Wolfsfieber
hoch und heilig versprechen, den Camaro
niemals zu verlassen, solange er noch ein Wolf wäre. Leider
gab es keine Möglichkeit, meinen Geruch zu überdecken
oder meinen Herzschlag unhörbar zu machen, wofür ich
sehr dankbar gewesen wäre. Ich war mir bewusst, wie leicht
es für die Farkas-Wölfe sein würde, mich aufzuspüren, wenn
sie es darauf anlegten. Das verschaffte mir ein flaues Ziehen
in der Magengrube, was ich natürlich verschwieg.
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Um fünf Uhr waren wir noch immer bei mir und saßen in
meinem Zimmer auf der kleinen Couch gegenüber meinem
Bett. Er saß eher steif da, während ich mich an seine Brust
anschmiegte und versuchte, etwas lockerer zu wirken. Ein
peinlicher Versuch, zugegeben. Er schlang seinen Arm um
meinen Oberkörper. Ich hatte das Gefühl, er wolle mich in
diesem Moment gefangen halten, um mich nicht der poten-
ziellen Gefahr des nächsten Momentes ausliefern zu müs-
sen. Immer wieder hörte ich seine tiefen, unregelmäßigen
Atemzüge, die sich auf meinen Brustkorb übertrugen und
meinen Körper ebenfalls in Alarmstimmung versetzten. Mei-
ne Muskeln spannten sich, ohne meine Zustimmung, auto-
matisch an.
„Es wird alles gut gehen“, versicherte ich ihm und ver-
suchte damit, uns beide davon zu überzeugen.
„Ich hoffe es“, stöhnte er und ich konnte die Panik hören,
die seine schöne Stimme überlagerte.
„Wir haben an alles gedacht. Die Valentins werden ihren
Job machen und wir müssen nur diese drei Tage und Nächte
überstehen. Das ist machbar“, sagte ich vor mich hin und
war bemüht, einen neutralen Tonfall zu halten.
Istvan legte sein Kinn an meinen Scheitel und zog seinen
Griff fester um meine Brust.
„Es ist machbar“, wiederholte er meine letzten Worte, als
handle es sich dabei um eine Beschwörungsformel, die wahr
würde, indem man sie mehrmals wiederholte, was er auch tat.
Ich befreite mich aus seinem Griff und lehnte meinen
Kopf an seine Schulter, damit ich in seine Augen sehen
konnte. Der leere, traurige Ausdruck darin erschreckte mich.
Ich küsste ihn sanft in der Hoffnung, diesen angsterfüllten
Ausdruck dadurch zu vertreiben. Es gelang mir nur teilwei-
se. Sein Gesicht entspannte sich ein wenig. Seine Augen
blieben aber weiterhin sorgenvoll. Dagegen war einfach kein
Kraut gewachsen.
„Gibt es irgendwas, was ich tun könnte? Du machst hier
die Hölle durch und ich fühle mich so nutzlos. Ich wünsch-
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te, ich könnte irgendwas tun, um zu helfen oder es dir we-
nigstens etwas leichter zu machen“, ließ ich ihn wissen und
strich dabei seinen Unterarm entlang. Die Geste sollte ihn
etwas besänftigen. Auch das schien nicht zu funktionieren,
nicht wirklich.
„Ich fürchte, da gibt es nichts. Und ich werde dir nicht
erlauben, etwas Verrücktes zu tun, das dich in Gefahr bringt.
Das kannst du gleich vergessen. Aber eine Sache geht mir
nicht aus dem Kopf. Wenn ich erst ein Wolf bin, dann bist du
schutzlos im Auto. Das macht mich total krank. Ich wünsch-
te, wir hätten eine Waffe für dich“, meinte er trocken und
ich erschrak allein schon bei dem Gedanken, eine Waffe in
meiner Hand zu halten.
„Eine Waffe?“, stieß ich erschrocken hervor.
„Was sollte ich damit? Ich kann doch mit so was nicht um-
gehen. Ich denke nicht, dass ich mich mit so was besonders
gut mache. Außerdem würde es gegen die Werwölfe ohne-
hin nicht viel ausrichten. Eure Selbstheilungskräfte machen
euch doch beinahe immun“, merkte ich resignierend an und
wurde mir zu spät darüber klar, dass das auch für ihn galt.
„Es würde sie nicht töten, aber im Notfall lange genug
aufhalten, damit du fliehen kannst. Ich würde mich einfach
viel besser fühlen, wüsste ich, dass du etwas bei dir hast,
womit du dich verteidigen kannst!“, sagte er nochmals und
zog mich dabei ganz fest an sich.
Plötzlich durchzuckte mich ein Geistesblitz. Es gab eine
Waffe in diesem Haus. Ich hatte es ganz vergessen. Vielleicht
war sie auch nicht mehr da. Zuletzt hatte ich sie mit eigenen
Augen gesehen, da war ich sechzehn gewesen.
„Istvan, was, wenn ich vielleicht eine Waffe hätte?“, taste-
te ich mich gedanklich vor.
„Was? Wäre das möglich? Welche Waffe? Spann mich
nicht so auf die Folter“, bat er mich und war dabei in seiner
Sitzposition hochgefahren.
„Es ist eine Leuchtpistole. Mein Vater hat sie früher in
seinem alten Werkzeugschrank aufbewahrt. Ich habe ihn nie
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danach gefragt. Vermutlich stammt sie
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