Wolfsfieber
draußen telefonierte und
sich dabei das Dauergrinsen nicht verkneifen konnte.
Ich blieb allein in den Geschäftsräumen zurück und sah
mich um. Es wurde sehr viel edler Schmuck präsentiert, von
dem ich mir nichts leisten konnte. Daneben gab es auch
preiswerteren Silberschmuck und eine kleine Auswahl an
Modeschmuck, die man nur ganz hinten fand.
Ich sah mir die Silberteile genauer an und ließ meinen
Blick über die blinkenden Reihen wandern, bis ich auf eine
Gruppe von Medaillons stieß. Eigentlich handelte es sich
dabei eher um Silberscheiben mit einem verzierten Rand.
Sie hatten einen Durchmesser von etwa vier Zentimetern.
Auf ihrer Oberfläche waren kleine Kristalle eingefasst, die
verschiedene Sternbilder imitierten. Ich konnte Kassiopeia
ausmachen, den großen Wagen und daneben lag ein Modell
mit meinem Lieblingssternbild, dem Orion. Ich musste die-
sen Anhänger und die Kette unbedingt haben. Es war das
perfekte Geschenk für Istvan. So könnte ich mich endlich
bei ihm für die Oper erkenntlich zeigen. Dass ausgerechnet
Orion darauf abgebildet war, machte es zum perfekten Re-
vanche-Geschenk für jemanden, der seinen Geburtstag nie
feierte. Als die Verkäuferin zurück war, fragte ich nach dem
Preis. Es war nicht allzu teuer, genau, was ich mir leisten
konnte. Ich nahm es und sie packte es mir in einen schwar-
zen Samtbeutel. Nochmals sah ich mir die Länge der silber-
nen Kette an, um sicher zu gehen, dass Istvan sie auch um
den Hals tragen konnte, wenn dieser etwas dicker und fell-
besetzter sein würde. Die Länge schien gerade recht.
Christian kam gerade herein, um zu bezahlen, als ich die
kleine Medaille in meiner Tasche verschwinden ließ, damit
er mich nicht danach fragen konnte. Es war ein eindeutiges
Schmuckstück für einen Mann und ich wollte keine Lüge
über den Beschenkten auftischen, also war Verheimlichung
das Beste. Die Zahlung war schnell erledigt und so waren wir
beide bald mit unseren Liebesgaben aus der Tür. Ich brach-
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te Christian schnell zum Wagen und wir beide konnten uns
das ständige Lächeln nicht verkneifen, auch wenn ich zwei
Gründe hatte, um zu lächeln.
„Ich wünsche dir viel Glück. Es wird bestimmt alles gut
gehen. Du wirst sehen!“, versuchte ich ihm noch Mut zu ma-
chen.
„Denkst du wirklich?“, fragte er aufgeregt nach.
„Hey, ihr zwei seid doch wie Pech und Schwefel!“, sagte
ich noch schnell und boxte ihn aufmunternd auf den Ober-
arm, bevor ich mich verabschiedete und zu meinem eigenen
Wagen ging.
Am selben Abend kam ich etwas verspätet zu mir nach
Hause. Ich aß schnell eine Kleinigkeit aus dem Kühlschrank,
mehr um mein Magenknurren verstummen zu lassen als aus
Hunger. Dann holte ich Istvans Geschenk aus der Tasche
und legte es auf den Küchentisch. Ich musste es ihm heute
Abend noch geben, dessen war ich mir sicher. Morgen wäre
er schon zu beschäftigt mit seinen Vorbereitungen, um mein
Geschenk annehmen zu können. Für mich war es eine Fü-
gung des Schicksals, dass ich gerade zu diesem Zeitpunkt
auf genau dieses Schmuckstück gestoßen war. Wie oft schon
hatte ich in Zusammenhang mit Istvan an Orion gedacht?
Es passt einfach zu perfekt. Ich war mir aber nicht sicher,
ob ich den Mut haben würde, ihm zu gestehen, was ich ihm
gestehen wollte. Ob ich ihm begreiflich machen könnte,
was es für mich bedeutete, ihm dieses Symbol zu schenken?
Christian würde in dieser Nacht nicht der Einzige sein, der
um ein Liebesgeständnis ringen würde und um die richtigen
Worte dafür.
Eigentlich hatte ich versprochen, schon um acht zu ihm
zu kommen. Doch ich wollte, dass alles richtig sein würde.
Angefangen mit meinem Äußeren. Ich badete lange und ver-
suchte, keine Badezusätze zu verwenden. Istvan mochte es
nicht, wenn irgendwelche Duftstoffe meine eigenen Gerü-
che überdeckten. Ich hatte sogar angefangen, ausschließlich
ein Pfirsichshampoo zu benutzen, da er sagte, es wäre das
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Einzige, was sich mit meinem eigenen Haarbouquet vertrü-
ge. Nach dem Bad legte ich meine Haare in exakte Locken.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich es hinbekam. Ich hatte
mir, nachdem ich vom Juwelier weggegangen war, ein dun-
kelrotes Top gekauft, das einen tiefen Ausschnitt hatte. So
etwas trug ich sonst nie. Es passte aber perfekt zu meiner
dunkelblauen Jeans und ich wusste, ihm würde ich so gefal-
len. Bevor ich ging, färbte ich noch meine Lippen kirschrot
und legte etwas hellen Puder
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