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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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hoch und heilig versprechen, den Camaro
    niemals zu verlassen, solange er noch ein Wolf wäre. Leider
    gab es keine Möglichkeit, meinen Geruch zu überdecken
    oder meinen Herzschlag unhörbar zu machen, wofür ich
    sehr dankbar gewesen wäre. Ich war mir bewusst, wie leicht
    es für die Farkas-Wölfe sein würde, mich aufzuspüren, wenn
    sie es darauf anlegten. Das verschaffte mir ein flaues Ziehen
    in der Magengrube, was ich natürlich verschwieg.
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    Um fünf Uhr waren wir noch immer bei mir und saßen in
    meinem Zimmer auf der kleinen Couch gegenüber meinem
    Bett. Er saß eher steif da, während ich mich an seine Brust
    anschmiegte und versuchte, etwas lockerer zu wirken. Ein
    peinlicher Versuch, zugegeben. Er schlang seinen Arm um
    meinen Oberkörper. Ich hatte das Gefühl, er wolle mich in
    diesem Moment gefangen halten, um mich nicht der poten-
    ziellen Gefahr des nächsten Momentes ausliefern zu müs-
    sen. Immer wieder hörte ich seine tiefen, unregelmäßigen
    Atemzüge, die sich auf meinen Brustkorb übertrugen und
    meinen Körper ebenfalls in Alarmstimmung versetzten. Mei-
    ne Muskeln spannten sich, ohne meine Zustimmung, auto-
    matisch an.
    „Es wird alles gut gehen“, versicherte ich ihm und ver-
    suchte damit, uns beide davon zu überzeugen.
    „Ich hoffe es“, stöhnte er und ich konnte die Panik hören,
    die seine schöne Stimme überlagerte.
    „Wir haben an alles gedacht. Die Valentins werden ihren
    Job machen und wir müssen nur diese drei Tage und Nächte
    überstehen. Das ist machbar“, sagte ich vor mich hin und
    war bemüht, einen neutralen Tonfall zu halten.
    Istvan legte sein Kinn an meinen Scheitel und zog seinen
    Griff fester um meine Brust.
    „Es ist machbar“, wiederholte er meine letzten Worte, als
    handle es sich dabei um eine Beschwörungsformel, die wahr
    würde, indem man sie mehrmals wiederholte, was er auch tat.
    Ich befreite mich aus seinem Griff und lehnte meinen
    Kopf an seine Schulter, damit ich in seine Augen sehen
    konnte. Der leere, traurige Ausdruck darin erschreckte mich.
    Ich küsste ihn sanft in der Hoffnung, diesen angsterfüllten
    Ausdruck dadurch zu vertreiben. Es gelang mir nur teilwei-
    se. Sein Gesicht entspannte sich ein wenig. Seine Augen
    blieben aber weiterhin sorgenvoll. Dagegen war einfach kein
    Kraut gewachsen.
    „Gibt es irgendwas, was ich tun könnte? Du machst hier
    die Hölle durch und ich fühle mich so nutzlos. Ich wünsch-
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    te, ich könnte irgendwas tun, um zu helfen oder es dir we-
    nigstens etwas leichter zu machen“, ließ ich ihn wissen und
    strich dabei seinen Unterarm entlang. Die Geste sollte ihn
    etwas besänftigen. Auch das schien nicht zu funktionieren,
    nicht wirklich.
    „Ich fürchte, da gibt es nichts. Und ich werde dir nicht
    erlauben, etwas Verrücktes zu tun, das dich in Gefahr bringt.
    Das kannst du gleich vergessen. Aber eine Sache geht mir
    nicht aus dem Kopf. Wenn ich erst ein Wolf bin, dann bist du
    schutzlos im Auto. Das macht mich total krank. Ich wünsch-
    te, wir hätten eine Waffe für dich“, meinte er trocken und
    ich erschrak allein schon bei dem Gedanken, eine Waffe in
    meiner Hand zu halten.
    „Eine Waffe?“, stieß ich erschrocken hervor.
    „Was sollte ich damit? Ich kann doch mit so was nicht um-
    gehen. Ich denke nicht, dass ich mich mit so was besonders
    gut mache. Außerdem würde es gegen die Werwölfe ohne-
    hin nicht viel ausrichten. Eure Selbstheilungskräfte machen
    euch doch beinahe immun“, merkte ich resignierend an und
    wurde mir zu spät darüber klar, dass das auch für ihn galt.
    „Es würde sie nicht töten, aber im Notfall lange genug
    aufhalten, damit du fliehen kannst. Ich würde mich einfach
    viel besser fühlen, wüsste ich, dass du etwas bei dir hast,
    womit du dich verteidigen kannst!“, sagte er nochmals und
    zog mich dabei ganz fest an sich.
    Plötzlich durchzuckte mich ein Geistesblitz. Es gab eine
    Waffe in diesem Haus. Ich hatte es ganz vergessen. Vielleicht
    war sie auch nicht mehr da. Zuletzt hatte ich sie mit eigenen
    Augen gesehen, da war ich sechzehn gewesen.
    „Istvan, was, wenn ich vielleicht eine Waffe hätte?“, taste-
    te ich mich gedanklich vor.
    „Was? Wäre das möglich? Welche Waffe? Spann mich
    nicht so auf die Folter“, bat er mich und war dabei in seiner
    Sitzposition hochgefahren.
    „Es ist eine Leuchtpistole. Mein Vater hat sie früher in
    seinem alten Werkzeugschrank aufbewahrt. Ich habe ihn nie
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    danach gefragt. Vermutlich stammt sie

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