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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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mein Platz ist. Einen halben Meter hinter deinem Rücken. Das heißt aber nicht, dass mir die Sache gefallen muss oder dass ich nicht versuche, mich zu verteidigen, wenn ich mal wieder in die Schlusslinie gerate. Und seien wir mal ehrlich: Das passiert mir doch ständig. Sogar Jakov kann ein Lied davon singen“, beendete ich meinen Vortrag.
    „Da ist was dran, Istvan“, wandte dieser ein und umklammerte Istvans Schulter, als wäre es das Normalste auf der Welt. Dieser schenkte ihm dafür einen seiner mörderischen Blicke.
    „Du musst sie ja nicht gleich mit einer Uzzi ausstatten“, begann Serafina auf Istvan einzureden. „Aber es könnte nicht schaden, wenn sie zumindest wüsste, wie sie sich verteidigen kann, wenn sie von einem Wolf angegriffen wird.“ Istvan ließ ihre Worte, eigentlich alles Gesagte, auf sich wirken. Dann nahm er mich zur Seite.
    „Willst du das wirklich? Ich meine, es bringt vermutlich sowieso nichts. Ich werde nicht zulassen, dass dir ein Werwolf je so nahe kommt, aber …“
    „… aber ich sollte für den Fall vorbereitet sein“, beendete ich in aller Vernunft seinen Satz. Wir beide nickten verschwörerisch. Es war beschlossen.
    So lernte ich an diesem Tag, wie ein normaler Mensch wie ich es schafft, bei einer Werwolfattacke nicht gebissen zu werden und somit auch der Verwandlung zu entgehen. Der Trick, wenn man es denn so nennen konnte, war einen Stock, Ast, oder etwas Ähnliches so schnell wie möglich in die Finger zu bekommen, um damit das Maul meines Angreifers zu verschließen. Auf diese Weise konnte er nicht zubeißen und man blieb verschont. Es war schon mehr als merkwürdig, als Serafina – ich bestand darauf, dass sie meine Trainingspartnerin war – auf mich zugesprungen kam, als wäre sie in ihrer Wolfsform. Sie warf mich um. Eine Sekunde lang dachte ich, dass s-ämtlich Luft aus meiner Lunge gewichen sein müsste, denn sie war unfassbar stark. Aber das Adrenalin, das nicht darauf achtete, dass dies nur ein vorgetäuschter Angriff war, schoss blitzschnell durch meine Adern und ließ mich instinktiv meine Arme zur Abwehr hochreißen. So gelang es mir, sie wenigstens etwas von mir zu stemmen, um den Ast zu meiner Linken zu erreichen und ihr zwischen den menschlichen Mund zu stecken. Was für ein Anblick das war! Ich bekam ein „Nicht schlecht“ von meinen Freunden, während Istvan nur ein widerwilliges Lächeln zustande brachte. Es erreichte seine Augen aber nicht.
    Meine zweite Lektion bestand darin, so schnell ich konnte, auf einen Baum zu klettern, wenn ich von mehreren Wölfen oder Menschen in diesem Fall, verfolgt würde. Leider erwies ich mich nicht als geborene Kletterin. Wenn der Ast einigermaßen niedrig war, schaffte ich es gerade so, mich daran hochzuziehen und in einem höher gelegenen festen Geäst zu verstecken. Doch leider steht nicht immer ein passender Baum in der Nähe herum. Nach dem dritten Versuch, als es mir gerade so gelungen war, auf eine kleine Akazie zu kommen, erklärte Istvan die Vorstellung für beendet und erlöste mich von meiner peinlichen Darbietung. Mit einer verärgerten Schimpfattacke, die alleine mir selbst galt, kam ich zurück zu ihm. Er weigerte sich den ganzen Nachmittag lang beharrlich, auch bloß so zu tun, als wollte er mich angreifen. Dafür hatte ich Verständnis. Umgekehrt wäre es mir genauso ergangen. Etwas außer Puste ließ ich mich auf der Lagerkiste nieder und sah ein wenig abgelenkt den Valentins zu, die weiterhin eifrig dabei waren, Istvans letzte Lücken in der Kampfkunst zu schließen. Ich sah, wie er sich zuerst mit diesem Kurzschwert beweisen musste und danach den langen Stock zur Abwehr und zum Angriff nutzte. Mit Waffen trat er nur gegen Valentin an, denn Jakov hatte nie gelernt, mit diesen Hilfsmitteln umgehen zu müssen. Istvan schlug sich einfach unfassbar. Ich konnte gar nicht glauben, was ich sah. Scheinbar ohne Mühe parierte er jeden Schlag von Valentins Stock. Manchmal hatte es den Anschein, als könnte er die Gedanken seines Gegenübers lesen. Er war absolut konzentriert. Man merkte ihm an, dass er es unbedingt wollte. Die beste Motivation hatte er es einmal genannt und wollte mir damit zu verstehen geben, dass er damit meinte, Farkas so endgültig loswerden zu können. Seine Besessenheit hatte einen einfachen, nachvollziehbaren Grund: uns!
    Als mir das so anschaulich demonstriert wurde, beschloss ich ihn so gut zu unterstützten, wie ich nur konnte. Niemals würde ich mich darüber beschweren, dass er

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