Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
Vom Netzwerk:
etwas beruhigen zu können.
    „Sieh doch. Es geht mir gut. Du hörst es doch an meinem
    Puls. Alles im grünen Bereich. Bitte reg dich nicht so auf. Und
    bitte sei nicht wütend auf Serafina. Wenn sie nicht gekommen
    wäre … Daran will ich gar nicht erst denken“, murmelte ich
    mit geschlossenen Augen, weiterhin an seine Brust gedrückt.
    „Mach mir doch nichts vor, Joe. Gestern Nacht hätte
    dein Herzschlag ein paar Mal jedes Blutdruckmessgerät ge-
    sprengt. Du hattest Todesangst. Spiel das nicht runter!“
    „Natürlich hatte ich Angst. Das ist doch verständlich.
    Ich hatte Angst um dich, um euch beide. Aber ich finde,
    für jemanden, der keinerlei Erfahrungswerte auf diesem Ge-
    biet hat, habe ich mich recht gut geschlagen. Zwar nicht so
    gut wie Serafina, aber immerhin“, merkte ich an und grinste
    schief. Das kam bei Istvan gar nicht gut an. Serafina dagegen
    schien meinen Beitrag zu würdigen.
    „Danke, Joe. Aber ich kann mich selbst verteidigen. Au-
    ßerdem bin ich mir deutlich bewusst, dass ich Mist gebaut
    habe. Mein System hat versagt“, sagte sie, wobei Ärger und
    Schuldgefühl in ihrem Tonfall mitschwangen.
    „Und ob. Darüber reden wir später noch genauer“, war
    das Letzte, was er Serafina ins Gesicht schleuderte, ehe er
    344

    mit mir, die sich um seine Hüfte schlängelte, zur Vorratskiste
    ging. Ich ließ ihn los, damit er sich ein paar Sachen aus der
    Box nehmen konnte, und wartete, bis er sich die schwar-
    ze Jogginghose und das schwarze T-Shirt angezogen hatte.
    Dann erst reichte ich ihm die Wasserflasche, aus der ich zu-
    vor einen kleinen Schluck nahm. Er leerte den Rest in einem
    einzigen Zug und wischte sich die vergossenen Tropfen vom
    Mund. Ich wollte gerade nach der Flasche für Serafina grei-
    fen, da packte er meinen Arm und ich dachte schon, er wür-
    de ihr das Wasser verweigern. Doch er nahm die Flasche
    selbst heraus und gab sie ihr. Die Art, wie er es tat, erinnerte
    an eine symbolische Wiedergutmachungsgeste, die Serafina
    annahm. Auch seine Worte waren deutlich versöhnlicher.
    „Auch wenn ich verdammt sauer auf dich bin, bin ich mir
    dennoch bewusst, dass du mir den Arsch gerettet hast. Und
    was noch viel wichtiger ist: Du bist gekommen, um Joe zu
    schützen. Also, sind wir quitt?“, fragte er und hielt ihr immer
    noch die Flasche vor die Nase.
    „Wir sind quitt“, antwortete Serafina und nahm einen gie-
    rigen Schluck aus der Flasche. Die Aussöhnung der beiden
    beruhigte auch meine Nerven. Während Istvan und Sera fina
    die Kampfgeschehnisse der letzten Stunden besprachen,
    suchte ich nach der Tasche mit meiner Reserve-Kleidung
    und kramte einen leichten Pullover und schwarze Leggins
    hervor, die ich Serafina leihen wollte. Wir schienen beide
    dieselbe Größe zu haben. Ich legte die Sachen auf den Rück-
    sitz und rief sie zu mir. Sie unterbrach ihre Fachdiskussion
    mit Istvan, der ich ohnehin nicht hätte folgen können, und
    kam sofort zu mir.
    „Was gibt’s, Joe?“, fragte sie mich freundlich.
    „Ich habe dir ein paar Sachen von mir rausgesucht. Sie
    liegen auf dem Rücksitz. Du kannst dich im Wagen umzie-
    hen. Ich hoffe, die Kleidung ist in Ordnung“, wollte ich un-
    sicher wissen und deutete in Richtung des kleinen Stoßes.
    „Ja, natürlich. Nach einer Vollmondnacht bin ich nie be-
    sonders wählerisch“, scherzte sie und stieg in den Wagen.
    345

    Ich drehte mich um. Obwohl Serafina kein Bedürfnis nach
    Privatsphäre verspürte, ich war daran gewöhnt und tat es
    mehr für mich als für sie.
    Ich trat an Istvans Seite, der noch immer dabei war, sich
    in einen Sorgenanfall zu verstricken. So leise ich konnte,
    flüsterte ich ihm ins Ohr.
    „Bitte, sei nicht allzu böse mit Serafina. Ich bin sicher, sie
    hat ihr Bestes getan. Versprich mir, dass du wenigsten fair zu
    ihr sein wirst!“, verlangte ich von ihm und wusste, dass er es
    mir nicht abschlagen würde, wenn ich mein Bittgesuch mit
    einem sanften Kuss auf seine Lippen bekräftigen würde.
    „Na gut. Ich versuche mich zu beherrschen. Aber nur,
    weil du mich darum gebeten hast. Ich hoffe nur, sie hat eine
    gute Erklärung parat“, deutete er an und ich wusste, meiner
    Bitte wurde nur mit Vorbehalten zugestimmt.
    Ich nickte und er küsste mich nochmals, aber in seinem
    heißen Kuss schmeckte ich leichte Bitterkeit. Die Unzufrie-
    denheit mit seinem, mit unser aller Versagen setzte ihm ge-
    waltig zu.
    Er umarmte mich, etwas kraftloser als gewöhnlich. Die
    Anstrengungen der vergangenen

Weitere Kostenlose Bücher