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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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unhöflich sein. Also huschte ich an der Außenwand entlang und linste durchs Fenster. Kriminell zu sein, machte mir weniger aus.
    Ein Zeichentrickfilm flimmerte über die Mattscheibe. Ein kleiner Junge von vielleicht vier oder fünf starrte fasziniert auf den rechteckigen, gelben Klumpen mit Gesicht, Beinen und Händen, der unter Wasser zu tanzen schien.
    Ich reckte den Hals. In der Küche stand eine junge Afroamerikanerin und schüttete Müsli in eine Schale. Sie trug ihr naturbelassenes Haar in einer kurzen, attraktiven Afro-Frisur, die ihr hübsches Gesicht umschmeichelte. Sie konnte nicht älter sein als achtzehn, allerhöchstens zwanzig.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Kind z u – dunkles, langes, wirres Haar, die Haut von der Sonne geküsst. Seine Augen konnte ich nicht sehen. Er könnte ihr Sohn sein.
    Ihrer un d …
    Die junge Frau hob den Kopf, als Adam mit nassem, nach hinten gebürstetem Haar und einem Handtuch um den Hals auftauchte. Sein Oberkörper war nackt, und anstelle seiner schwarzen Hose trug er nun Jeans.
    „Daddy!“, krähte das Kind und ließ die Cartoons Cartoons sein, um sich in Adams Arme zu werfen.
    Ich realisierte erst, dass ich zu atmen aufgehört hatte, als schwarze Flecken vor meinen Augen tanzten. Ich saugte Luft in meine Lungen, ließ sie wieder entweichen. Ich sollte mich hinsetzen und den Kopf zwischen die Knie legen oder ihn vielleicht einfach gegen die Hauswand schmettern. Aber ich konnte den Blick nicht von Adam und seinem Sohn abwenden.
    Die Arme fest um Adams Hals und die Beine um seine Taille geschlungen, hing das Kind wie ein Äffchen an ihm, und Adam rieb seine Wange an dem Haar des Jungen. Die Liebe in seinen Augen löste bei mir ein leises Schluchzen aus.
    Als Adam aufsah, duckte ich mich so schnell, dass mir von Neuem schwindlig wurde. Ich kauerte mich unter das Fenster und atmete, so flach ich konnte, während ich gleichzeitig auf das Knarzen der Tür wartete, das jedoch nicht kam.
    Also blieb ich, den Kopf zwischen den Knien verborgen, einfach dort sitzen. Ich sollte hier besser verschwinden. Irgendjemand, wenn nicht sogar Adam oder die junge Frau selbst, würde mich entdecken, wie ich hier im Gras unter ihrem Wohnzimmerfenster hockte, und sich fragen, welche Art von Psychopathin ich wohl sein mochte.
    Prustendes Gelächter ertönte. Adam war wütend gewesen, als er dachte, dass ich mit ihm schlief, obwohl ich verheiratet war. Was war seine Rechtfertigung?
    „Vielleicht sind sie ja nicht verheiratet“, murmelte ich.
    Was keine Rechtfertigung war.
    In irgendeinem Punkt hatte er mich belogen. Auch wenn ich ihn nicht gefragt hatte, ob er in einer Beziehung steckte, gebot es nicht die Höflichkeit, so etwas zu erwähnen? Auf jeden Fall hätte er das Kind erwähnen müssen.
    Natürlich hatte Adam betont, dass ich ja fortgehen würde, dass er mich nicht liebte und sich daran auch nie etwas ändern würde. Vermutlich hatte er angenommen, dass ich längst über alle Berge sein würde, bevor es relevant werden könnte, dass er einen Sohn hatte und mit jemandem zusammenlebte.
    Ein Gedanke versuchte, sich in mein Bewusstsein zu drängen. Wenn ich doch nur mein Gehirn dazu bringen könnte, sich auf etwas anderes zu fokussieren als nur auf das Lächeln des kleinen Jungen und den Klang seiner Stimme, die „Daddy!“ rief.
    Aber ich konnte nicht. So, wie ich hyperventilierte und die Arme um meinen Oberkörper geschlungen hatte, hätte man meinen können, dass ich eben die Liebe meines Lebens im Bett mit einer anderen Frau erwischt hätte.
    Fluchend zwang ich mich, aufzustehen und tief Luft zu holen. Ich würde zum Herrenhaus zurückgehen, meine Sachen packen und bei Cassandra einziehen. Anschließend würde ich einen anderen Sumpfführer anheuern, diesen verflixten loup-garou aufspüren, ihm eine Schlinge um den Hals legen und das Biest bei Frank abliefern. Und das alles, ohne Adam Ruelle jemals wiederzusehen.
    Ich drehte mich um und rannte direkt in ihn hinein.
    Er sah von mir zum Fenster und wieder zurück. Keiner von uns sagte etwas.
    Ich versuchte, hoch erhobenen Kopfes davonzustolzieren, als er sich mit einem Ausfallschritt vor mir aufbaute.
    „Was tust du hier?“, herrschte er mich an.
    „Leck mich am Arsch.“
    „Du bist mir gefolgt.“
    „Sag bloß“, erwiderte ich, was ja so schlagfertig war, aber etwas anderes wollte mir einfach nicht einfallen.
    „Das hättest du nicht tun sollen.“
    Ich war versucht, erneut „sag bloß“ zu erwidern, aber ich

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