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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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sehr lange hier bleiben wollen.“
    Istvan gab auf. Er wusste, wie verbohrt ich sein konnte und dass er selbst mit seinem Charme nichts aus mir herausbekommen würde, ehe ich nicht selbst davon anfing. Es gab nur eine Sache, die an diesem Nachmittag wie in Stein gemeißelt feststand: Jakov würde bleiben. Mit allen Konsequenzen.
     
     
     
     
     

Löwenherz – Teil 2
     
     
     
     
     

Löwenherz-Prolog
     
     
    Manchmal muss man sich
    in die Höhle des Löwen wagen.
    Manchmal muss man in der Dunkelheit
    die Hand nach seinem Fell ausstrecken.
    Seine sandfarbene Mähne entlang streichen.
    Bis der Löwe seine Augen aufschlägt.
    Um mit seinen Zähnen nach uns zu schnappen.
    Manchmal muss das Schlafende erwachen.
    Manchmal muss man
    sein eigenes Leben einsetzen.
    Wenn man mit dem Herz eines Löwen
    das Herz eines Löwen gewinn will.
     
     
     
     
     

14. Das Schlafende muss erwachen
     
     
    Jakov zog also in den Raum über der Anbaugarage. So erfüllte er Woltans Forderung und konnte sich dennoch an ein Leben mit den Valentins gewöhnen. Istvan hatte, aus nachvollziehbaren Gründen, die Bibliothek vernachlässigt. Doch damit war es schlagartig vorbei. Für ihn war es die perfekte Ausrede, um nicht allzu viel Zeit mit seinem neu entdeckten Halbbruder verbringen zu müssen. Ich konnte gar nicht viel dagegen machen, immerhin konnte Istvan sogar behaupten, dass sich der Bürgermeister bei ihm über die wechselnden Öffnungszeiten beschwert hatte. Zwar tauchte ich jetzt wieder regelmäßig in der Bibliothek auf und versuchte vorsichtig das Thema Jakov anzuschneiden, aber er wich mir jedes Mal aus. Das Einzige, worüber er reden wollte, waren die Fakten und die Situation, aber nicht darüber, was ihn eigentlich beschäftigte. Es war frustrierend, vor allem weil ich mich nicht darüber streiten wollte, sondern über eines seiner Geheimnisse, über das ich wieder einmal gestolpert war. Doch Valentin hatte es mir, in seiner unnachahmlichen Art, ausgeredet.
    „Mach ihm jetzt noch keine Vorwürfe deswegen“, hatte er gesagt. „Warte noch ab, bis sich das mit Jakov beruhigt hat. Dann ist er eher bereit zuzuhören!“
    Und jedes Mal, wenn ich Valentin fragte, wie Istvan jetzt, wo er doch angeblich bereit wäre, es loszuwerden, das Wunder fertigbringen sollte, wurde er noch vager.
    „Es braucht Zeit und Geduld. Ich muss jetzt einige Vorkehrungen treffen. Du und ich, wir beide, müssen ihn behutsam auf den Weg bringen“, redete er bedächtig auf mich ein.
    „Valentin!“ Was soll das alles heißen?“, jammerte ich.
    „Nur Mut. Bald verstehst du’s.“
    Natürlich gefiel es mir nicht, dass ich vor Istvan Geheimnisse hatte, aber er konnte selbst auch keine allzu weiße Weste vorweisen. Richtig schwer war es, wenn ich ihn küsste oder wir uns versteckt und heimlich, genau wie früher, in der Bibliothek umarmten. Dann kam ich mir wie eine Verräterin vor. Ich fühlte dabei, trotz aller Wärme und Nähe, das Trennende eines Geheimnisses. Die Sache begann langsam an mir zu nagen. Darum richtete ich meine Aufmerksamkeit auf unseren neuesten Gast und seine sichtlich gespannte Beziehung zu … na ja, fast jedem. Leider gelang mir das immer seltener.
    Denn das Sonderbare an Geheimnissen ist, dass sie eine Art Eigenleben entwickeln, wie ein unheilvolles Geschwür breiten sie sich stetig aus. Selbst wenn du gewillt bist, es bewusst zu ignorieren. Natürlich hatte ich auch schon zuvor Geheimnisse gehabt. Die Geheimhaltung der Existenz von Werwölfen und meine Beziehung zu Istvan zum Beispiel. Doch diese Art von Geheimnissen waren Notwendigkeiten, genau wie das Belügen meiner Familie und Freunde zu ihrem eigenen Schutz.
    Aber Istvan nicht zu sagen, dass ich wusste, er wäre beinahe ein begnadeter Krieger geworden, und dass es nur noch an ihm liege, die Mauer zwischen uns zu überwinden, war eine bewusste Lüge. Ein abscheuliches Geheimnis, das mich irgendwie von ihm fernhielt und vor allem davor, meine angestaute Wut über seinen erneuten Vertrauensmangel und sein Verschweigen loszuwerden. Langsam gärte es in mir. Jakov und die Valentins waren das einzige Ventil, das mir noch blieb. Aber wirklich, jedes einzelne Mal, wenn Istvan mich in diesen Tagen ansah, wich ich seinem Blick früher oder später ungeschickt aus. Es muss ihm langsam auffallen , befürchtete ich.
     
    Ein paar Tage nach Jakovs Überlauf kam ich in die Bibliothek. Istvan hatte mich um Hilfe gebeten. Es war kurz vor dem Ende der Öffnungszeit. Ich fand ihn im

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