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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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Hüfte. War schon
irre, ihr zuzusehen.«
    »Da gab’s doch sicher auch was zu
trinken?«
    »Na klar!« Kai Kreinbrink lachte kurz auf.
»Yadira hat uns Piña colada und Cuba libre gemixt. Mit echtem dominikanischem
Rum. Das machte das Tanzen leichter.«
    »Haben Sie viel getrunken?«
    »Was heißt viel? Vielleicht jeder zwei,
drei Cocktails.«
    »Wie sind Sie auseinandergegangen?«
    »Finn, Hanno und Mira sind zu Fuß nach
Hause. Hier in Eschede. Mira ist eigentlich aus Marwede, übernachtet aber öfter
bei Hanno.«
    »Und Yadira und Sie?«
    »Wir sind hiergeblieben. Hier im Haus
natürlich.«
    »Und …«
    »Nichts und!« Kai guckte ärgerlich drein.
»Jeder ist brav auf sein Zimmer gegangen und gut. Aber eigentlich war gar
nichts gut …«
    Wütend hämmerte er mit der Faust auf den
Tisch.
    * * *
    »Lassen Sie mal lieber stecken«,
sagte Ellen Vogelsang resolut. Sie bog die Zweige zur Seite und trat aus dem
Schatten des Haselnussstrauchs. Mit Sicherheit hatte sie keine Lust, sich auf
die Schuhe pinkeln zu lassen, und deshalb die Flucht nach vorn angetreten.
    Der verdutzte Jäger riss Augen und Mund
weit auf. Breitbeinig und wie zur Salzsäule erstarrt stand er vor ihr, gerade
im Begriff, mit der rechten Hand seinen Hosenstall zu öffnen.
    Ellen Vogelsang rückte den Gurt ihrer
Notebook-Tasche zurecht, die sie über der Schulter trug, ließ auch den zweiten
Jäger – einen kleinen untersetzten Mann mit Nickelbrille – links
liegen und marschierte die Straße entlang zur Gaststätte.
    Sie würde die Vornamen Jochen und Horst
nicht vergessen; außerdem hatte sie sich die Gesichter der beiden genau
eingeprägt.
    Die beiden Jäger warteten, bis sie außer
Hörweite war.
    »So ein Mist!«, schimpfte derjenige, der
Horst genannt wurde. »Jetzt haben wir den Salat.«
    »Reiß dich zusammen, hörst du?«
    »Jochen, in was ziehst du mich da bloß
rein?«
    »In gar nichts! Ist doch alles völlig
harmlos.«
    »Und warum soll ich dann lügen?«
    »Sollst du gar nicht. Du sollst lediglich
vorsichtig mit dem sein, was du sagst.«
    »Aber die von der Kripo hat uns doch
belauscht. Sie wird jetzt bestimmt zu ihren Kollegen laufen und denen brühwarm
alles auftischen. Und dann nehmen die uns in die Mangel …«
    »Ach was. Wer weiß, ob die überhaupt was
gehört hat. – Aber sich im Busch zu verkriechen und unbescholtene Bürger
zu belauschen, ist doch ‘ne Frechheit.«
    »Das ist ihr Job.«
    »Und wenn schon! Aber auch egal jetzt, was
haben wir schon groß besprochen? Nur, dass meine Schüler mich damit aufgezogen
haben, dass ich mit Yadira auf dem Schützenfest getanzt habe. Mehr nicht.«
    »Na, wenn du’s so siehst, haste recht.«
    Der Lehrer mit der Nickelbrille witterte
Oberwasser. »Mit Yadira haben noch ganz andere getanzt! Kein Wunder, so wie die
sich bewegt hat – lasziv wie ein Raubtier. Halb Eschede hat ihr den Hof
gemacht.«
    »War ja kaum zu übersehen.«
    »Selbst von Bartling hatte ein Auge auf
sie geworfen.«
    »Eines nur? Die Szene in der Sektbar,
Mann, war das peinlich … Als er ihr – wie er beteuert, aus
Versehen – den Schampus über ihr dünnes Kleidchen gekippt hat, direkt in
den Ausschnitt … dieser alte Schwerenöter.«
    »Siehst du. Ich steh da gar nicht allein.
Los, lass uns endlich reingehen. Sonst machen wir uns wirklich noch
verdächtig.«
    »Wenn das man alles gut geht …«
    * * *
    »Frau Hogreve, wann haben Sie
Yadira das letzte Mal lebend gesehen?« Mendelski hatte sich von Kai abgewandt,
um keinen neuen Jähzornausbruch zu provozieren.
    »Ebenfalls gestern Abend«, antwortete die
Haushälterin. Ihre Hände strichen unruhig über die Tischplatte, während sie die
beiden Kreinbrinks beobachtete. »Beim Abendessen. Wir waren zu dritt. Yadira,
Kai und ich. Yadira hatte uns ein Chili con Carne gekocht.« Sie seufzte auf.
»Für ihr jugendliches Alter war sie wirklich ein Tausendsassa.«
    »Wir waren doch zu viert«, korrigierte sie
Kai. »Unser Gärtner, Herr Wiegand, war auch noch dabei. Jedenfalls am Anfang.«
    »Ach ja, den hatte ich völlig vergessen.«
Irene Hogreve zeigte sich untröstlich. »Rolf Wiegand war ausnahmsweise zum
Abendessen geblieben, da er gestern erst spät Feierabend gemacht hatte. Yadira
hatte ihn eingeladen – die gute Seele.«
    Mendelski befiel das untrügliche Gefühl,
dass die Haushälterin etwas zu dick auftrug. »Und wie sah Ihr restlicher Abend
aus?«, fragte er.
    »Ich habe bei mir oben ferngesehen.« Sie
deutete mit dem Zeigefinger ihrer

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