Wolfsfieber
diesen blauen Augen einfach nichts abschla-
gen. Ich schwöre dir, zu dir zurückzukommen“, versprach er
mir und küsste den Punkt zwischen meinen Augen.
„Ich muss es hören. Sag: Ich schwöre, gut auf mich auf-
zupassen und nichts zu Gefährliches zu tun. Ich werde alle
Situationen meiden, die mich daran hindern könnten, zu Joe
zurückzukommen!“ Ich starrte ihn entschlossen an.
„Ich schwöre, gut auf mich aufzupassen und nichts zu
Gefährliches zu tun. Ich meide alle Situationen, die verhin-
dern könnten, dass ich zu dir zurückkomme. Das schwöre
ich!“, sagte er mit seiner tiefen, ernsten Stimme und zeich-
nete dabei ein Kreuz unter seinem Hals nach, direkt über
dem Abdruck des Orion-Anhängers. Jetzt wusste ich, dass
er seinen Schwur halten würde. Das beruhigte mich, zumin-
dest genug, um ein paar Stunden schlafen zu können.
Als ich wieder aufwachte, lag ich allein auf der Leder-
couch. Ein Laken war über mich ausgebreitet worden und
ein Kissen ersetzte Istvans Brust, auf der ich eingeschlafen
war. Meine Lider waren schwer und mein Hals fühlte sich
noch ganz belegt an von dem kleinen Nickerchen.
Es dauerte einen kurzen Moment, bevor mir mein Erin-
nerungsvermögen die Ereignisse der letzten Stunden wieder
ins Bewusstsein brachte. Das schmerzhafte Knurren meines
Magens verdrängte diesen Gedanken und ich ging wie von
selbst in die Küche, wo ich auf Istvan und Serafina traf, die
gerade dabei waren, einen Eintopf zu verschlingen. Beide
sprachen kaum miteinander. Ich konnte aber nicht sagen,
ob das ein unangenehmes Schweigen war oder bloß Stille,
die aus einer freundschaftlichen Vertrautheit herrührte. Ein
dringlicheres Bedürfnis verlangte meine Aufmerksamkeit.
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Ich stürzte zu dem Topf mit dem Gulasch und schöpfte zwei
volle Kellen in einen Teller. Istvan gab mir eine Scheibe Brot
dazu, die ich bereits im Stehen vertilgte. Wir saßen alle drei
am Tisch und aßen still. Nachdem ich das Gulasch gegessen
hatte und nicht einmal hätte sagen können, ob es gut oder
schlecht gewesen war, sah ich auf die Uhr. Es war bereits vier
Uhr. Ich hatte viel länger geschlafen, als ich dachte. Plötzlich
wurde ich verdammt wütend auf mich selbst. Wie konnte ich
mir erlauben, so lange zu schlafen. Istvan müsste bestimmt
bald aufbrechen und ich wollte mich noch von ihm verab-
schieden, ohne dabei verschlafen zu sein.
Ich bedankte mich bei Serafina für das Essen, das sie
für uns zubereitet hatte, und verschwand kurz im Bad, um
mich etwas frisch zu machen. Ich beließ es beim Zähneput-
zen und bei einer Handvoll Wasser, die ich mir ins Gesicht
spritzte. Noch nicht einmal meine Haare kämmte ich durch.
Ich stürmte zurück in die Küche und setzte mich auf seinen
Schoß. Serafina nahm ich kaum noch wahr. Sie schrubbte
die Teller in der Spüle. Vielleicht war sie auch schon beim
Abtrocknen.
„Ich muss einen Moment mit dir allein sein. Geht das?“,
flüsterte ich ihm ins Ohr. Er nickte und ging mit mir in sein
Schlafzimmer. Es war mir völlig gleichgültig, dass Serafina in
der Küche alles mitbekam.
Ich schloss hinter ihm die Tür und presste ihn gegen die
Wand neben der Schlafzimmertür. Sein Blick verriet mir,
dass ihn mein Verhalten vollkommen überrumpelt hatte.
Anscheinend war mein Herzschlag noch zu verschlafen, um
meine niederen Beweggründe widerzuspiegeln.
Ich küsste ihn leidenschaftlich und presste dabei mei-
ne Hände gegen die Wand, damit er mir nicht entkommen
konnte. Er war in den Vollmondnächten zu vorsichtig, dem
versuchte ich entgegenzuwirken. Ich presste schmerzhaft
und verzweifelt meine Lippen auf seinen brennend hei-
ßen Mund. Die sengende Hitze seines Kusses war beinahe
schmerzhaft. Ich ignorierte es. Meine Hände wühlten jetzt
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ebenso barsch in seinem sandfarbenen Haar. Ich hatte keine
Zeit für Zärtlichkeit. Bevor er anfangen konnte zu denken
oder zu sich kam, riss ich sein Hemd auf und begann seine
Brust zu küssen. Diese Hautpartien brannten noch viel mehr
als seine dünne Lippenhaut. Er riss mich erschrocken hoch
und hielt mein Gesicht zwischen seinen heißen Händen ge-
fangen. Er starrte mich mit aufgerissenen grünen Augen an.
„Was tust du da nur? Sei doch vernünftig“, sagte er sanft
ermahnend, woraufhin ich in einen heftigen Panikanfall ver-
fiel. Die Tränen schossen mir ganz plötzlich in die Augen
und mein Atem überschlug sich förmlich. Mein Herz raste
schmerzhaft in meiner Brust
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