Wolfsfieber - Band 2
doch, wie du zu ihm stehst!“
„Ich weiß es nicht“, sagte sie wie aus der Pistole geschossen. Es kam so schnell, dass ich mir sicher war, dass es ernst gemeint war.
„Manchmal, wenn er in meiner Nähe ist, wenn er zu nahe ist, dann … es macht mich nervös. Ich werde dann rot, ohne dass ich es will. Und als er gesagt hat, dass er … dass, er in mich verliebt sei, da hat etwas in meiner Brust gezuckt“, gab sie widerwillig zu. Ihre Augen huschten unsicher hin und her und sie sprach in einer gehetzten und unsicheren Weise, die ganz neu an ihr war. Wenn es um Jakov ging, fehlte es Serafina völlig an ihrer berühmten Selbstsicherheit. Auch das sprach Bände.
„Für gewöhnlich heißt das, du empfindest auch etwas für ihn. Aber was, das musst du wissen“, versuchte ich ihr zu erklären.
„Ja, er ist sehr stark und ich finde ihn auch …“
„… attraktiv“, beendete ich für sie. Wir beide mussten verstört lächeln, weil es so offensichtlich war. Jakov musste man attraktiv finden. Etwas in Serafina löste sich und sie sprach jetzt offener über sich. Ich ließ sie einfach reden, weil ich dachte, es wäre so am besten.
„Und wenn er mich ansieht, dann werde ich manchmal ganz warm. Er hat so einen warmen Blick. Das hat mich völlig umgehauen. Ich meine, wenn man bedenkt, wie er aufgewachsen ist und was er schon alles hinter sich hat, scheint es einem unmöglich, doch … ich glaube, dass er wirklich ein guter Mensch ist.“
„Und ein guter Mann für dich?“, fragte ich weiter.
„Vielleicht“, gab sie mit einem unsicheren Lächeln zurück und wurde ganz rot. Oh ja, sie war eindeutig auch verliebt. Zweifel ade!
„Also, was hast du ihm geantwortet, als er bei dir war?“, wollte ich jetzt neugierig wissen und setzte mich zu ihr aufs Bett.
„Ich habe Jakov gesagt, dass ich nicht wüsste, ob ich für ihn dasselbe empfinde. Dass es zu schwierig ist, wegen meiner Familie, vor allem wegen Woltan. Er schien enttäuscht. Aber als er gehen wollte, hab ich ihn zurückgehalten und um etwas Zeit gebeten.“
Serafina schien sich jetzt, wo sie sich ihrer Gefühle bewusster war, über sich selbst und über ihr Verhalten Jakov gegenüber zu ärgern. Ängstlich packte sie mich bei der Hand und fragte:
„Ich habe es doch nicht vermasselt, oder? Er wird es sich doch nicht anders überlegen, weil ich noch Zeit brauche?“ Sie war ganz aufgeregt, deshalb versuchte ich, so besänftigend wie möglich auf sie einzureden.
„Keine Sorge. Den Jungen hast du fest in deinen Bann geschlagen. So leicht gibt Jakov dich nicht auf. Darauf gehe ich jede Wette ein. Nimm dir die Zeit, die du brauchst … und in der Zwischenzeit versuch, ihm etwas näher zu kommen! Nach meiner Erfahrung mit Istvan genügt schon die Nähe des anderen, um Licht in das Dunkel des Gefühlschaos zu bringen.“ Ich zwinkerte ihr geschwisterlich zu, damit sie auch verstand, dass ich auf ihrer und auf Jakovs Seite war.
„Danke. Fürs Zuhören, meine ich. Und auch dafür, dass du ihn dazu gebracht hast, zu mir zu kommen. Auch wenn das alles noch komplizierter macht, bin ich froh darüber“, sagte sie kopfschüttelnd, als würde sie sich selber nicht verstehen. Dann ließ sie meine Hand wieder los.
„Ich gehe dann wieder hinunter zu Istvan. Wir sollten sowieso aufbrechen. Es ist schon spät.“ „Machs gut“, verabschiedete ich mich. „Ja, du auch“, wünschte sie mir noch. Dann hatte ich es eilig, zu Istvan zu kommen, um ihm die gute Nachricht zu überbringen, aber in der Küche fand ich nur Jakov, der noch eine zweite Portion Nachtisch aß. Die anderen mussten schon ins Bett gegangen sein.
„Na, immer noch nicht satt?“, fragte ich Jakov neckend.
„Kaum“, meinte er knapp und sah mich nur von der Seite an.
Er wirkte etwas schlecht gelaunt. Ich konnte mir schon denken, warum. Ich setzte mich zu ihm und strich seine halblangen Haare von seinem rechten Ohr, damit ich ihm etwas zuflüstern konnte, von dem ich nicht wollte, dass es noch jemand anderer mitbekam. Zuerst schreckte er davor zurück, dass ich ihn so selbstverständlich berührte, aber als er hörte, was ich ihm ins Ohr flüsterte, änderte sich seine Einstellung gehörig.
„Gib ihr Zeit. Sie ist auch verliebt, aber ich glaube, sie hat Angst davor“, tuschelte ich so leise ich konnte. Sein ganzer Körper spannte sich an, als er verstand, was ich ihm damit sagen wollte. Gib nicht auf! Sie wird dich lieben, wenn sie soweit ist!
Als ich wieder aufstand und in seine
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