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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Jetzt konnte er noch nicht da-rüber sprechen, das hätte ich wissen müssen. „Aber solange das nicht geklärt ist, gehen du und ich nicht in den Wald. Verstanden?“, fragte er mich eindringlich.
    „Wieso du? Ich meine, dass ich mich besser fernhalten soll, ist mir klar, aber …“
    „… Wo du bist, bin auch ich“, unterbrach er mich, „ob du arbeitest oder nicht, ist mir völlig egal. Aber bis diese Sache nicht ausgestanden ist, lasse ich dich nicht mehr alleine.“
    „Versprochen?“, fragte ich mit einem schiefen Lächeln.
    „Ja“, antworte er knapp. Ich bekam weder ein Lächeln noch eine Umarmung retour. Ich brauchte wirkungsvoller Waffen.
     
    „Kannst du mir bitte eine Bürste bringen?“, bat ich ihn und löste den lockeren Knoten in meinem Nacken. Ohne zu antworten, stand er auf und holte mir die schwarze Bürste aus dem Bad.
    Ich nahm sie ihm ab und zwang ihn gleichzeitig, sich wieder zu mir aufs Bett zu setzen. So musste er mir dabei zu-sehen, wie ich mir das Haar bürstete.
    „Sehen sie jetzt wieder ordentlich aus?“, fragte ich ihn und versuchte seinen Blick zu halten, der kurz über meinen Kopf wanderte.
    „Schön. Wie immer“, sagte er etwas verhalten. Ich lächelte zufrieden und ließ mich wieder auf das Kissen zurücksinken. Es tat gut, das eigene, weiche Bett zu spüren anstelle von kratzigen Krankenhauslaken.
    „Weißt du, diese Hüfte hat nichts abbekommen. Es ist also völlig O. K., wenn du dich auf dieser Seite zu mir legst“, ließ ich ihn wissen und klopfte einladend auf die Bettdecke neben mir. Er legte sich so vorsichtig neben mich, als wäre ich aus Glas. Doch ich war aus wesentlich härterem Material geschaffen, das sollte er wissen.
    „Mir ist noch etwas kalt, also könntest du ein wenig näher rutschen“, schwindelte ich ein wenig, damit er mir näher kam. Istvan gehorchte sofort. Nach einer Weile wich die bedrückte Stimmung etwas von ihm und er begann mir übers Haar zu streichen. Bis zum Rücken ließ er seine Hand leiten, ganz vorsichtig. In dem Moment vergaß ich alles, was noch an diesem Tag geschehen war. Sogar mein Todeskampf schien mir kaum noch von Bedeutung. Dennoch machte mich die Art, wie er mein Haar liebkoste, befangen. Vielleicht sagte ich es deshalb.
    „Würdest du mich noch lieben, wenn ich mir die Haare abschneiden würde?“
    „Ja“, antwortete er bestimmt. „Aber ich wäre verflucht sauer auf dich.“ Bei seinem übertrieben säuerlichen Gesichtsausdruck musste ich einfach lachen. Es war zu komisch. Meine Un-sicherheit nach allem, was heute passiert war und dann seine übertriebene Reaktion.
     

23. Wendepunkte
     
     
    „Wie oft soll ich es dir noch sagen? Es geht mir gut“, stöhnte ich verzweifelt. Aber es war von der Wahrheit soweit entfernt wie nur irgendwas. Denn jede Nacht, seit ich fast ertrunken wäre, quälten mich Albträume. Doch sie enthielten keine rätselhafte Botschaft für mich. Sie jagten mir nur furchtbare Angst ein. Manchmal träumte ich sogar, dass ich es nicht geschafft hatte, und sah meinen eigenen leblosen Körper daliegen. Istvan ließ sich jedoch nichts vormachen, egal, wie oft ich das Wort „Gut“ auch überstrapazierte.
    „Ich glaube dir nicht. Du zuckst ständig zusammen, wenn du auch nur ein lautes, ungewöhnliches Geräusch hörst“, erinnerte er mich. Verdammt! Wieso gelang es mir nicht, mich zusammenzureißen, so wie immer. Das hier, diese Überreaktionen, sahen mir nicht ähnlich. Ich hatte doch schon Schlimmeres überstanden. Und dennoch kam ich nicht darüber hinweg. Aber ich schätze, dass jeder, der um Haaresbreite zweimal im selben See ertrunken wäre, mit einem Trauma zu kämpfen hätte. Das Einzige, was mir half, nicht völlig den Boden unter den Füßen zu verlieren, war er. Istvan versuchte, ständig an meiner Seite zu bleiben. Diesmal war es ihm völlig egal, wie schwierig es war, das für mich zu tun. Die Geheimhaltung hielt ihn auch nicht davon ab, selbst bei der Arbeit über mich zu wachen. So schloss die Bücherei öfter einmal und ein gewisser schwarzer Camaro folgte mir mit Abstand. Noch immer hatte keiner von uns, auch Valentin und Jakov nicht, eine brauchbare Theorie darüber, wie Farkas’ Trick mit dem Auftauchen aus dem Nichts funktionierte. Ein Teil von mir vermisste meine neuen Freunde, die ich nicht besuchen konnte, weil ich nicht in den Wald durfte und sie so mit Nachforschungen und Patrouillen beschäftigt waren, dass dafür keine Zeit blieb. Man hätte meinen sollen, dass ich

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