Wolfsfieber
schwarze
Wolf traten deutlich aus dem Kampfhaufen hervor. Mit der
Waffe versuchte ich, auf den schneeweißen Wolf zu zielen,
der am weitesten von Istvan entfernt schien, wie ich jetzt
ausmachen konnte. Der eiskalte Waldboden unter mir roch
stark nach feuchter Erde, was mich seltsamerweise schwin-
delig machte. Ich versuchte dennoch, den weißen Wolf im
Visier zu behalten, und richtete den Lauf der Pistole mit bei-
den Händen auf den hinteren Teil seiner Flanke. Ich atmete
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tief ein, hielt instinktiv die Luft an und drückte den Abzug.
Die Patrone wurde mit einem lauten Zischen abgefeuert und
traf wie durch ein Wunder ihr Ziel. Ich hatte es getan, ich
hatte den weißen Wolf angeschossen. Erschrocken fiel er zu
Boden. Die anderen schreckten ebenfalls auf und alle vier,
auch Istvan, sahen in meine Richtung, Istvan angsterfüllt,
die anderen drei rasend vor Wut. Ich hechtete so schnell ich
konnte zurück ins Auto und zog mich auf den Sitz. Im Auto
verriegelte ich sofort wieder die Tür hinter mir und ließ die
Waffe auf den Beifahrersitz fallen. Meine Aktion war nicht
umsonst. Der verletzte weiße Wolf lag noch da und wartete
wohl, bis seine Wunde einigermaßen verheilt war. Die ande-
ren beiden sprangen nun erneut in meine Richtung. Zusam-
men hechteten sie jetzt auf die Motorhaube und ignorierten
Istvan. Sie waren ganz auf mich fixiert, weshalb sie Istvan
nicht aus dem Hinterhalt kommen sahen. Er sprang hinter
ihnen hervor und biss dem gescheckten Wolf in die Kehle.
Eine Unmenge Blut spritzte hervor. Istvan musste ihm eine
Ader zerbissen haben. Er fiel vom Auto und blieb reglos lie-
gen. Nicht tot, aber für eine ganze Weile außer Gefecht. Jetzt
waren nur noch Istvan und der dunkle Wolf übergeblieben,
die sich weiter bekämpften. Sie sprangen sich an und bissen
sich gegenseitig, ohne dass einer von ihnen je die Oberhand
gewann. Als der schwarze Wolf erneut eine Attacke gegen
Istvan starten wollte, sprang plötzlich noch ein Wolf aus dem
Wald hervor. Ein schwarzer Wolf mit vielen braunen Fle-
cken, der etwas kleiner war als die anderen und mir dennoch
große Angst einjagte. Wo zum Teufel kamen jetzt auf einmal
diese ganzen Wölfe her? Ich dachte, es handelt sich um eine
vom Aussterben bedrohte Tierart.
Aber meine Sorge war unbegründet. Der neue Wolf war
kein weiterer Angreifer. Er schlug sich auf Istvans Seite und
beide griffen gemeinsam den pechschwarzen Wolf an. Der
völlig zerschundene, schwarze Wolf begann sich langsam zu-
rückzuziehen und stieß einen merkwürdigen Laut aus. Es
war ein Heulen, aber mit einem seltsam hellen Unterton,
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der die beiden anderen Wölfe weckte. Zusammen wurden
„Die Drei“ von Istvan und dem kleineren Wolf zurück in den
Wald gedrängt. Es war ein Wunder geschehen. „Die Drei“,
die furchterregenden „Drei“, begannen tatsächlich zu flie-
hen. Istvan und sein Kampfgefährte nahmen die Verfolgung
auf. Sie verschwanden hinter demselben Hügel, hinter dem
sie hervorgekommen waren.
Eine lange Weile war es ganz still, bis ich ein lautes Heu-
len von zwei Werwölfen gleichzeitig hörte, das fast nach
einem Siegesschrei klang und mir endlich erlaubte, meinen
Puls auf ein erträgliches, menschliches Niveau zu senken.
Ich schloss erleichtert die Augen und wagte es tatsächlich,
aus dem muffigen Auto auszusteigen, das angefüllt war mit
meiner verbrauchten Luft. Die kalte Morgenbrise war mir
noch nie so wundervoll vorgekommen wie an diesem anbre-
chenden Tag. Obwohl es noch ziemlich duster war, konnte
man dennoch fühlen, wie sich die Morgensonne ihren Weg
durch die Wolken bahnte und langsam Ruhe und Frieden in
den Wald einkehrten, der so lange so unheimlich still gewe-
sen war. Denn solange fünf Werwölfe hier gewandelt waren,
blieb es stumm. Jetzt am Morgen waren die Waldgeräusche
zurückgekommen und gaukelten mir Normalität vor, die ich
jetzt dringend nötig hatte nach dieser schrecklichen Nacht.
Ich ging zum Lager, mit noch immer zögerlich vorsich-
tigen Schritten, und trank eine halbe Wasserflasche in einem
einzigen Zug leer. Todesangst und Schlaflosigkeit verursach-
ten offenbar ungeheuren Durst, den ich jetzt endlich stillen
konnte. Sobald ich sicher war, dass der Morgen endgültig über
die Nacht gesiegt hatte, begann ich nach Istvan Ausschau zu
halten. Ich bugsierte meinen müden Körper zur Motorhaube
und setzte mich auf dieselbe Stelle, auf der meine Angreifer
mich in Schach gehalten
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