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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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„Es liegt nicht an dir oder an dem Kuss. Es liegt an mir. Ich … ich … bin“, stotterte ich und bemerkte, dass ich kaum verständlich war.
    „Was bist du?“, fragt er verwirrt und blieb, zu meiner Erleichterung, weiter auf Abstand.
    „Istvan Jany hat mir das Herz gebrochen. Und jetzt bin ich beschädigte Ware“, äußerte ich laut, völlig verheult, vor einem fremden Mann, der mich keine Sekunde zuvor geküsst hatte. Ich sagte seinen vollen Namen, denn hier, weit weg von Zuhause, konnte ich es zugeben, durfte ihn aussprechen. Hier gab es keinen Grund zur Geheimhaltung und ich fühlte den inneren Zwang alles loszuwerden, auch wenn die Adresse für solche Geständnisse völlig falsch war. Armer Tom! Er bekam nun alles ab, was ich sorgsam in meinen Inneren verschlossen gehalten hatte. Er war verdutzt und vollends verwirrt, was ich ihm nicht verdenken konnte.
    „Istvan, wer? Was hat er dir den Schreckliches getan?“, fragt er und blickte, enttäuscht über die unvorhersehbare Entwicklung, zu Boden.
    „ Er hat nichts gemacht. Ich bin davon gelaufen. Tut mir so leid, es ist nicht fair, dass du das hier alles abbekommst“, versuchte ich mich bei ihm zu entschuldigen und deutete dabei mit den Armen auf mich und meinen Zustand, den man nur schwer übersehen konnte.
    „Tja, irgendwie hast du ja versucht, mich vorzuwarnen. Ich habe aber nicht zugehört. Ich wollte dich so unbedingt küssen, dass ich alles überhört habe, was dagegen sprach. Selbst schuld“, versuchte er scherzend anzudeuten und fügte noch selbstironisch hinzu:
    „Vielleicht liegt es nicht nur an dir. Ich hab ein Händchen für schwierige Frauen, weißt du.“
    Tom lächelte gezwungen und setzte sich wieder auf die Bank. Dann blickte er mich wieder musternd an. Ich setzte mich zu ihm, hielt aber etwas Abstand.
    „Aber eines versteh ich nicht“, murmelte er vor sich hin. „Wenn du ihn noch liebst – sorry Kleines, aber das ist unübersehbar –, wieso bist du dann nicht bei ihm, sondern hier und verführst unschuldige Gitarristen?“, fragte er mich.
    Ich starrte ihn erschrocken an und konnte auf seine ironische Bemerkung nicht regieren. Ich wusste es nicht. Seine Frage schien mir vollkommen logisch und doch hatte ich keine vernünftige Antwort parat, außer:
    „Das ist kompliziert“, flüsterte ich niedergeschlagen vor mich hin.
    „Ist es doch immer“, wandte er abgeklärt ein, worauf ich ihm ins Wort fiel.
    „Glaub mir, das hier ist anders. Du hast keine Ahnung, wie anders“, deutete ich an und bereute meinen Versprecher sofort.
    „Ach was!“, widersprach er. „Du bist eine Frau, er ist ein Mann, oder?“, fragte er rhetorisch und konnte dabei seinen etwas gereizten Unterton nicht verbergen.
    Eigentlich hätte ich auf sein Oder antworten müssen, denn genau da lag der Hund begraben. Istvan war nicht nur ein Mann. Er war so viel mehr als das. Und doch war das nicht das eigentliche Problem.
    „Ja, es ist eine Mann-Frau-Kiste, aber eine ganz verzwickte“, erklärte ich ihm und hörte eine leise Stimme, die mir zuflüsterte, ich solle ab jetzt besser die Klappe halten und endlich verschwinden.
    „Sieh mal, ich weiß ein bisschen was übers Verlassenwerden, wie du dir ja denken kannst, aber bei mir und meiner Ex-Freundin war es unvermeidlich. Sie konnte mich nicht so nehmen, wie ich war. Das hätte nie funktioniert. Also frag dich nur diese eine Sache: Kannst du ihn so lieben, wie er ist? Ist die Antwort ja, dann krieg deinen Hintern hoch und schnapp ihn dir. Wenn er kein Idiot ist, nimmt er dich zurück.“
    Er beendete seine Rede, indem er die Arme selbstsicher vor der Brust verschränkte. An diesem Musiker war ein fähiger Therapeut verloren gegangen. Er schien gar nicht mehr gekränkt. Sein Interesse an mir war offensichtlich verflogen oder von seinem Mitgefühl für meine Lage verdrängt worden. Gut.
    Ich dachte eine Sekunde über seine Worte, seine Frage nach, dann hallte es in meinem Kopf ganz laut nach: Ja, ja, ja, das kann ich. Ich liebe ihn. So wie er ist. Sogar mein Körper wusste es, war sich dessen sicher. Die Reaktion auf Toms Kuss war mein letzter, der überzeugendste Beweis. Ich musste es nur noch laut aussprechen, um es zu besiegeln.
    „Ja, das tue ich“, antworte ich nach einer halben Ewigkeit und blickte Tom, erstaunt über meine eigenen Worte und den festen, überzeugenden Klang in ihnen, an. Er atmet laut aus und stand dabei auf.
    „Na, dann mach dich mal auf die Socken. Du kannst diesem … Istvan

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