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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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gefällt mir nicht.“ Ich hörte selbst von dieser Entfernung, wie schwer Carla atmete. Hilf ihr Istvan, hilf ihr zu verstehen! Bitte, beruhige sie, flehte ich.
    „Es gefällt mir genauso wenig. Bitte glaub mir! Sie so sehen zu müssen, ist unerträglich. Aber ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Egal, was ich tue, immer scheint sie dafür bezahlen zu müssen … Ich hasse das. Wenn ich glauben könnte, dass ich sie beschützen könnte, indem ich gehe, dann -würde ich gehen . Das würde ich, Carla! Oh Gott, du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich mir wünsche, dass das alles vorbei ist. Vielleicht ist es doch meine Schuld, weil ich nicht mehr ohne sie leben kann. Aber ich … ich kann sie nicht mehr aufgeben. Ich kann einfach nicht!“, stammelt Istvan aufgebracht. Mein Herz pochte schmerzhaft. Wie sie so aufeinander losgingen, all diese traurigen Worte meinetwegen, war zu viel für mich. Ich stand auf und ging in Richtung Tür, um das endlich zu beenden.
     
    Doch ehe ich die Tür noch erreichte, hörte ich Carla etwas sagen. Ihre Stimme wurde ganz sanft und leise. Das ließ mich zögern.
    „Du liebst sie wirklich“, sagte sie und schien es endlich zu verstehen.
    „Mehr als mein Leben“, sagte er so schlicht, dass es mir durch und durch ging. Niemand sollte so leichthin über sein eigens Leben sprechen , dachte ich, schon gar nicht er .
    „Dann versprich mir, dass du tust, was du kannst, um sie vor was auch immer zu beschützen“, verlangte sie scharf.
    „Fest versprochen“, antwortete Istvan ernst. Ich hörte, wie er seine Hand auf die Klinke legte, und schreckte automatisch zurück.
    „Ach, Istvan“, sagte Carla, als wäre ihr gerade aufgegangen, dass er einen Namen hatte. „Wenn du dich je gefragt hast, ob es vor dir jemanden gegeben hat, der zählte …“ Eine unerträgliche Pause folgte.
    „Hat es nicht“, ließ sie ihn wissen.
    Wieso Carla ihm das hatte sagen müssen, war mir ein Rätsel. Ich war mir ziemlich sicher, dass Istvan schon vorher gewusst hatte, dass es niemanden außer ihm für mich gab. Vermutlich war Carla, nachdem ihre Wut verraucht war, bewusste geworden, was für ein umwerfender Mann da vor ihr stand. Istvan hatte diese Wirkung auf Menschen, man konnte ihm kaum widerstehen, wenn er einen mit diesen wunderschönen Augen ansah. Mir ging es zumindest so.
    Deshalb strahlte ich auch etwas verlegen, als Istvan die Tür öffnete und nicht im Mindesten überrascht war, mich lauschend hinter ihr vorzufinden.
    „Du hast also alles gehört“, stellte er neutral fest.
    „Jedes Wort, jedes gute und jedes schlechte“, murmelte ich und nahm den Beutel mit meinen feuchten Sachen.
    „Vielleicht hasst sie mich jetzt ein bisschen weniger“, meinte er kaum überzeugt und nahm mir den Beutel ab, als wäre ich schwer krank.
    „Sie hasst dich nicht. Carla macht sich nur Sorgen und weiß nicht, wie sie mit allem umgehen soll“, verteidigte ich sie und nahm ihm den Beutel wieder ab, auf eine Weise, die klarmachte, dass ich sehr wohl in der Lage war, einen lächerlichen Beutel tragen zu können.
    „Tja, weißt du. Da ist sie nicht die Einzige“, brummte er.
    „Ich finde, mein Lebensretter zu sein, beweist, dass du das schon hinbekommst“, flüsterte ich sanft und lehnte mich kurz an ihn. Er sollte spüren, dass mein Herzschlag ruhig blieb, trotz seiner Nähe. Ich log nicht, davon wollte ich ihn überzeugen. Ob es funktionierte, wusste ich nicht. Der abgespannte, müde Eindruck wollte nicht von ihm weichen.
    „Holen wir meine Papiere und verschwinden von hier“, sagte ich ganz schön fertig. Ich hatte genug Spital für diesen Monat gesehen. Mir reichte es. Er schob mich sanft durch die Tür und vermied es sehr deutlich, meine Hüfte zu berühren.
    Gleich, nachdem er mich nach Hause gebracht hatte, steckte er mich zusammen mit einem Liter Tee ins Bett und rief die Valentins an, die ihm schon Dutzende Nachrichten hinterlassen hatte. Ich bat ihn, mich zu entschuldigen. Auch nur ein weiteres „Wie geht es dir?“ und ich wäre an die Decke gegangen.
    „Alles geregelt?“, fragte ich eher lustlos, als er wieder in mein Zimmer, das Krankenzimmer , kam.
    „So ziemlich“, antworte er knapp. Ich lockte Istvan mit meinem Zeigefinger zu mir ins Bett. Nach kurzem Zögern folgte er meiner Bitte. Das Zögern gefiel mir gar nicht. So unbeteiligt, wie ich nur konnte, fragte ich: „Haben sie schon eine Idee, wie er das anstellt? Wie er unbemerkt auftauchen kann?“
    Er schüttelte nur den Kopf.

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