Wolfsfieber - Band 2
nur noch das Kämpfen im Sinn hatte oder dass er ein anderer Mann geworden war, denn ich wusste ja, er tat das alles nur für mich, für uns. Er tat es, um uns zu schützen und Farkas endlich von seinem unverdienten Thron zu stürzen. Eine edlere Sache konnte ich mir nicht vorstellen. Langsam wuchs in mir eine tiefe Bewunderung für den Mann, den ich liebte, der dabei war, zum Krieger zu werden . Ein Krieger mit Ehre und einem starken Herz. Ein Wolf mit einem Löwenherz, ließ ich meine Gedanken schweifen, während er seine Anstrengungen beendete und mich nach Hause begleitete.
Erst als er mich bei meinem Haus absetzte, er wollte in dieser Nacht bei sich schlafen, um sich von dem anstrengenden Tag zu erholen, ließ er mich noch etwas wissen, das er für wichtig hielt. Still hörte ich zu.
„Noch nie ist mir etwas so schwer gefallen, wie dir heute zuzusehen oder mir vorstellen zu müssen, dass du wirklich in eine dieser Situationen geraten könntest. Ich weiß wirklich nicht, wie ich damit umgehen soll“, stöhnte er wehrlos. Dieser starke Mann, dessen drahtigen Körper ich heute Unglaubliches vollbringen gesehen hatte, wirkte von einem Moment auf den anderen unfassbar verletzlich, und das nur meinetwegen. Ich war Istvans schwacher Punkt, das war nicht zu leugnen.
„Das weiß ich doch“, bestätigte ich ihm und schmiegte mich in seine Umarmung. Die dumme Schaltung machte es schwierig. Der Motor brummt weiter. Die beständige Vibration machte mich unruhig.
„Es ist nur für den absoluten Notfall. Vielleicht wird es nie dazu kommen. Und ich habe mich ganz umsonst blamiert“, murmelte ich schwindelnd und versuchte aufmunternd zu schmunzeln.
„Wollen wir’s hoffen“, sagte er wie betäubt und verstärkte den Druck der Abschiedsumarmung. „Und du hast dich nicht blamiert“, flunkerte er nun in guter Absicht. „Wie auch immer“, brummte ich ungläubig.
„Hast du wirklich nicht“, beharrte er und gab mir einen Gute-nacht-Kuss. Widerwillig löste ich mich von ihm und sah dabei zu, wie Istvan im Camaro davonfuhr.
Nach einer weiteren Trainingseinheit, diesmal ohne meine Anwesenheit, trafen wir uns alle in der Jagdvilla. Die verbrauchten Kalorien mussten ersetzt werden, deshalb half ich Marius mit dem Kochen. Na ja, eigentlich gab ich eher den Küchenjungen, während er das richtige Kochen übernahm. Schließlich sollte doch Genießbares auf den Tisch. Sobald die üppigen Braten und Kuchen vertilgt waren, widmeten sich Woltan und Sera-fina dem wenig geliebten deutschen Fernsehprogramm. Marius bestand auf einer Partie Poker mit Istvan und Valentin. Jakov weigerte sich: „Wenn man sowieso keinen Cent besitzt, sollte man nicht auch noch das verspielen, was man noch nicht mal hat!“ Offenbar hatte Marius ihm schon öfters das Fell über die Ohren gezogen. Zuerst spielte ich noch mit, aber wie üblich langweilte ich mich schnell. Vor allem als ich begann, immer mehr und mehr zu verlieren. Deshalb machte ich mich zu Woltan und Serafina auf, die aber einen so miesen Film nachäfften, dass ich keine Geduld aufbringen konnte, ihnen eine ganze Stunde dabei zuzusehen. Am Ende landete ich bei Jakov auf der Terrasse, wo wir beide dabei waren, im Small Talk zu versagen. Er bedankte sich für die Bücherbox, zum unzähligsten Mal, und wir unterhielten uns über die Lektüre, die er bereits ausgelesen hatte. Unverhofft stellte sich heraus, dass wir beide etwas gegen die langatmigen Russen hatten, die es nie fertigbrachten, eine Geschichte flott in Gang zu bringen.
Dann passierte es. Ganz unvermittelt. Vielleicht waren die vielen Pläne, Vorbereitungen und Kämpfe der Auslöser dafür.
Plötzlich bemerkte ich es. Ich war alleine mit Jakov auf dem Balkon und niemand konnte uns zuhören. Das war meine Chance, vielleicht meine einzige, Jakov eine Frage zu stellen, die mich schon so lange quälend beschäftigte. Zu lange schon. Es war gut möglich, dass Valentin ihn in dieser Sache noch nicht um Verschwiegenheit gebeten hatte, und ich war mir fast sicher, dass Jakov es mir sagen würde, also zögerte ich nicht.
„Jakov“, begann ich vorsichtig. Der veränderte Ton meiner Stimme entging ihm keineswegs. „Wie könnt ihr eigentlich sterben? Du weißt schon …“, fragte ich ihn mit gesenktem Verschwörerblick.
Genau, wie ich vermutet hatte, antwortete er mir offen und ehrlich, ohne Umschweife.
„Ich dachte, das wüsstest du längst … Wir sterben, wenn jemand unsere Blutverbindung zum Gehirn durchbricht, durch
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