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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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verhaltene Schmerz darin war Antwort genug.
    Ich seufzte laut, bevor ich besänftigend seinen Unterarm entlang fuhr. Eine hilflose Geste des Trostes, mehr nicht.
    „Ehrlich gesagt, jetzt, wo ich es weiß, wünschte ich mir, dass ich es nie erfahren hätte. Ich meine, wenn ich mir vorstelle, dass du Farkas so nahe kommen musst, um … es zu Ende zu bringen. Die Sache gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht“, gestand ich ängstlich.
    „Du vergisst, dass er mir nicht mehr überlegen ist. Ich bin jetzt stark genug, um es mit ihm aufnehmen zu können. Ebenbürtig. Wirklich! Und mit Jakov zusammen müssten wir ihm, ihnen, überlegen sein“, versicherte er mir.
    „Es ist nur. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du jemandem so etwas antun kannst“, vertraute ich ihm an. „Selbst ihm nicht“, fügte ich noch hinzu und merkte, wie meine Stimme beim Gedanken an Farkas kippte.
    „Die Dinge liegen jetzt anders, Joe! Ich bin nun ein Krieger, ein Raubtier, besonders in manchen Nächten. Sogar beim Training mit Jakov und den anderen merke ich den Unterschied. Ich kann mein Raubtier und seine Kräfte jetzt kontrolliert und gezielt einsetzen.“
    Ich schauderte ein wenig beim Gedanken, vor allem wegen seiner Wortwahl, nickte aber zustimmend.
    „Ich verstehe“, flüsterte ich noch, „es ist wie beim Wildjagen.“
    „Ja, es ist wie beim Wildjagen. Ich entscheide letztlich, ob ich zubeiße oder nicht.“
    „Und du beißt nur zu, wenn es die Beute nicht anders verdient hat“, übertrieb ich den Vergleich etwas.
    „Genau.“
     

18. Vertrauen in die Bruderschaft
     
     
    Istvan saß auf der Fensterbank der Bibliothek, tief in eines seiner Lieblingsbücher vertieft, und ich genoss es, ihn einfach nur anzusehen. Beinahe freute ich mich darüber, dass sich an diesem Nachmittag zwei Frauen in die Bücherei verirrt hatten, sodass wir gezwungen waren, unser übliches Besucher-und--Bibliothekar-Spiel zu spielen. Aber immer mal wieder zwinkerte er mir über den Bücherrand zu. Zum Glück verschwanden die beiden älteren Damen im Kroatischen Saal und konnten so meine roten Wangen gar nicht bemerken. Mit den Lippen formte Istvan das Wort: „Abstellraum?“
    Er nickte in diese Richtung, während ich versuchte, nach den beiden zu sehen. Eifrig schüttelte er den Kopf und rief mir tonlos zu:
    „Sie haben sich gesetzt. Ein paar Bücher wurden auf den hinteren Tisch gestellt. Wir haben genug Zeit!“ Was er alles hören konnte!
    Danach zögerte ich keine Sekunde mehr. Ich torkelte wie betrunken hinter ihm her und zog die Tür so leise wie möglich hinter mir zu. In derselben Sekunde kamen seine Arme um mich geschnellt und wir küssten uns hektisch, beinahe verzweifelt ungeschickt. Wir hatten ja seit einer Stunde gänzlich die Finger voneinander lassen müssen. Das forderte seinen Tribut. Ich atmete etwas zu laut. Istvan legte mir erschrocken die Hand auf den Mund. Er hatte Angst, dass die ergrauten Damen uns gehört haben könnten. Nach einer Minute, die er nutzte, um ihr Gespräch zu belauschen, ließ er erleichtert den Kopf gegen meine Schulter fallen. Wir waren also aus dem Schneider. Doch jetzt entschied er, er nicht ich, dass es zu gewagt wäre, weiterhin mit dem Feuer zu spielen, und schob mich sanft zurück auf meinem Stammplatz, wo ich dabei war, unzufrieden Arbeit vorzutäuschen. Istvan dagegen kam so blitzschnell auf seinen Platz am Fenster zurück, dass die beiden Frauen, als sie sich bei ihm verabschiedeten, jeden Eid vor Gericht geschworen hätten, er habe sich seit ihrem Eintreffen hier nicht von der Stelle gerührt.
    Ein eindeutiger Vorteil, wenn man eine geheime Beziehung mit einem Werwolf führt. Wenn ich mich nur daran gewöhnen könnte, dass er nicht vor Gott und der Welt mir gehören darf?, dachte ich, als ich ihn erneut heimlich nur für mich betrachtete. Aber das konnte ich eben nicht. Immer schwerer wurde es, darauf zu warten, dass wir zusammen weggehen konnten, um wirklich, ganz offen, zusammen zu sein. Wieder einmal in meinem Leben wurde meine Geduld auf die Probe gestellt. Na, vielen Dank auch!
     
    Der Plan war denkbar einfach. Istvan sollte einen Tag und eine ganze Nacht lang mit Jakov alleine trainieren. Schließlich war Jakov neben Valentin der erfahrenste Krieger von allen. Nur er konnte Istvan darauf vorbereiten, wie man sich im Kampf mit Farkas verhalten musste, um erstens am Leben zu bleiben und zweitens ihm nahe genug zu kommen, um ihm endgültig den Garaus machen zu können. Doch die immer

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