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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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schwarze
    Wolf traten deutlich aus dem Kampfhaufen hervor. Mit der
    Waffe versuchte ich, auf den schneeweißen Wolf zu zielen,
    der am weitesten von Istvan entfernt schien, wie ich jetzt
    ausmachen konnte. Der eiskalte Waldboden unter mir roch
    stark nach feuchter Erde, was mich seltsamerweise schwin-
    delig machte. Ich versuchte dennoch, den weißen Wolf im
    Visier zu behalten, und richtete den Lauf der Pistole mit bei-
    den Händen auf den hinteren Teil seiner Flanke. Ich atmete
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    tief ein, hielt instinktiv die Luft an und drückte den Abzug.
    Die Patrone wurde mit einem lauten Zischen abgefeuert und
    traf wie durch ein Wunder ihr Ziel. Ich hatte es getan, ich
    hatte den weißen Wolf angeschossen. Erschrocken fiel er zu
    Boden. Die anderen schreckten ebenfalls auf und alle vier,
    auch Istvan, sahen in meine Richtung, Istvan angsterfüllt,
    die anderen drei rasend vor Wut. Ich hechtete so schnell ich
    konnte zurück ins Auto und zog mich auf den Sitz. Im Auto
    verriegelte ich sofort wieder die Tür hinter mir und ließ die
    Waffe auf den Beifahrersitz fallen. Meine Aktion war nicht
    umsonst. Der verletzte weiße Wolf lag noch da und wartete
    wohl, bis seine Wunde einigermaßen verheilt war. Die ande-
    ren beiden sprangen nun erneut in meine Richtung. Zusam-
    men hechteten sie jetzt auf die Motorhaube und ignorierten
    Istvan. Sie waren ganz auf mich fixiert, weshalb sie Istvan
    nicht aus dem Hinterhalt kommen sahen. Er sprang hinter
    ihnen hervor und biss dem gescheckten Wolf in die Kehle.
    Eine Unmenge Blut spritzte hervor. Istvan musste ihm eine
    Ader zerbissen haben. Er fiel vom Auto und blieb reglos lie-
    gen. Nicht tot, aber für eine ganze Weile außer Gefecht. Jetzt
    waren nur noch Istvan und der dunkle Wolf übergeblieben,
    die sich weiter bekämpften. Sie sprangen sich an und bissen
    sich gegenseitig, ohne dass einer von ihnen je die Oberhand
    gewann. Als der schwarze Wolf erneut eine Attacke gegen
    Istvan starten wollte, sprang plötzlich noch ein Wolf aus dem
    Wald hervor. Ein schwarzer Wolf mit vielen braunen Fle-
    cken, der etwas kleiner war als die anderen und mir dennoch
    große Angst einjagte. Wo zum Teufel kamen jetzt auf einmal
    diese ganzen Wölfe her? Ich dachte, es handelt sich um eine
    vom Aussterben bedrohte Tierart.
    Aber meine Sorge war unbegründet. Der neue Wolf war
    kein weiterer Angreifer. Er schlug sich auf Istvans Seite und
    beide griffen gemeinsam den pechschwarzen Wolf an. Der
    völlig zerschundene, schwarze Wolf begann sich langsam zu-
    rückzuziehen und stieß einen merkwürdigen Laut aus. Es
    war ein Heulen, aber mit einem seltsam hellen Unterton,
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    der die beiden anderen Wölfe weckte. Zusammen wurden
    „Die Drei“ von Istvan und dem kleineren Wolf zurück in den
    Wald gedrängt. Es war ein Wunder geschehen. „Die Drei“,
    die furchterregenden „Drei“, begannen tatsächlich zu flie-
    hen. Istvan und sein Kampfgefährte nahmen die Verfolgung
    auf. Sie verschwanden hinter demselben Hügel, hinter dem
    sie hervorgekommen waren.
    Eine lange Weile war es ganz still, bis ich ein lautes Heu-
    len von zwei Werwölfen gleichzeitig hörte, das fast nach
    einem Siegesschrei klang und mir endlich erlaubte, meinen
    Puls auf ein erträgliches, menschliches Niveau zu senken.
    Ich schloss erleichtert die Augen und wagte es tatsächlich,
    aus dem muffigen Auto auszusteigen, das angefüllt war mit
    meiner verbrauchten Luft. Die kalte Morgenbrise war mir
    noch nie so wundervoll vorgekommen wie an diesem anbre-
    chenden Tag. Obwohl es noch ziemlich duster war, konnte
    man dennoch fühlen, wie sich die Morgensonne ihren Weg
    durch die Wolken bahnte und langsam Ruhe und Frieden in
    den Wald einkehrten, der so lange so unheimlich still gewe-
    sen war. Denn solange fünf Werwölfe hier gewandelt waren,
    blieb es stumm. Jetzt am Morgen waren die Waldgeräusche
    zurückgekommen und gaukelten mir Normalität vor, die ich
    jetzt dringend nötig hatte nach dieser schrecklichen Nacht.
    Ich ging zum Lager, mit noch immer zögerlich vorsich-
    tigen Schritten, und trank eine halbe Wasserflasche in einem
    einzigen Zug leer. Todesangst und Schlaflosigkeit verursach-
    ten offenbar ungeheuren Durst, den ich jetzt endlich stillen
    konnte. Sobald ich sicher war, dass der Morgen endgültig über
    die Nacht gesiegt hatte, begann ich nach Istvan Ausschau zu
    halten. Ich bugsierte meinen müden Körper zur Motorhaube
    und setzte mich auf dieselbe Stelle, auf der meine Angreifer
    mich in Schach gehalten

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