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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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werde ich es müssen … aber bis dahin werde ich es ihm nicht zu leicht machen. Jakov soll es sich schon verdienen, nach allem, was er schon auf dem Kerbholz hat.“
    Da musste ich Woltan recht geben. Dennoch verstand ich sie beide.
    Ob Istvan wohl das mit Jakov gewusst hat? , dachte ich, als Woltan mir noch einmal auf die Schulter klopfte, ehe er ins Haus ging.
    Ich wollte ihm gerade folgen, da hörte ich das Knacken eines Zweiges im Wald, genau vor mir. Ruckartig drehte ich mich um und starrte unvermittelt in eiskalte Augen, die mein Blut zu Eis gefrieren ließen. Nur ein Mann auf der Welt hatte diesen Effekt auf mich. Der Mann, der mich vor einer halben Ewigkeit entführt hatte. Der Mann, der mein Leben und das Leben Istvans zur Hölle machen konnte. Doch ehe ich wirklich etwas sah, außer einem dunklen, finsteren Augenpaar, das mich aus dem Dickicht anzustarren schien, war es schon verschwunden. Farkas !, dachte ich dennoch, obwohl ich wusste, dass es absurd und unmöglich war. Mein Puls raste. Die Härchen auf meiner Haut standen zu Berge. Ich konnte die unheimliche Gänsehaut sogar auf der Wunde fühlen. Der feine Schmerz erinnerte mich noch mehr an ihn.
    Das kann nicht sein, sagte ich mir immer wieder. Farkas kann nicht hier sein. Das hast du dir nur eingebildet. Istvans Nervosität, die Patrouillen, das Gerede über die geringeren Söhne, von denen einer half, dich zu entführen, das alles nagt an dir. Du schläfst zu wenig! Ja, das ist es. Du bist so fertig, dass du anfängst, dir Dinge einzubilden.
    Ich versuchte mir Vernunft einzuimpfen. Bei meinem Verstand funktionierte es, aber mein Körper bestand darauf, dass ich Farkas begegnet war. Auch meine Träume waren nicht auf meiner Seite. In dieser Nacht träumte ich von Farkas, wie er mich damals festgehalten und mir zugesetzt hatte. Aber in meinen Träumen tauchte Istvan nie auf, um mich zu retten, was sie erst recht zu Albträumen machte.
    Als ich spät in der Nacht hochschreckte, brauchte Istvan eine halbe Stunde, um mich zu beruhigen. Selbst seine liebevollsten Küsse auf meine Wangen und Schultern halfen nicht wie sonst. Aber von meiner dummen Einbildung erzählte ich ihm nichts. Istvan wurde ohnehin schon zu übervorsorglich. Schließlich verbrachte ich doch schon jede Minute, die ich konnte, mit jemandem, der mich beschützte. Da blieb kam noch Gelegenheit, alleine zu sein, was ich dringend nötig hatte. Ich dachte, nur für ein paar Sekunden, ich hätte Farkas gesehen. Ich brauchte definitiv Luft zum Atmen. Alleine.
     
    Im Vertrauen erzählte ich Valentin davon. Er konnte mich beruhigen und kam mit mir überein, Istvan besser nicht damit zu belasten. Valentin hatte zum Glück überzeugende Argumente.
    „Es kann gar nicht sein, dass du ihn gesehen hast, Joe“, sage er ganz ruhig und sachlich.
    „Immerhin patrouillieren wir schon seit Tagen. Wäre er hier, müssten wir längst auf seine Fährte gestoßen sein.“
    Ja, da war etwas dran . Also zwang ich mich zu vergessen, was ich meinte gesehen zu haben, bis …
     
    … bis ich es wieder sah … Ihn!
    Ständig saß ich auf der Treppe vor der Jagdvilla, weil die Sonne etwas tröstlich Normales hatte und ich hier alleine sein konnte.
    Aber genau wie das letzte Mal, vor ziemlich genau zwei -Tagen überkamen mich eine tiefsitzende Angst und das untrügliche Gefühl, beobachtet zu werden. Ich schreckte hoch. Re-flexartig. Meine Augen suchten wild nach dem, was sie hofften, nicht zu finden. Doch da waren sie. Die dunklen, raubtierhaften Augen, die mich fixierten, anstarrten. Eine große Gestalt versteckte sich hinter einem Baum, zu der diese Augen gehörten: Groß. Dunkel. Schlank. Breite Schultern. Gewalttätiger Blick. Abgewetzte Jeans. Ein löchriger Pullover – im Sommer. Eigenlicht hätte es mir reichen müssen. Aber ich bewegte mich nicht. Starrte nur in die Richtung, aus der die gefährliche Gestalt kam. Ein bitterböses Grinsen erschien auf dem verhärmten Gesicht mit dem ergrauten Bart. Dieses Gesicht!
    Da wusste ich es sofort, Farkas war gekommen. Meinetwegen. Wie konnte er bloß hier sein? Wie war das möglich? Wir waren so vorsichtig.
    Erst als ich fühlte, wie das Blut in meinen Adern bei seinem Anblick gefror, wollte ich ins Haus laufen und Hilfe holen. Doch ehe es mir gelang die Tür zu erreichen, versperrte mir Farkas den Weg. Wie konnte er nur so schnell sein? Ich hörte, wie mein Puls sich überschlug, als er mit seinen rauen Händen mich davon abhielt, ins sichere Haus zu gelangen.

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