Wolfsfieber - Band 2
Woltan. Ich rechnete fest mit einem lauten, unumstößlichen Nein, als ich ihn genau das Gegenteil sagen hörte.
„Er kann bleiben, aber nicht im Haus, und bei der ersten kleinen Verfehlung muss er gehen, ohne Wenn und Aber“, meinte er scharf.
Jakov nickte dankbar und verständig. Er würde sich zusammen nehmen müssen, wenn er nicht mit Woltan aneinandergeraten wollte.
„Nach heute Nacht“, begann Serafinas betörende Stimme sich zu erheben, „was bleibt mir anderes übrig, als dich -bleiben zu lassen und dir zu danken.“ Sie klang seltsam herausfordernd und irgendwie zweideutig. Serafina schien zu ahnen, dass diese Entscheidung mehr war als die bloße Zustimmung, Jakov in ihrer Nähe zu dulden .
Jakov grinste zufrieden und sah fast beschämt aus, als er ihren Worten und ihrer Entscheidung lauschte. Es wirkte befremdlich, dass Serafina eine so enorme Wirkung auf diesen starken und gut aussehenden Mann hatte. Er war sich seiner Ausstrahlung auf Frauen vielleicht gar nicht bewusst. Immerhin hatte er ja nie viel mit ihnen zu tun gehabt, auch wenn es ihm anders lieber gewesen wäre.
Valentin war an der Reihe. Er zögerte, sagte dann aber:
„Bleiben. Natürlich!“
Das Rad war bei mir angekommen. Anders als die meisten antwortete ich sofort im Bruchteil einer Sekunde. Ich war richtig versessen darauf, die Botschaft meines Traumes Wirklichkeit werden zu lassen. Jakov war meine Chance, Istvan vor Farkas zu bewahren, die ich ohne zu zögern ergriff.
„Bleiben, wenn er es wünscht.“ Er lächelte mich dankbar an. Ich versuchte zurückzulächeln.
„Du kannst bleiben, von mir aus. Aber ein paar Dinge möchte ich klarstellen. Das heißt nicht, dass wir Brüder sind. Ich bin auch nicht bereit, dir einfach alles so zu verzeihen wie Joe. Sie denkt dabei an uns beide, damit du Bescheid weißt. Wenn du bleibst, dann werde ich versuchen, dass wir Verbündete sind und vielleicht Freunde. Aber wenn du auch nur einmal wieder in ihre Nähe kommst, ohne dass ich dabei bin, dann … kann dir nicht einmal mehr Gott helfen!“, fuhr Istvan ihn eiskalt an. Ich verstand nicht, wieso er so heftig reagierte. Jakov hatte mir doch kein Haar gekrümmt.
„Istvan, diese Überreaktion ist unnötig. Er hat mir nichts getan und ich bin fest davon überzeugt, dass er das auch in Zukunft nicht wird“, sagte ich ihm sanft, aber überzeugt.
„Ja, und ich sorge dafür, dass es so bleibt“, setzte Istvan hart hinzu und schenkte Jakov einen vernichtenden Blick von der Seite, der mir das Blut gefrieren ließ.
Mir gefiel dieses Misstrauen zwischen den zwei Halbbrüdern überhaupt nicht, vor allem weil ich gerade für Istvan hoffte, dass er in Jakov eine Art Familie haben könnte, wenn er es zuließe. Auch wenn es viel Zeit und Vertrauen brauchen würde, bis es soweit kommen könnte.
„Mir zuliebe“, bat ich Istvan umarmend, „gib ihm eine -Chance. Er ist dein Bruder oder das, was dem am nächsten kommt.“ Ich zwang ihn, in meine Augen zu sehen.
„Mir gefällt nicht, dass du ihn so gern hast. So schnell. Er war … ist ein Mörder.“
„Aber ich kann vergeben. Vergeben ist nicht das Gleiche wie Vergessen, Istvan.“ Ich schüttelte verständnislos den Kopf.
„Gernhaben! Du spinnst doch. Man könnte meinen, du wärst eifersüchtig, nur weil ich ihn verstehe und er mir leidtut“, murmelte ich an seine Schulter gelehnt.
„Ich bin nicht eifersüchtig!“, tobte er derart gekränkt, dass ich mir noch mehr dachte, er wäre es.
„Ich will nur nicht, dass du ihm gleich … sei einfach vorsichtig. Ich traue ihm nicht ganz, auch wenn ich denke, er hat die Wahrheit gesagt. Aber etwas ist da. Etwas, was er vor uns verbirgt. Er erzählt uns nicht alles.“
„Istvan, selbst wenn du damit recht hast. Vertrau mir, es hat nicht das Geringste mit mir zu tun“, deutete ich an und bestätigte damit unabsichtlich seine leise Ahnung. Ich wusste, was immer Jakov uns noch nicht erzählen wollte, war nur für Serafinas Ohren bestimmt und ging außer den beiden nur Valentin etwas an.
„Wovon zum Teufel sprichst du?“, fuhr er mich besorgt an.
„Schlafende Hunde soll man nicht wecken!“, sagte ich geheimnisvoll.
„Was heißt das jetzt wieder?“, fragte er mit gerunzelter Stirn.
„Es ist nur ein vager Verdacht, aber glaub mir, es ist nichts, worüber du oder ich mir den Kopf zerbrechen müsste. Sagen wir einfach, Jakov hat mehr Gründe hier zu sein, als er zugegeben hat. Und wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, wird er noch
Weitere Kostenlose Bücher