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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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vollkommen fehl am Platz scheint, natürlicher kam mir alles vor. Der Vollmond hatte zusammen mit ihrem Blut Wirkung getan. Und wo vorhin noch sechs Menschen gestanden hatten, befanden sich jetzt sechs wunderschöne Wölfe in einem unförmigen Kreis. Jeder von ihnen schien ungewöhnlich lebhaft und aufgeregt. Sie konnten kaum auf dem Fleck bleiben. Jeder stachelte den andere an, endlich auf den Ruf der eigenen tierischen Natur zu hören und mit dem Waldlauf zu beginnen.
    Auch Istvan schien in diesem Zustand zu sein. Sonst eher zögerlich, wenn es darum ging, seiner wölfischen Natur zu folgen, war er es jetzt, der als Erster in den Wald lief. Er konnte es kaum erwarten, sich zu bewegen, sprang förmlich über jeden Hügel, bis er, als der Sandwolf, kaum noch zu sehen war. Die anderen Wölfe versuchten zu folgen, aber Istvan war einfach viel zu schnell. Mit einer kaum zähmbaren Neugier zog es mich hinterher, auch wenn ich wusste, dass ich ihnen nie hinterherkommen könnte. Wie magnetisch angezogen folgte ich meinem Wolfsrudel, als könnte alleine mein purer Wille, immer bei ihm bleiben zu wollen, meine menschlichen Schwächen ausgleichen … Er konnte es nicht. In der angebrochenen Dunkelheit stolperte ich über den zweiten Hügel, den die Wölfe schon seit einer Ewigkeit überwunden hatten. Ich sah gerade noch ihre schlanken Rücken am Horizont entlang huschen, da waren sie auch schon in der Tiefe des Waldes verschwunden. Missmutig sammelte ich mein übermütiges Selbst vom Boden auf und versuchte den Waldschmutz von meinem leichten -T-Shirt und der Jeans wegzuwischen. Ohne Erfolg.
    Toll! Und als Nächstes versuchst du dann ein Wettrennen mit Superman.
    Mit ähnlich bissigen Gedanken bewaffnet, machte ich mich auf meinen Weg zurück ins Lager, um mich dort auf die Nacht vorzubereiten. Zwar hatte ich Istvan versprochen, mir ernsthaft zu überlegen, ob ich nicht doch zu Hause schlafen wollte. Doch er und auch ich wussten, dass das nicht passieren würde. Es war eine laue Sommernacht und nichts und niemand würde mich davon abhalten, in einem der Zelte im Lager zu schlafen.
    Die Nacht war kurz, abgesehen von den ständigen Heulern, die hin und wieder durch den Schlaf zu mir durchdrangen. Seltsamerweise musste ich bei diesem Geräusch milde lächeln.
    Nach einem traumlosen, tieferen Schlaf erwachte ich noch vor Morgenanbruch und begann das Lager auf die Ankunft der Rückkehrer vorzubereiten. Im Grunde legte ich bloß ihre Kleidung auf ein paar Decken und jeder bekam eine Flasche Wasser dazu. Als sie nach einer halben Stunde immer noch nicht zurück waren, überkam mich erneut die Müdigkeit und ich legte mich, so wie ich war, auf die übrige Felddecke und döste vor mich hin, bis ausgelassenes Gelächter mich weckte. Mit zusammengekniffenen Augen sah ich drei Paar nackte Füße auf mich zukommen und entschied spontan, mich solange schlafend zu stellen, bis jeder Fußeigentümer Zeit gehabt hatte, sich anzuziehen. Ich hörte, wie sie tranken und Stoff auseinandergefaltet wurde. Dann erst öffnete ich meine Augen.
    „Guten Morgen. Die letzte Nacht scheint ja gut gelaufen zu sein, wenn ich mir eure gut gelaunten Gesichter so ansehe“, sagte ich beiläufig, während ich mich ausgiebig streckte und mich dann in Istvans Pullover hüllte. Er roch nach ihm, nach Istvan. Alleine davon schlug mein Herz schneller. Die Morgenluft war deutlich kühler. Valentin und Woltan lachten bloß leicht. Jakov und Serafina schienen in eine Anekdote vertieft, die Jakov wild gestikulierend erzählte. Sie bemerkten mich gar nicht . Ein gutes Zeichen!
    „Morgen“, wünschte mir Istvan schnell, bevor er sich zu mir herabließ und sich wohlig an meinen Bauch kuschelte, den er offenbar als Kissen benutzen wollte.
    „Du hast doch nichts dagegen, Joe? Ich muss unbedingt etwas schlafen … Und dein Puls ist so unglaublich beruhigend. Vorausgesetzt, du bekommst ihn bald unter Kontrolle“, sagte er amüsiert, laut, vor allen und döste tatsächlich ein. Seine Arme um meinen Bauch geschlungen, das Gesicht tief in seinem eigenen Pullover vergraben. Ich wurde knallrot, weil er mich vor den Valentins bloßgestellt hatte. Doch die schien das nicht zu kümmern, also beruhigte sich mein Herzschlag langsam wieder auf einen Ruhepuls. Valentin schmunzelte leicht, als er zu mir kam und Istvan wie einen kleinen Jungen an mich geschmiegt erblickte.
    „Sei nachsichtig. Er hatte eine anstrengende Nacht. Wir sind so weit gelaufen, dass wir eigentlich einen Pass

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