen wir doch nicht weiter. Wir sollten uns jetzt nicht gegenseitig zerfleischen. Wir müssen uns eine vernünftige Strategie für unser weiteres Vorgehen zurechtlegen«, versuchte Eberle einen konstruktiven Impuls zu geben. »Einverstanden?«
    Inzwischen war jedem im Raum der Ernst der Lage in aller Deutlichkeit klar geworden. Die Stimmung war geprägt von apathischer Hilflosigkeit. Einige nickten stumm, andere kauerten weiter schweigend auf ihren Stühlen oder spielten nervös an irgendwelchen Dingen herum.
    »Gut. Dann ziehen wir jetzt einmal die Konsequenzen aus den vorliegenden Fakten.«
    Der Kriminaldirektor brach ab, ging ein paar Schritte durch sein geräumiges Büro, machte am Fenster wieder kehrt, postierte sich dann vor dem Besuchertisch und fuhr nach einem gewaltigen Stoßseufzer fort: »Aufgrund des begründeten Tatverdachts gegenüber dem Leiter des K1 gibt es wohl keine andere Möglichkeit, als Kollegen einer anderen Dienststelle mit den Ermittlungen zu betrauen.«
    Ein Raunen ging durch die am Tisch versammelten Kriminalbeamten.
    Aber Kriminaldirektor Eberle ließ sich von dieser dezenten Protestbekundung nicht sonderlich beeindrucken. »Ich habe bereits mit dem Polizeipräsidenten aus Pirmasens eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Morgen früh werden die Kollegen mit ihrer Arbeit beginnen.«
    »Meine Dame, meine Herren, das ist Vorschrift!«, mischte sich der Oberstaatsanwalt nun ein. »Und das bedeutet für Sie, dass Sie alle ab sofort vollkommen aus dem Spiel sind!« Er blickte herausfordernd durch die Runde. »Ist das jedem von Ihnen klar? Sie halten sich da raus, sonst verhackstückt uns die Presse!«
    »Die Presse, die Presse. Das scheint wie immer Ihr Hauptproblem zu sein.«
    »Halten Sie sich besser zurück, Tannenberg. Zu Ihnen kommen wir gleich!«
    »Also noch mal: Ihnen ist ab sofort der Fall ›Leonie Kalkbrenner‹ und, weil wir einen direkten Zusammenhang damit vermuten, ebenso der Fall ›Lukas Steiner‹ entzogen. Das ist eine verbindliche dienstliche Anweisung. Haben wir uns

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