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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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würde ich mir jetzt keine Schwäche erlauben. Viktor brauchte mich. Das hatte jetzt oberste Priorität. Alles andere konnte, musste warten.
    Als ich ging, versuchte er mich ein letztes Mal aufzuhalten, da passierte etwas Merkwürdiges, als hätte jeder Einzelne im Valentinrudel meine Gedanken gelesen, kamen sie hinter seinem Rücken auf ihn zu und hielten ihn fest, bevor er mich erreichen konnte.
    „Du musst sie gehen lassen“, sagte jeder von ihnen: Valentin. Serafina. Jakov. Woltan. Marius. Er wehrte sich heftig, jedoch zwecklos.
    „Verzeih mir“, bettelte ich voller Schuld, „verzeih mir, aber ich kann nicht anders.“ Der Blick, mit dem er mich ansah, voller Anklage, als hätte ich ihn verraten, als würde ich ihm etwas Unaussprechliches antun, brach mir fast das Herz und ließ die Tränen aufsteigen. Doch ich erlaubte sie mir jetzt nicht. Etwas eingeschüchtert von seinen wilden Befreiungsversuchen sagte ich noch: „Der Plan ist gut. Er wird funktionieren. Du darfst nur nicht davon abweichen. Komm nicht hinter mir her, sonst wird alles schieflaufen. Nur wenn du tust, was wir gesagt haben, kann mir nichts passieren. Irgendwie weißt du das auch!“
    Es war das Letzte gewesen, was ich zu ihm gesagt hatte, bevor ich verschwand. Ich hatte ihn nicht geküsst, bemerkte ich jetzt voller Verzweiflung und Bedauern. Jetzt durfte erst recht nichts schief gehen, denn für mich konnte es keine Welt geben, in der ich ihn verließ, ohne ihn noch einmal zu küssen. Demnach kann es gar kein Abschied gewesen sein!
    Mein Sandwolf läuft jetzt hier irgendwo herum. Dessen war ich mir sicher. Ich hoffte nur, dass er mir vergeben konnte. Er musste …
    Hier in meinem eigenen Wagen sitzend, überwältigten mich die Schuldgefühle. Hätte er mit mir gemacht, was ich mit ihm getan hatte, wäre ich wütend und verletzt. Aber er muss verstanden haben. Er ist mir nicht gefolgt , stellte ich zufrieden fest. Denn es war absolut notwendig, dass er nicht sah, was ich bald tun würde. Das hätte er nie zugelassen. Aber es war die ein-zige Möglichkeit, die mir schnell eingefallen war, wie ich meinen Bruder mit Sicherheit von hier wegbringen konnte. Ich war überzeugt davon.
    Deshalb atmete ich ein paar Mal tief ein, versuchte Istvans schmerzhaften Gesichtsausdruck abzuschütteln, der mich verfolgte und ging auf den Kofferraum zu. Ich wusste, dass ich dort finden würde, was ich suchte. Das Licht sprang sofort an und beleuchtete die Campingtasche, die ich jetzt immer dabei hatte, seit Istvan und der Wald zu meinem Leben gehörten. Den Schlafsack schob ich beiseite, um besser in der Tasche kramen zu können. Als hätte es nur darauf gewartet, dass ich es finden würde, schlossen sich meine Finger um das Campingmesser mit dem hölzernen Griff. Die glatte, abgegriffene Oberfläche fühlte sich vertraut an. Mit einem leichten Zögern holte ich es hervor und ließ die Klinge aufspringen.
    Die scharfe Kante leuchtete merkwürdig hell im Mondlicht, wovon ich ein flaues Ziehen im Magen bekam. Ich darf jetzt nicht feige sein. Das kann ich mir nicht leisten, wenn ich Viktor da raushalten will!, erinnerte ich mich eindringlich. Mit einem heftigen Atemstoß, der meine wahren Gefühle nur allzu deutlich verriet, schob ich meinen langen Ärmel zurück, bis mein linker Unterarm freilag. Meine cremefarbene Haut sah fahlblau aus. Wenig Ähnlichkeit mit einer Mondgöttin , bemerkte ich flüchtig, ehe ich das Messer an meiner Jeans abwischte, so wie ich es immer tat, ehe ich mir eine Scheibe von einem Apfel abschnitt. Merkwürdig, wie zwanghaft manche Gewohnheiten sind. Selbst in den absurdesten Situationen beherrschen sie einen … Keine Vene, Ader, Sehnen oder sonst etwas Wich-tiges verletzen , erinnerte ich mich wieder und wieder, bevor ich meinen Arm von der Unterseite zur fleischigeren, oberen Hälfte vor mir auszustrecken. Meine linke Hand hatte sich automatisch zur Faust geballt. Es muss sein! Es muss sein!
    Ich nahm das Klappmesser, setzte es an der kräftigsten Stelle meines Unterarmes an, eher ich fest die Augen schloss. Dann fuhr ich mit einem entschlossen hastigen Schnitt meinen Arm entlang. Zuerst spürte ich nichts außer dem plötzlichen Wind auf meiner feuchter werdenden Haut. Der Schmerz setzte verspätet ein, dafür umso deutlicher. Es war der Schock, mich selbst absichtlich verletzt zu haben. Vielleicht hat Istvan recht und ich hab den Verstand verloren, sagte ich mir selbst, um den Schmerz etwas entgegenzusetzen. Mein Blut fühlte ich

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