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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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er gegen zwei Wölfe durchhalten konnte. Ich fühl-
    te erst, dass ich Tränen der Angst und Panik vergoss, als ich
    nichts mehr sehen konnte. Plötzlich kamen alle drei vor dem
    Auto hervor, sodass ich sie wieder sehen konnte. Sie belau-
    erten sich gegenseitig. Istvan stand mit den Hinterbeinen zu
    mir, in einer Art Verteidigungsstellung, seine Angreifer dro-
    hend vor ihm. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund grif-
    fen ihn die zwei fremden Wölfe in Schwarz und Weiß nicht
    an. Es war eine Angst einflößende Situation. Fast schlimmer
    als der geräuschvolle Kampf von vorhin. Worauf warteten die
    zwei bloß? Sie waren ihm doch überlegen und griffen den-
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    noch nicht an. Es ergab keinen Sinn, bis ich es dann sah.
    Am Waldweg, auf meiner rechten Seite, tauchte noch ein
    Wolf auf mit geschecktem, zotteligem Fell. Ein riesiges Tier
    mit stark ausgeprägter Muskulatur. Die Angreifer hatten auf
    Verstärkung gewartet. Mein Atem setzte jetzt vollends aus.
    Ich stöhnte nur noch unkontrolliert, voller Angst um meinen
    Istvan. Wie sollte er gegen drei Wölfe gleichzeitig kämpfen?
    Die Worte hallten in meinem Kopf nach. Drei. Drei. Drei
    Wölfe. Ein eisiger Blitz durchzuckte meinen ganzen Körper
    und jagte Wellen der Panik durch meinen Kreislauf, als mir
    klar wurde, dass Istvan mich gegen „Die Drei“ verteidigen
    musste. In einer Minute würde sich der neue Wolf mit sei-
    nen Brüdern vereinigen und zusammen würden sie gegen
    Istvan kämpfen. Die gefährlichsten Krieger der Werwolfwelt,
    Jakov, Dimitri und Vladimir waren drauf und dran, mir Istvan
    wegzunehmen. Der Gedanke brachte mich fast um den Ver-
    stand, mehr noch, er brachte mich fast um. Ich zitterte wie
    Espenlaub. Mein verdammter Herzschlag musste Istvan da
    draußen zusätzlich belasten, denn ich konnte den Schmerz
    meines hämmernden Herzmuskels kaum noch ertragen.
    Der neue Wolf stand nun Flanke an Flanke mit seinen
    Brüdern. Sie alle fletschten die Zähne und knurrten Ist-
    van bedrohlich an, der mit angespannten Flanken laut und
    motorenartig zurückknurrte. Wie sollte er diesen Kampf
    nur gewinnen, wie sollte er ihn überhaupt überleben? Die
    Grausamkeit der Mathematik war eindeutig. Es war ein
    Kampf 3 : 1. Also würde es ein unfairer, unsauberer Kampf
    werden. Genau das, was man von einem Farkas erwartete.
    Dieser Mistkerl schickte seine Krieger, um Istvan den Rest
    zu geben. Er hatte offenbar aufgegeben, ihn für sich haben
    zu wollen. Oder doch nicht? Immerhin griffen „Die Drei“
    noch immer nicht an. Dann plötzlich wieder dieses Jaulen.
    Der weiße Wolf war vorgeprescht, um Istvan anzugreifen.
    Er hatte ihm in die Vorderpfote gebissen, genau wie damals
    Farkas. Doch das heizte seine Brüder an und sie fielen jetzt
    alle drei gemeinsam über Istvan her. In diesem wilden, zu-
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    ckenden Durcheinander von Wolfskörpern konnte ich nicht
    genau ausmachen, wer über wen triumphierte. Ich sah nur
    wogende Teile aus Fell, die geräuschvoll auf und ab zuck-
    ten, und Teile von aufgerissenen Rachen, die nach Haut
    und Knochen eines anderen Tierkörpers schnappten. Ihre
    Kampfbewegungen waren so schnell, dass ich nichts Ge-
    naues ausmachen konnte. Ich schaltete den Scheinwerfer
    des Wagens ein in der Hoffnung, dass die an das Mondlicht
    gewöhnten Augen von dem hellen Licht geblendet würden,
    sodass Istvan vielleicht die Möglichkeit haben würde zu flie-
    hen. Es half. Die Wölfe sprangen irritiert voneinander. Doch
    schon nach ein paar Sekunden gingen sie erneut aufeinander
    los. Die paar Sekunden hatten jedoch gereicht, um zu sehen,
    dass Istvan zahlreiche Bisswunden auf seinem Körper hatte,
    während „Die Drei“ nur leicht oder gar nicht verletzt waren.
    Dieses Wissen ließ die Wut in mir überkochen. Ich riss das
    Handschuhfach auf, nahm die Signalpistole raus, öffnete
    den aufklappbaren Lauf, wie Istvan es mir gezeigt hatte, und
    bugsierte die blaue Patrone in den Metalllauf. Mit einem
    Schnappgeräusch brachte ich die Leuchtpistole in ihre ur-
    sprüngliche Form zurück. Bevor ich die Wagentür aufstieß,
    atmete ich tief ein, um das pochende Blutgeräusch in meinen
    Ohren zu unterdrücken. Durch meinen heftigen Tritt öffnete
    sich die Wagentür. Ich stürzte durch sie hindurch und fiel,
    dank meiner vor Angst weichen Knie, auf den Waldboden.
    Unter der Autotür, die mir jetzt unbeabsichtigt als Schutz
    diente, sah ich die raufenden vier Werwölfe. Ich konnte Ist-
    van nicht genau erkennen, aber der weiße und der

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