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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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anfangen würde, unter einer Art Lagerkoller zu leiden. Aber es war unmöglich, Istvans Nähe nicht zu genießen. Solange er da war und wir uns nicht über meinen Zustand oder über meine Sicherheit stritten, fühlte ich mich vollkommen sicher und absurderweise zufrieden. Schließlich schlich er sich sogar am helllichten Tag zu mir und verlangte ausdrücklich, dass ich jede Nacht bei ihm schlief, weil mein Haus zu nah am Waldrand stand. Mit werkwürdiger Faszination sah ich zu, wie der riesige Fleck auf meiner Hüfte und der weniger aufdringlichere auf meinem Bauch ständig die Farben wechselten, bis sie immer mehr verblassten und kaum noch wehtaten. Dennoch erwischte ich Istvan beinahe jede Nacht dabei, dass er sie jedes Mal, wenn meine Kleidung ungünstig verrutscht war, anstarrte.
    „Bitte hör auf damit! Ich will nicht ständig daran erinnert werden“, bat ich ihn eines Nachts. Er zog mein Oberteil behutsam darüber und sagte: „Es tut mir leid. Daran habe ich nicht gedacht.“ Dann wurde er plötzlich richtig wütend.
    „Als ob die Albträume nicht schon genug wären, muss ich Idiot auch noch ständig auf deine blauen Flecke starren. Wie kann man nur so dämlich sein, hm?“, fauchte er bitter. Seine Augen funkelten ganz merkwürdig.
    „Nicht das! Istvan – bitte!“ Ich zeigte ihm deutlich, dass ich es jetzt nicht ertragen würde, wenn er seinen Schuldgefühlen freien Lauf ließe.
    Mit einer reichlich ungeschickten Geste packte ich sein Gesicht – Gott, wie gut sich das anfühlte! – und hielt es Hilfe suchend zwischen den Handflächen. „Sei einfach nur da. Mehr brauch ich nicht. Wenn ich fühle, dass du wirklich da bist, werden die Träume nicht kommen“, hoffte ich wirklich. Er nickte müde, eher er meine Hände von sich nahm, um mich sehr behutsam an sich zu ziehen. Es war solange her, dass er mich wirklich berührt und dass wir miteinander geschlafen hatten. Doch ich wusste, dass ich ihm jetzt Zeit geben musste und mir auch. Es fiel mir nur so schwer, ihn nicht zu berühren, wenn er so dicht bei mir lag. Doch er küsste mich so sanft und tief, dass mir ganz warm wurde und fürs Erste war das viel mehr als nur genug.
     
    Istvan war eine viertel Stunde überfällig. Istvan war niemals überfällig. Mein Schatten konnte sich nicht verspäten. Deshalb fing ich gleich an, die schlimmsten Sachen anzunehmen, und wollte gerade die Kavaliere, besser bekannt als Valentins, alarmieren, als er doch noch zur Tür hereinkam. Die Bibliothek war glücklicherweise wie ausgestorben. Sofort ließ ich das Handy wieder zuschnappen und beförderte es so in meine Tasche, dass er es nicht merkte, weil er mich ansah. Besser, er weiß nicht, dass ich mir gleich Sorgen gemacht habe, paranoid, wie ich bin , dachte ich und schenkte ihm dabei ein nervöses Lächeln.
    „Hi. Ich dachte, du kommst um drei“, sagte ich beiläufig, als wäre nichts gewesen.
    „Wollte ich auch“, meinte er. Dann hauchte er ein „Hey“, küsste mich auf die Wange, nur um mich erneut zu verun-sichern. Der Kuss war so förmlich, fast schon gezwungen. Istvan war angespannt, nervös und konnte mir nicht richtig in die Augen sehen. Wäre er ein Teenager, hätte ich gesagt, dass er mit Sicherheit etwas ausgefressen hatte. Aber bei unserem Leben handelte es sich garantiert um ein ernsteres Problem. Wenigstens darauf war Verlass.
    „OK. Was ist los?“, brachte ich es auf den Punkt. „Sag’s mir lieber gleich, ja.“
    „Joe … ich kann’s kaum fassen, was ich gleich sagen werde …“ Istvan zögerte. Er trat von einem Fuß auf den -anderen, schindete Zeit und sah mich immer noch nicht an. Ich -kreuzte die Arme vor der Brust, um mich wenigstens irgendwie zu wappnen.
    „Was?“, fragte ich aufgebracht. Meine Stimme kippte ungewollt. Er hob seinen Blick und kreuzte meinen, ohne ein eindeutiges Gefühl erkennen zu lassen. Das schaffte mich. Und dann hörte ich ihn etwas sagen, was mich beinahe dazu gebracht hätte, hysterisch loszulachen, weil ich mir sicher war, dass ich mich verhört haben musste. Denn es klang, als hätte er gesagt: „Ich muss dich heute zu den Valentins bringen … in den Wald.“ Das Dumme war nur, er hatte genau das gesagt.
     
    „O. K, wir sind hier. Auch wenn ich es noch immer nicht fassen kann.“ Ich atmete tief aus. „Wieso bin ich hier?“
    Istvan stellte den Motor ab, drehte sich in seinem Sitz zu mir. Besorgt musterte er mich, als er murmelte: „Es gibt ein Buch in der geheimen Sammlung , das ich dir zeigen

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