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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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auch die Zweigkrone war noch immer auf meinem Haupt. Erleichtert ließ ich mich zu ihm herab und berührte seine unbekleidete Schulter. Er erwachte und lächelte sanft. Dann setzte er sich auf und lachte vertraut, als er die Krone auf meinen Kopf wiedererkannte. Ich musste auch lachen und umarmte ihn fest. Er zog mich fest an sich und flüsterte ohne Groll: „Wieso bist du weggegangen?“
    „Ich weiß es nicht“, antworte ich und umarmte ihn noch fester. Ich wollte seine unfassbare Wärme für mich konservieren.
    „Jetzt bist du ja wieder da“, wisperte er mir ins Ohr und küsste mich auf die Stirn. Doch da bekam ich plötzlich so ein scheußliches Gefühl. Im Traum wurde mir klar, dass das alles zu schön war, um wahr zu sein. Ich schloss ihn erneut in die Arme, um mich dieser trügerischen Fata Morgana erneut hinzugeben, aber es gelang nicht mehr richtig. Enttäuscht zischte ich ihm ins Gesicht.
    „Nein, ich bin noch nicht wieder da!“
    Ich sagte es entsetzt und er sah mich verwirrt an. Dann stand er auf und wollte weggehen, als ich völlig geschockt von seinem Vorhaben mit meinen Armen, die ihn festhielten, Einspruch gegen seine Absicht erhob.
    „Dann komm endlich zurück“, fauchte er mich an und stürmte mit einer beinahe schon absurden Geschwindigkeit von mir weg und in den tiefen Wald hinein.
    Der Schock weckte mich auf. Was für ein merkwürdiger Traum. Ich wusste nicht, welche Version dieses Traums, der mich immer wieder heimsuchte, mich mehr verstörte, entschied aber, dass die Version, in der er verschwunden blieb, grausamer war.
    Normalerweise hätte ich mich über meinen Traum aufgeregt, aber als ich jetzt auf die Zeiger meiner Armbanduhr blickte, legte sich meine Aufregung. Es war endlich Morgen. Ich wusch mir schnell das Gesicht, putzte meine Zähne und legte ein wenig Make-up auf, das die Spuren der letzten, beinahe schlaflosen Nacht verdecken konnte.
    Eigentlich sollte man versuchen, so gut wie möglich auszusehen, wenn man einen Mann wiedererobern wollte. Doch für diese Raffinesse hatte ich weder die Geduld noch die Fähigkeiten. Ich selbst musste genügen. Dann schnappte ich mir meine Taschen und ging zur Empfangslobby. Ich hatte Glück, der Concierge war pünktlich. Mit einer übertrieben eiligen Geste stürzte ich auf ihn zu und bat ihn, meine Rechnung fertig zu machen. Er war überrascht von meiner Eile.
    „Verzeihung, junge Frau, aber der Computer ist noch nicht einmal hochgefahren. Sie müssen sich ein paar Minuten gedulden“, entschuldigte er sich.
    „Gedulden“, wiederholte ich sarkastisch, „haben sie eine Ahnung“, deutete ich an und setzte mich zum Warten auf die Couch gegenüber dem Eingang. Nachdem ich, geschätzte zwei Frauenzeitschriften nervös durchblätternd lang, gewartet hatte, hielt ich es nicht länger aus und bat ihn nochmals, sich zu beeilen. Er war etwas genervt von meiner Rastlosigkeit und vertröstet mich abermals. Ich nickte nur und rollte mit den Augen. Nach weiteren endlosen fünf Minuten kam er zu mir und überreichte mir den Ausdruck mit der Hotelrechnung. Ich überflog kurz das Papier. Er hätte mir genauso gut zehn falsche, überteure Posten anführen können, ich hätte es nicht bemerkt. Als ich den Rechnungsbetrag entdeckte, steckte ich ihm mehr als den gesamten Betrag bar in die Hand und wartet nicht einmal auf mein Wechselgeld. Als er damit zurückkam, war ich längst auf dem Weg zur U-Bahn, um mein Auto aus der Parkgarage abzuholen.
    Etwas ungelenk bugsierte ich die Koffer von der U-Bahn-Station zum passenden Parkdeck. Das Glück war an diesem Morgen offenbar auf meiner Seite, denn mein Auto stand noch auf seinem Platz. Ich hatte irgendwie damit gerechnet, dass es vielleicht gestohlen worden sein könnte. Aber ich irrte mich. Ich schmiss die Koffer in den Kofferraum. Die Laptop-Tasche und meine Handtasche landeten auf dem Beifahrersitz. Zuerst nahm ich mir die Wien-Karte aus dem Handschuhfach, suchte mir den besten, schnellsten Weg aus der Stadt heraus und versuchte dann mir die wichtigsten Abbiegungen und Ausfahrten zu merken. Ich war mit den Wiener Straßen nicht mehr so vertraut und wollte mich nicht ausgerechnet heute verfahren.
    Als ich eine gute Route gefunden hatte, startete ich den Motor und, Wunder über Wunder, ich hatte noch genug Benzin im Tank, um ohne Zwischenstopp nach Hause zu kommen.
    Ich war so fahrig und aufgeregt, dass ich den Motor beim Ausparken abwürgte. Es war klar, irgendwie musste ich einen Weg finden meine Aufregung

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