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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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aber von seiner Bun-
    desheerausbildung. Ich weiß nicht, ob sie noch da ist, aber
    wir könnten nachsehen“, schlug ich vor. Bei dem Gedanken,
    in meinem eignen Haus nach einer Waffe zu suchen, wurde
    mir fast schlecht. Es kam mir so falsch, aber dennoch not-
    wendig vor.
    Istvan schnellte von der auf Couch und zog mich eben-
    falls hoch. Ich ging mit schnellen Schritten die Treppe hi-
    nunter, er immer einen winzigen Schritt hinter mir. Vor dem
    Schlafzimmer meiner Eltern, das ich noch kaum betrat, seit
    sie aufgebrochen waren, befand sich die Tür zum Keller. Ich
    stemmte die leicht verzogene Tür auf und hetzte die Treppe
    hinunter. Im dunklen, muffigen Keller angekommen, nahm
    ich gleich die erste Tür links zum Abstellraum. In der Ab-
    stellkammer befanden sich mehrere Regale und Ablagen für
    diverses Zeug, das sich in den Jahren angesammelt hatte.
    Hinter der letzten Stellage stand der alte, zerkratzte Werk-
    zeugschrank, in dem nur noch Dinge aufgehoben wurden,
    die schon lange keinen Zweck mehr erfüllten. Ich drehte
    den Schlüssel und mit einem unangenehmen Quietschen
    öffnete ich die Flügeltür. Istvans Atem spürte ich dabei
    die ganze Zeit in meinem Nacken. Er war ungeduldig. Das
    passte gar nicht zu ihm. Ungeduld war bisher eher meine
    Domäne gewesen. Obwohl ich seit Jahren nicht mehr in
    den Schrank gesehen hatte, fand ich die schwarze Schach-
    tel, in der mein Vater die Leuchtpistole seit jeher aufhob.
    Direkt vor mir lag nun also jene Waffe, die ich zum Selbst-
    schutz mit mir führen sollte. Ich wollte sie nicht selbst he-
    rausnehmen.
    „Ganz hinten links“, deutete ich Istvan an und ging einen
    Schritt beiseite. Er zögerte nicht und nahm die Schachtel an
    sich. Istvan drückte den Deckel auf und brachte eine kleine,
    schwarze Pistole und zwei große Patronen zum Vorschein.
    „Nur zwei Patronen, aber wenigstens hast du jetzt eine
    Waffe zu deinem Schutz“, merkte er an, während er den Lauf
    und die anderen Funktionen der Waffe überprüfte. Ich frag-
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    te erst gar nicht danach, woher er wusste, wie das gemacht
    wird.
    „Sie funktioniert noch, keine Sorge“, sagte er und hielt sie
    mir hin. Ich zögerte einen Moment und nahm sie dann doch
    in meine Hand. Das kalte Metall und das überraschende Ge-
    wicht fühlten sich fremd in meiner Hand an.
    „Ich nehme sie, wenn du darauf bestehst. Du musst mir
    zeigen, wie man sie benutzt.“
    „Es ist ganz einfach. Wirklich. Du musst nur diesen Kol-
    ben hier drücken. Hier. Dann öffnet sich die Leuchtpistole
    und du kannst die Patrone in den Lauf schieben. Danach
    musst du nur noch abdrücken. Vorsicht vor dem Rückstoß.
    Am besten hältst du sie mit beiden Händen, o. k.?“, fragte er
    mich und suchte in meinen Augen nach einem Zeichen von
    Einverständnis.
    „Ich denke, ich weiß, wie es geht. Aber wird dieses Ding
    tatsächlich einen Werwolf aufhalten können?“, fragte ich un-
    sicher nach.
    „Diese Dinger können schon einigen Schaden anrichten.
    Es wird sie nicht schwer genug verletzen. Sie können trotz-
    dem angreifen, aber der Treffer gibt dir ein paar Minuten, die
    du nutzen kannst. Und wenn du doch nicht auf ihn schießen
    kannst, kannst du mir damit wenigstens ein Signal geben!“,
    merkte er an und strich mir über die Wange, um mich zu
    beruhigen.
    Wir gingen wieder zu mir hoch. Ich musste noch etwas
    aus meinem Zimmer holen, bevor wir gehen konnten. Er
    wartete vor meiner Tür, während ich mir über den engen,
    grauen Kapuzenpulli, den ich vorhin angezogen hatte, noch
    eine schwarze Trekkingweste überstreifte. Danach schnürte
    ich mir noch die festen, schwarzen Stiefel um die Knöchel
    und steckte die Stulpen meiner dunklen Jeans hinein. Wäh-
    rend ich mein Haar kämmte und es zu einem Pferdeschwanz
    zusammenführte, bemerkte ich seinen vielsagenden Blick
    auf mir und starrte zurück. Ich wünschte mir in diesem Mo-
    ment, mehr als alles andere, seine Gedanken lesen zu kön-
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    nen, denn sein grüner Blick erschütterte mich im Innersten,
    ohne dass ich genau sagen konnte, wieso.
    Wir kamen etwas nach sechs Uhr am Lagerplatz an und
    warteten so lange, bis die Sonne anfing unterzugehen. Dann
    erst stiegen wir aus dem Wagen. Istvan überprüfte seine im
    Boden eingegrabene Vorratskiste und kam dann zu mir zu-
    rück. Er legte mir seinen Arm aufmunternd auf die Schulter
    und küsste mich auf die Wange. Seine Lippenhaut war schon
    sengend heiß, aber die Verwandlung begann noch nicht. Es
    war gut, dass wir das

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