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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Ich konnte kaum atmen, geschweige denn laut schreien. Mein überschlagender Herzschlag musste für mich sprechen. Wie hypnotisiert begann ich, trotz aller Erschöpfung, in die Richtung Istvans zu laufen, bis Farkas auftauchte und mir den Weg abschnitt. Mit einem bitteren Lächeln schüttelte er den Kopf, zerstörte meine Hoffnung. Er begann mich wieder zu treiben, bis er erneut abtauchte. Vor mir schien der Pfad in eine Lichtung zu münden, wie das Licht am Ende des Tunnels. Beinahe erleichtert stürmte ich darauf zu. Doch der Anblick, der mich erwartete, war wie ein Schlag ins Gesicht. Der Pfad endete ausgerechnet vor dem Stausee. Gerade einmal hundert Meter trennten mich von dem hinteren Steg des Sees. Er war menschenleer, so früh am Morgen. Alleine der Gedanke daran, vielleicht auf dem Steg sein zu müssen, ließ mich aufstöhnen. Obwohl ich eigentlich keinen Atem dafür übrig hatte. Da war sie wieder und verscheuchte die Angst. Seine Stimme! Er rief nach mir. Komm!, flehte ich stumm, weil ich nicht antworten konnte. Komm zu mir! … Finde mich … bitte!
    Doch jemand anderer kam, jemand, den ich niemals herbeisehnen würde. Farkas. Ich drehte mich um. Auf keinen Fall wollte ich ihm den Rücken zukehren. Schrittweise kam er auf mich zu, drängte mich immer näher an den Holzsteg. „Joe!“ Istvans Stimme war schon viel näher. Auch Farkas wusste das. Mit einem letzten, blitzschnellen Heranstürmen schnappte er mich und presste mich hart an sich. Seine Nähe ließ mir die Haare zu Berge stehen. Aber ich hatte keine Kraft mehr, ihn von mir wegzustoßen. Erneut rief Istvan meinen Namen.
    So nahe , klagte meine Seele.
    Doch dann drückte Farkas mich von sich, umschloss meine Taille und hob mich hoch, als wäre ich Luft. Ich baumelte über ihm, vermied es ihn anzusehen und hob mein Gesicht stattdessen zum Himmel, um das dunkle, trübe Wasser unter mir nicht sehen zu müssen. Das Wasser, das die Panik in mir aufsteigen ließ, weil ich nicht schwimmen konnte. Er weiß es. Das war sein Plan. Er weiß, dass ich nicht schwimmen kann. Dass ich hier schon einmal fast ertrunken wäre . Im selben -Moment fühlte ich, wie ich durch die Luft geschleudert wurde. Schwerelos. Bevor mein Körper von der kalten Nässe eingeschlossen wurde.
    Wie von selbst begannen meine Gliedmaßen ungeübt und hektisch zu strampeln, verdrängten aber kaum Wasser dabei. Völlig zwecklos. Ich ging unter, schluckte Wasser. Hatte Angst! Große, überwältigende Furcht war in mir, zwischen meinem Auf- und Abtauchen. Immer seltener erhaschten meine Augen Farkas, der am Stegende stand und meinen Todeskampf genoss. Plötzlich stand jemand hinter ihm, wie aus dem Nichts. Wieder verschluckte mich das Wasser. Ich hatte keine Kraft mehr, dagegen anzukämpfen. Unklar tauchte ein Bild vor meinen tränenden Augen auf: Istvan, der von Farkas umklammert wurde. Istvan, der meinen Namen schrie, als würde er daran sterben. Istvan, der immer lauter schrie und kämpfte, um sich zu befreien.
    Ich möchte ja stark sein, für dich. Ich bin so furchtbar schwach. So müde. Alles tut weh. Zu schwer. Zu schwer. Es ist zu schwer. Rette dich selbst! Ich fürchte, ich bin längst verloren.
    Das kalte Wasser zog an mir, zog mich in die Tiefe. Ich wollte mich wehren, doch all meine Muskeln waren, gegen meinen Willen, erschlafft. Meine Lungen füllten sich immer mehr mit Wasser. Die Oberfläche zu erreichen, wurde unmöglich. Und plötzlich konnte ich nicht einmal mehr die Sonne auf der Wasseroberfläche spiegeln sehen.
    Ich würde untergehen. Das war der letzte klare Gedanke. Dann … Dunkelheit. Taubheit. Freiheit, ohne Erleichterung. Nichts sonst.
     
    Ich ertrinke …
     

22. Unter Wasser
     
     
    Kaltes, dunkles Wasser umgibt mich. Ich bin nicht bei Bewusstsein, dennoch weiß ich, dass ich weiterhin in meinem nassen Grab gefangen bin. In der Ferne, so fern, ist ein Geräusch, das nicht zu meiner Welt gehört. Auf einmal habe ich das Gefühl, nicht länger alleine zu sein. Jemand ist bei mir.
    Die Stille ist fast tröstlich. Zeitlos. Ich habe keine Angst davor, nicht mehr zu sein. Ich habe nur noch Angst davor, ohne ihn zu sein.
    Alles andere ist egal. Zählt nicht länger.
    Irgendetwas schlängelt sich um meinen Arm. Eine Wasserpflanze?
    Es zieht an mir, aber da ist kein Schmerz, fast kein Gefühl. Es dringt nicht zu mir durch. Nicht wirklich. Das Wasser um mich herum gerät in Bewegung. Die Dunkelheit beginnt etwas von ihrer Vollkommenheit zu verlieren. Sie büßt an Macht

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