Wolfsfieber - Band 2
noch angespannte Haltung der beiden zueinander machte dem Plan einen Strich durch die Rechnung. Weder mein gutes Zureden noch Valentins vernünftige Argumente hatten zu einer Besserung dieses speziellen Verhältnisses geführt. Sie duldeten einander, viel mehr auch nicht. Die Halbbrüder vertrauten sich nicht wirklich.
Serafina, ja ausgerechnet sie, bat mich einen Weg zu finden, damit die beiden Sturköpfe endlich vernünftig würden. Zuerst wusste ich nicht wie, doch da fiel mir ein, dass Jakov und Istvan, trotz aller Unterschiede, eine bestimmte Sache gemeinsam hatten, und es war nicht Farkas, den ich damit meinte. Nur war es ihnen bisher nicht einmal bewusst, dass der dun-kle, starke Jakov und mein Istvan hinter derselben Sache her waren, die ihnen am meisten bedeutete: die Liebe einer Frau. Istvan musste nur noch verstehen, dass Jakovs geheime Leidenschaft für Serafina dieselbe wundervolle Sache war, die auch das Band zwischen uns hatte entstehen lassen. Am Abend vor dem großen Aufbruch, als Istvan seine Campingsachen packte, um sehr widerwillig vierundzwanzig Stunden mit Jakovs zu verbringen, sprach ich ihn vorsichtig darauf an.
„Sag mal, ist dir eigentlich aufgefallen, dass sich Jakov gegenüber Serafina ähnlich verhält, wie du dich mir gegenüber verhalten hast? Damals, meine ich, als wir beide noch dumm und unwissend waren“, sagte ich, reichte ihm seine Jeans zum Wechseln und lächelte ihn auf eine hinterlistige Art an, die ihm nicht entging.
„Willst du damit andeuten, dass …“ Er wagte noch nicht einmal auszusprechen, was er gerade im Begriff war zu verstehen.
„Denk doch mal an den Tag zurück, als Jakov das Treffen beim Steinbruch arrangiert hat. Erinnere dich daran, wie er sie angesehen hat, wie er sich ihr gegenüber verhalten hat. Das dürfte dir ja nicht schwerfallen, Mr. Perfektes Gedächtnis“, feixte ich und kniff ihn in die Rippen.
„Er ist zurückgewichen, das weiß ich noch“, meinte er knapp.
„Und? Wie würdest du seinen Blick beschreiben, wenn du es in deinem Buch notieren müsstest?“, forderte ich von ihm zu wissen. Ich wollte ihn auf die richtige Fährte bringen. Er dachte nach. Seine Augen wanderten suchend auf seinen Habseligkeiten umher, dann setzte er sich erschöpft auf die Ledercouch.
„Gott! Du hast recht. Er hat sie so angesehen, wie ich dich damals angestarrt haben muss, nachdem ich dich wiedergefunden hatte. Jakovs Blick war … hoffnungsvoll. Der Blick eines vernarrten Mannes , so würde ich es in einem Buch schreiben, Joe“, stieß er fassungslos hervor, geschockt von seinen eigenen Worten und der untrüglichen Botschaft darin.
„Wieso?“, fragte er. „Wieso fängst du ausgerechnet jetzt davon an?“
„Weil ich der Meinung bin, euer Treffen ist eine gute Gelegenheit nicht nur dafür, sich die Köpfe einzuschlagen, sondern auch dafür, mal brüderlich zu handeln. Hilf ihm, bitte! Der arme Junge hat doch keine Ahnung, wie er den ersten Schritt tun soll“, seufzte ich vor mich hin. Jakov tat mir irgendwie leid. So nahe an dem, was er sich wünschte und doch konnte er es nicht erreichen.
Istvan wand sich.
„Joe, ich möchte mich da nicht einmischen. Das geht nur die beiden etwas an. Und außerdem habe ich keine Ahnung, ob Serafina überhaupt interessiert ist. Immerhin hat sie nie …“
„Ich bitte dich!“, unterbrach ich. Es troff vor ungläubigem Sarkasmus.
„Bist du, ausgerechnet du, blind? Ich gebe ja zu, unsere tapfere Freundin versucht wirklich ihr Bestes, um ihn nicht anzusehen. Aber wenn du mal genau aufgepasst hättest, hättest du bemerkt, dass sie nicht nur jedes Mal rot wird, wenn er sie anstarrt, sondern dass Serafina, sonst das Selbstbewusstsein in Person, ganz unsicher wird, wenn sie ihn dabei ertappt, wie er sie anschmachtet. Ich denke da zum Beispiel an neulich beim Training. Du warst mit Valentin dabei, ein paar Kampfgriffe auszuprobieren, da hat sich Jakov ganz nahe zu Sera-fina gesetzt. Aber anstatt einfach sitzen zu bleiben, zappelte sie die ganze Zeit herum, bis sie sich dann, ohne ersichtlichen Grund, zu mir gesellt hat. Also: Seine Nähe macht -Serafina nervös, egal, wie sehr sie es auch zu verbergen sucht“, fasste ich für Istvan zusammen, der während meiner langen Erklärung immer bleicher geworden war. Er begann es langsam wirklich zu kapieren.
„Was bin ich doch für ein halb blinder Trottel!“, schimpfte er sich.
„Du hattest anderes im Kopf“, half ich ihm aus der Patsche.
„Was machen wir denn
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