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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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Nacht schienen nicht spur-
    los an ihm vorübergegangen zu sein, obwohl er keine Ver-
    letzungen davongetragen hatte, was absolut erstaunlich war,
    bedachte man, wie zerbissen und zerschunden sein Wolfs-
    körper ausgesehen hatte. Serafina stieg nun, bekleidet mit
    meinen Anziehsachen, aus dem Wagen und genau wie ich
    vermutet hatte passten das Oberteil und die Hose. Allerdings
    waren ihr die Leggins etwas zu kurz. Ich hatte nicht ihre be-
    neidenswert langen Beine. Auch mein Pullover schien etwas
    zu kurz für sie zu sein. Sie beschwerte sich aber nicht.
    „Was ist jetzt? Können wir endlich von hier verschwin-
    den, damit ich mein Mea Culpa aufsagen und du mich aus-
    schimpfen kannst?“, fragte sie ungeduldig. Offenbar war
    Serafina jemand, der seine Strafe lieber früher als später ab-
    bekommen wollte. Ihren Mut konnte man nur bewundern,
    wenn man den ernsten, finsteren Blick von Istvan sah.
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    „Ja, wir sollten besser hier verschwinden. Es ist zwar un-
    wahrscheinlich, aber der Wanderweg ist nicht weit weg und
    vielleicht verirren sich ja doch ein paar hartgesottene Wan-
    derer in unsere Richtung. Das wäre gar nicht gut“, merkte
    Istvan an und ging mit mir zusammen zum Camaro.
    Istvan setzte sich ans Steuer und wartete, bis ich auf dem
    Beifahrersitz Platz genommen hatte, dann ließ er den Mo-
    tor an. Serafina bugsierte sich auf den Rücksitz und zog die
    Tür hinter sich zu. Mit schnellem Tempo fuhren wir die ge-
    schlängelten Gebirgsstraßen nach Rohnitz hinunter. Keiner
    von uns sprach ein Wort und ich hatte das dumpfe Gefühl,
    dass es so besser war. Die Stimmung schien ohnehin zu an-
    gespannt für Autogespräche. Nach ein paar weiteren stillen
    Kilometern, während derer jeder seinen düsteren Gedanken
    nachhing, waren wir endlich vor Istvans Haus angekommen.
    Wir stiegen einer nach dem anderen aus. Er hatte den Ca-
    maro dicht an der alten Steinmauer geparkt. Mit hastigen
    Schritten hetzte Istvan in den Vorgarten und holte aus der
    Holzbaracke neben dem Haus eine riesige Plane, mit der er
    den zerbeulten und zerkratzten Camaro eilig abdeckte. Ich
    sah mich nervös um und versuchte dabei auszumachen, ob
    jemand unser Kommen in der Früh bemerkt hatte. Aber alles
    schien noch zu schlafen. So konnten wir alle drei gemein-
    sam ins Haus gehen. Jeder von uns machte den Eindruck,
    als würde eine finstere Wolke über seinem Haupt schwe-
    ben. Istvan hielt uns beiden die Tür auf und wartete, bis
    wir hineingegangen waren, ehe er uns folgte. Selbst jetzt, in
    einer absoluten Ausnahmesituation, konnte er sich die an-
    erzogene Höflichkeit Frauen gegenüber nicht verkneifen.
    Manche Gewohnheiten sitzen wohl unerreichbar tief.
    Ich setzte mich als Erste auf die Ledercouch, dann folgte
    Serafina meinem Beispiel und nahm auf dem Ledersessel
    Platz. Istvan tigerte etwas nervös und entnervt herum, bevor
    er dann doch an meine Seite kam. Mit einem geräuschvollen
    Atemstoß setzte er sich und lehnte sich vollkommen erledigt
    zurück. Seine Stimme war müde und leer.
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    „So und jetzt erklärst du uns mal, wie dein wunderbares
    System scheitern konnte“, wies er Serafina an und konnte
    oder wollte sich den beißenden Sarkasmus in der Stimme
    nicht verkneifen.
    Ich richtete, ganz von selbst, meinen Blick in Serafinas
    Richtung und wartete gebannt auf ihre Antwort. Natürlich
    war ich auch neugierig. Serafina lehnte sich etwas vor, dabei
    fielen ihre langen, dunklen Haare mit nach vorn.
    „Es war mein Fehler, ganz allein mein dummer Fehler.
    Ich habe ihn unterschätzt und mich überschätzt, aber das
    passiert mir nicht noch mal.“ Sie machte eine Pause und
    starrte in Istvans Gesicht. Aber von ihm kam keine Reaktion,
    also sprach sie weiter.
    „Ich hatte nicht daran gedacht, dass Farkas vermuten
    könnte, dass wir ihn überwachen. Vielleicht wusste er es
    sogar. Dieser Mistkerl. Du weißt ja, dass sein derzeitiges
    Rudel aus zehn Wölfen besteht. Also haben wir jeden der
    zehn Männer in seinem Lager überwacht. Niemand kam,
    niemand ging. Doch kurz bevor sich Woltan gestern Nacht
    verwandelt hat, sah er die Verwandlungen des Farkas-Ru-
    dels. Du weißt ja, wie schnell es bei ihnen geht. Die Anzahl
    der Wölfe stimmte zwar, aber Woltan konnte weder einen
    rein weißen noch einen schwarzen Wolf ausmachen. Dafür
    schienen aber drei völlig neue Wölfe mit dem Rudel zu ren-
    nen. Woltan wusste es sofort. Wir waren getäuscht worden.
    Doch Woltan weiß nicht, wie „Die Drei“ in ihrer

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