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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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ruhig zu sprechen. Jetzt erst sah ich, dass er die ganze Zeit mit jemand über sein Handy in Kontakt war.
    „Petre“, merkte er knapp an. „Es handelt sich nur um Farkas, Dimitri und Vladimir. Die Übrigen sind immer noch damit beschäftig die Überreste der Rudelkämpfe zu beseitigen.“ Bei dem Wort Überreste und wie beiläufig es Woltan gebracht hatte, wurde mir schlecht.
    „Es bleibt keine Zeit für große Vorbereitungen. Farkas wird angreifen, sobald er verwandelt ist“, gab Valentin zu bedenken.
    Ach, waren wir schon beim Schlachtplan angelangt? Ich kämpfte immer noch mit dem Wort „Überreste“!
    Obwohl ich es gar nicht wissen wollte, hörte ich mich selbst fragen:
    „Wie genau beseitigen sie diese Überreste ?“ Wenn sie nicht Leichen sagen, will ich es auch nicht. Es lebe der Euphemismus!
    „Sie verbrennen sie“, sagte Jakov beiläufig und wandte seine Aufmerksamkeit umgehend wieder den anderen zu, um Strategien auszuknobeln. Mir lief die schlimmste Gänsehaut aller Zeiten den Rücken hinab, den Istvan besänftigend streichelte. „Es geht nicht anders. Nichts von uns darf übrig bleiben. Würde man unsere Überreste jemals untersuchen, käme schnell heraus, dass sie nicht nur menschlich sind“, murmelte er in mein Ohr und sah mich danach unverwandt an. Istvan wollte es mit Vernunft versuchen, aber ich war dennoch schockiert. Soweit geht also die Geheimhaltung! Vielleicht ist es gut, dass ich das bewusste Geheimnis nicht kannte , entschied ich unvermittelt in diesem Moment.
    Ich hatte den Großteil ihrer Strategiebesprechung überhört, teils mit Absicht, teils aus purer Notwendigkeit, um den Verstand nicht ganz zu verlieren. Dann sickerte etwas aus ihrem Wirrwarr zu mir durch:
    „Er wird nach einer Gruppe von jungen, männlichen Tee-nagern suchen.“ Es war Jakovs tiefe Stimme, die das gesagt hatte. Meine Augen wanderten in einem furchtbar erhellenden Moment des Begreifens auf den Küchentisch, auf dem noch immer die Postwurfsendungen unsortiert lagen. Obenauf befand sich ein schlechtgemachter Flyer, der mir nur allzu bekannt war. „ Sommerjugendzeltlager. 2 Tage Sport, Spiele und Lagerfeuer “, stand auf dem Zettel. Ich musste nicht weiterlesen. Dafür kannte ich ihn zu gut. Viktor, mein Bruder, hatte ihn mir bereits vor einem Monat beim Sonntagsessen gezeigt. Eine scheußliche Vorahnung jagte durch meinen Verstand und ließ mich wie von selbst auf den Tisch zugehen und den knallgelben Flyer in die Hand nehmen. Wie ein Zombie ging ich auf die wild diskutierende Meute zu und hielt ihnen den Zettel vor die Nase, als hätte ich eine heilige Reliquie zu zeigen. Sie alle starrten aber nicht auf den Flyer, sondern in mein aufgebrachtes Gesicht.
    „Joe?“, fragte Istvan besorgt. Seine Stimme klang so düster, wie ich mich fühlte. Als könnte er meine Vorahnung tatsächlich teilen.
    „Er sucht nach einem Auflauf von Jungen, oder? Dort wird er mehr als fündig“, stammelte ich überzeugt. Der Zettel zitterte in meiner Hand. Istvan nahm ihn mir ab, überflog ihn kurz und reichte ihn herum.
    „Mist. Verdammt!“, hörte ich ihn fluchen. Ich sah dasselbe in den Augen der anderen. Meine Vermutung traf ins Schwarze. Ich hatte Farkas Schlachtbuffet gefunden. Aber es war der allerletzte Ort, an dem ich mir Farkas wünschte, denn …
    „Viktor“, sagte ich mit Tränen in den Augen. Mehr als seinen Namen konnte ich nicht sagen. Den Schock, meinen Schock, sah ich jetzt auch in Istvans erschrockenem Gesicht. Seine Augen huschten hin und her und warteten darauf, dass ich es aussprach.
    „Ja“, sagte ich heftig nickend.
    „Mein Bruder ist einer der Aufpasser!“
    „Sie dürften jetzt gerade dabei sein, die Zelte aufzuschlagen“, plapperte ich vor mich hin, als wäre das eine Information, die aus mir heraus müsste. Als würde etwas derart Triviales verhindern, dass so etwas unglaublich Böses wie Farkas an einem normalen Ort wie dem Stausee auftauchen könnte. Aber so war es nicht.
    Sobald es Nacht war, würde er kommen. Und mein eigener Bruder stand genau zwischen ihm und seiner Beute, einem unschuldigen Jungen, den er zu seinem neuen Bluthund machen wollte.
     
    Nachdem ich gesagt hatte, dass mein eigener Bruder im Zeltlager sein würde, war es mucksmäuschenstill geworden. Niemand wagte etwas zu sagen. Erst als ich aus dem Haus lief, kamen Istvan und auch alle anderen hinter mir her. Istvan -benutzte seine übernatürliche Geschwindigkeit, um sich vor mich hinzustellen.
    „Was hast du vor? Wo

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