Wolfsfieber - Band 2
jetzt? Ich meine, das ist doch eine Katastrophe. Valentin wäre es vielleicht recht, aber Woltan wird niemals damit klarkommen. Er kann ihn einfach nicht ausstehen … Wer weiß, vielleicht wird ja nichts daraus“, murmelte er erleichtert.
Sein Unwille machte mich wütend. Wieso wollte er Jakov und Serafina in ihrer stillen Verzweiflung nicht helfen so wie ich?
Seine Einstellung brachte mich immer mehr auf.
„Verdammt noch mal, Istvan! Wie kannst du nur so was sagen. Dein Bruder ist unglücklich verliebt in deine älteste Freundin und du bist nicht bereit, ihnen auch nur ein bisschen zu helfen … Oder gönnst du deinem Bruder nicht, was du längst hast?“, fragte ich beinahe empört.
„Und das wäre?“, verlangte er gereizt von mir zu wissen.
„Eine Frau, die dich liebt“, sagte ich streng und blickte fest in seine grünen Augen. Die Erkenntnis ließ ihn zusammenzucken. Das saß!
„Wenn man es so betrachtet“, brummte er.
„Ja, nicht ! Wenn man es so betrachtet …“, wiederholte ich in sein Ohr säuselnd, „… dann musst du mir recht geben, oder? Du solltest Jakov dabei helfen, sein Wolfsmädchen zu bekommen, schließlich hast du deines doch fest an der Angel“, flüsterte ich und schlug meine Arme um seinen Hals.
„Siehst du, wie ich an deinem Haken zapple?“, fragte ich ihn mit hochgezogener Braue, meine Lippen nahe an seine bringend.
„Ja, ich bin im Bilde“, hauchte er und schenkte mir sein schiefes Lächeln, das stark auf mich wirkte, ehe er versuchte, mich zu küssen. Doch kurz bevor er meine Lippen erreichen konnte, zog ich mich ruckartig zurück und stellte mich vor ihn.
„Dann sei ein guter Junge und rede mit deinem Bruder! Und danach können wir auch wieder mehr Zeit für unsere Zweisamkeit nutzen“, sagte ich breit grinsend. Es war verdammt schwer, Istvan nicht wieder um den Hals zu fallen, vor allem weil er mich jetzt so unwiderstehlich ansah. Und dann versuchte er auch noch erneut, mich an sich zu ziehen. Ich wich einen kleinen Schritt zurück, den Kopf spielerisch schüttelnd. Er schnaubte unzufrieden, lächelte aber weiterhin über meine spezielle Überzeugungstaktik, die ja einer guten Sache diente.
„Na schön. Du hast gewonnen. Ich rede mit ihm. Vielleicht kann ich ja wirklich … helfen . Wer weiß?“
„Oh Mann!“, stöhnte er, „wenn du willst, kannst du ganz schön überzeugend sein. Richtig unfair!“
Dann entdeckte ich auch noch Istvans schöne Hände auf seinem Schoß, anstatt dass sie meine Hüften umfassten.
Oh, Jakov!, fluchte ich . Jetzt schuldest du mir echt was!
Am nächsten Tag fand ich mich mitten im Wald wieder. Es war Vormittag und ich hatte mich bereit erklärt, Istvan und Jakov Essen vorbeizubringen, doch ich konnte ihr Lager einfach nicht finden. Diesen Teil des Waldes kannte ich überhaupt nicht und Valentins Anhaltspunkte waren für Nicht-Werwölfe wie mich nicht gerade hilfreich. Es nützte nichts. Nach einer halben Stunde gab ich es auf, nach der Stelle zu suchen, und rief leise abwechselnd nach Istvan und Jakov. Nahe genug musste ich ja sein, dass sie mich hören konnten, also blieb mir nichts anders übrig. Wie Rotkäppchen stand ich mit dem Korb voller Essen im Wald und wartete darauf, dass der gute oder der ex-böse Wolf mich finden würde. Konnte mein Leben noch merkwürdiger werden? Ach ja, ich war ja eigentlich hier, um mich in das Liebesleben von zwei Werwölfen einzumischen. Also ja, es konnte definitiv noch merkwürdiger werden!
„Joe“, rief eine tiefe Stimme hinter mir. Es war nicht die Stimme, die ich gehofft hatte. Jakov stand auf einer Anhöhe ein paar Hundert Meter vor mir und winkte mich zu sich. Ich torkelte mit meiner Verpflegung über den knackenden Waldboden und mehrere Unebenheiten, bis ich es endlich über die Anhöhe geschafft hatte.
Vor mir lag das Lager der Halbbrüder. Zwei Zelte, eine Feuer-stelle und mehrere Kanister Wasser boten ein karges Bild, das wenig einladen wirkte. Wenigstens hatte keiner den anderen über die Landesgrenze vertrieben, stellte ich befriedigt fest, als ich zu Istvan schlenderte, der am Lagerfeuer saß und dabei war, Tee zu kochen. Nachdem Jakov mich zu ihm gebracht hatte, zog er sich nicht gerade unauffällig mit „Kleines Schläfchen vor dem Essen“ in sein Zelt zurück. Istvan nahm mir den schweren Korb ab, stellte ihn neben sich und packte besitzergreifend meinen Unterarm, um mich zu sich herabzuziehen.
„Das war vielleicht eine lange Nacht“, stöhnte er angegriffen,
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