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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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vorzubereiten.
    „Ehrlich gesagt, läuft’s gut. Aber ich möchte nicht mit dir darüber reden. Nicht jetzt. Nicht heute. Wenn du unbedingt willst, kannst du es dir selbst nach der Arbeit morgen ansehen. Doch jetzt will ich lieber einfach nach Hause mit dir“, bat er mich und wirkte ganz plötzlich übermüdet. Ich war noch total überrumpelt. Hatte er tatsächlich von sich aus vorgeschlagen, ich dürfe ihm beim Kämpfen zusehen? Unfassbar!
    „Ja, das möchte ich schon“, murmelte ich schnell, bevor ich fester hinzufügte: „Aber jetzt sehen wir zu, dass wir endlich nach Hause kommen. Wir können sofort los, wenn du willst.“ Ich hatte meinen Vorschlag kaum beendet, da nickte er fest.
     
    Nachdem wir uns zu mir geschlichen hatten, aßen wir gemeinsam zu Abend. Ich hatte eben die letzten Mails beantwortet, die sich angesammelt hatten, und stellte nun das saubere Geschirr zurück, während Istvan auf der Couch lümmelte und meinen Laptop im Blick behielt.
    „Du hast eine Mail von deinem Vater“, rief er mir zu.
    „Machst du sie für mich auf?“, bat ich ihn. Er tat es und überflog den anscheinend kurzen Text.
    „Fass sie ruhig zusammen“, forderte ich und nahm meine Aufräumarbeiten wieder auf. Er zögerte kurz, dann meinte er knapp:
    „Du fehlst ihnen. Langsam haben sie doch Heimweh. Viktor hat sie gebeten, nach dir zu fragen …“, das ignorierte ich, „… Sie haben dir eine Überraschung gekauft, werden dir aber nicht verraten, was es ist“, schloss er.
    „Wie endet die Mail?“, fragte ich mit angehaltenem Atem nach und ließ den Teller in meiner Hand sinken.
    „LG, dein alter Herr“, las Istvan vor.
    „Ah, na dann“, entfuhr es mir erleichtert. Istvan zog die Stirn kraus.
    „Hätte er Dein Vater geschrieben, gebe es Grund zur Sorge. Wenn er dagegen Dein Papa geschrieben hätte, wäre es eine 08/15-Mail“, erklärte ich ihm. Er nickte, verstand aber nicht wirklich. Wie sollte er auch. Schließlich wusste er nicht, welche Nuancen und Privatscherze innerhalb einer Familie stattfanden. Der Gedanke machte mich traurig. Istvan schien selbst über irgendwas betrübt.
    „Was ist? Was hast du?“, brach es aus mir hervor, ehe ich es noch bereuen konnte.
    „Du fehlst ihnen“, wiederholte er mit einer todtraurigen Stimme, die einen ganz schwermütig machte.
    „Das hab ich schon mitbekommen.“ Sogar für mich selbst klang das unbestimmt, vielleicht etwas zu neutral. Jetzt sah er mich streng an, fast schon böse.
    „Hör auf damit! Denkst du, ich merke nicht, wie du jedes Mal aussiehst, wenn eine neue Mail kommt, eine Ansichtskarte, oder wenn du versuchst, die Fotos von ihnen nicht anzusehen.“
    Ein ertapptes Rot überzog meine Wangen. Ich fühlte mich wie ein überführter Verdächtiger, dem die Schuld auf die Stirn geschrieben stand. Nicht eine Sekunde lang hatte ich ihn getäuscht, auch wenn ich mich noch so beiläufig gegeben hatte.
    „Ich sage es dir zum 1.000. Mal: Ich. Komme. Damit. Klar!“
    Jedes Wort betonte ich scharf.
    „Ja, sicher!“, stöhnte er sarkastisch und verdrehte die Augen.
    „Und ich sage es dir auch zum 1.000. Mal. Wir können noch ein, zwei Jahre bleiben. Du musst nicht alles sofort aufgeben … wegen mir … uns“, korrigierte er sich schnell.
    „Du verlierst so viel auf einmal. Kein Grund, die Dinge zu überstürzen“, versuchte er mich mit seiner wundervollen Stimme zu besänftigen. Er hatte sogar die Hände nach mir ausgestreckt. Ich nahm sie an und ließ mich zu ihm herab.
    „Istvan“, meinte ich sanft, während ich auf seinen Schoß kletterte. „Versteh doch“, flüsterte ich angestrengt an seine Stirn gelehnt. „Ich glaube wirklich, dass es so leichter für mich ist. Ich will … Ich brauche einen sauberen, schnellen Schnitt. Wenn ich gehe, bevor sie zurückkommen, dann gibt es keinen schweren, langen Abschied. Ich weiß wirklich nicht, ob ich es ertragen könnte, meine Familie zuerst nach all den Monaten zurückzubekommen, um sie dann über ein ganzes Jahr verteilt zu verlieren … Du musst mir das einfach glauben!“, flehte ich mit gesenkten Lidern.
    „Aber Joe …“, versuchte er noch mal auf mich einzureden, bevor ich seinen unvollendeten Einwand wegküsste. Jedes Mal, wenn er dabei war, wieder anzufangen, küsste ich ihn, dann sagte ich bestimmend:
    „Kein Aber, Istvan! Ein Jahr ist schon zu viel. Wie stellst du dir das vor? … Ständige Lügen und heimliche Treffen, wer weiß wie oft. Wie soll ich das aushalten, hm?“, fragte ich und

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