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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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verrostet, fleckig und ohne erkennbare Farbe. Adam öffnete mir die Beifahrertür, aber ich widersetzte mich.
    „Rein mit dir“, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen, „sonst zwinge ich dich dazu.“
    Ich sah zum Haus. Luc winkte mir vom Fenster aus zu. Ich stieg ein und zuckte erschrocken zusammen, als mich eine kaputte Feder ins Gesäß knuffte. Der Sitz war zerfetzt, als hätte ihn ein wildes Tier mit den Krallen bearbeitet.
    Der Wagen war so alt, dass er noch nicht mal über eine Klimaanlage verfügte. Mit beinahe synchronen Bewegungen kurbelten wir die Fenster runter, bevor Adam den Motor startete. Der Morgen war jetzt schon derart heiß, dass sich der Luftzug in meinem Haar gut anfühlte.
    „Ich werde dir nicht erzählen, was geschehen ist“, sagte Adam leise. „Ich darf nicht.“
    Das „darf nicht“ nahm mir den Wind aus den Segeln. Ich wusste, dass bestimmte Sonderkommandos strikter Geheimhaltung unterlagen.
    „Was ist mit deiner Frau passiert?“
    Er krampfte die Finger um das Lenkrad. „Sie ist gegangen.“
    „Wie?“
    Ich malte mir schreckliche Dinge au s – Dinge, die die Traurigkeit in seinen Augen erklären würden. War das der Grund, warum er mich nicht lieben konnte? Der Tod war etwas, womit ich mich auskannte.
    „Hat ihre Sachen gepackt, unsere Konten leer geräumt und sich aus dem Staub gemacht. Das Miststück.“
    Ich gaffte ihn an. „Was? Sie ist doch tot.“
    „Das hoffe ich.“
    „Luc sagte, dass seine Mutter gestorben sei.“
    „Für mich ist sie das auch. Für ihn ebenfalls.“ Er schaute kurz zu mir, dann wieder auf die Straße. „Sie kommt nicht zurück, falls es das ist, worüber du dir Sorgen machst.“
    „Ich mache mir eher Sorgen um deine Geistesverfassung. Warum solltest du deinem Sohn erzählen, dass seine Mutter tot ist, wenn sie in Wirklichkei t … ?“
    „Abgehauen ist. Ihn im Stich gelassen hat. Gegangen ist, als er kaum mehr als ein Jahr alt war, ohne je zurückzukehren. Sie will ihn nicht. Sie hasst ihn fast ebenso wi e … “
    Er schluckte das letzte Wort gewaltsam runter. Aber ich konnte es mir auch so denken. Seine Frau hatte ihn gehasst. Ich bezweifelte, dass er mir den Grund sagen würde.
    „Du hast sie nie wiedergesehen?“
    „Nein.“
    „Auch nichts von ihr gehört?“
    „Kein Wort.“
    „Also bist du noch immer verheiratet.“
    „Nicht in meiner Wahrnehmung.“
    „Na großartig“, brummte ich.
    „Wenn ich nicht weiß, wo sie ist, wie soll ich ihr da die Scheidungspapiere zustellen lassen?“
    Da hatte er nicht ganz unrecht. Dennoc h …
    „Es war nie eine echte Ehe“, argumentierte er.
    „Hast du eine Heiratsurkunde?“
    „Ja.“
    „Dann war sie echt.“
    „Ich habe sie nie geliebt. Sie hat mich nie geliebt. Wir haben geheiratet, wei l … “ Er zuckte mit den Schultern, und da fiel bei mir der Groschen.
    „Du hast ihn einfach nicht in der Hose behalten können. Was für eine Überraschung.“
    Im Inneren des Wagens herrschte Schweigen. Aber wie immer schaffte ich es nicht, lange ruhig zu bleiben. „Warum hast du behauptet, keine Kinder zeugen zu können?“
    „Weil ich es inzwischen nicht mehr kann. Nach Lucs Geburt hatte ic h … “ Er verstummte, als könnte er nicht die richtigen Worte finden.
    Ich hatte damit keine Schwierigkeiten. „Einen Unfall? Mumps? Was?“
    „Ich hatte eine Vasektomie.“
    Mir klappte der Mund auf. Dieses Problem schien bei mir in letzter Zeit häufig aufzutreten. „Warum?“
    „Ich begehe nie denselben Fehler zweimal.“
    „Abe r … was, wenn du jemanden kennenlernst? Mehr Kinder haben möchtest?“
    „Das wird nicht passieren.“
    Meine Brust schmerzte, als ob jemand mit einem Bleirohr darauf einschlüge, um mir das Herz zu brechen.
    „Das kannst du nicht wissen“, presste ich hervor.
    „Ich werde nie wieder heiraten. Nie ein weiteres Kind haben. So liegen die Dinge nun mal.“
    Auch ich hatte nie vorgehabt, noch mal zu heiraten, denn ich wusste mit absoluter Gewissheit, dass ich niemanden je so lieben könnte, wie ich Simon geliebt hatte. Ich hatte mit ihm kein Baby haben wollen; ganz bestimmt wollte ich erst recht keins mit einem anderen Mann. Warum also wühlten mich Adams Worte so sehr auf?
    Weil ich irgendwo in ihnen eine Lüge witterte; ich wusste nur nicht genau, wo. Vielleicht war es eine Lüge durch Verschweigen. Er hatte noch ein anderes Leben, eine Familie, von der ich nichts geahnt hatte. Und wenn er diesbezüglich log, tat er das vermutlich auch bei anderen

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