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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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ihm durchdringen konnte. Doch was könnte sie
    zum Einsturz bringen? Welcher Schock war nötig, um ihn
    aus seinem Gefängnis zu reißen?
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23. Verbindung und Distanz
    Man sagt ja, das Universum sei ein kalter Ort. Ich hatte mir
    darum nie besonders viele Gedanken gemacht. Aber nun, da
    mein Universum ebenfalls dabei war zu erkalten, konnte ich
    über nichts anderes mehr nachdenken. Wir, Istvan und ich,
    waren wie der Urknall gewesen. Wie das Universum began-
    nen wir heiß und dicht, nur um jetzt gefangen zu sein in Käl-
    te und Dunkelheit, die sich mehr und mehr ausbreitete und
    alles verschlang. Wie konnte es nur sein, dass ich neben dem
    Mann mit der heißesten Hauttemperatur, die ich je gefühlt
    hatte, lag, beinahe jede Nacht, und mir in meinem ganzen
    Leben noch nie so kalt war?
    Am Tag gelang es mir noch, immer so zu tun, als ob ich
    mit der Situation einigermaßen klarkam. Doch nachts lagen
    die Dinge ganz anders. Ich versuchte, nicht in mein Haus
    zu gehen, weil er dort immer auf dem Sofa schlief. Er fand
    unzählige Ausreden, um nicht mit mir hoch in mein Zimmer
    kommen zu müssen. Es traf mich jedes Mal, wenn ich wie-
    der mit Sicherheit wusste, dass er sich so weit wie möglich
    von mir fernhalten würde, ohne dabei meinen Schutz außer
    Acht zu lassen. Ich wollte das nicht. Ich hasste es. Deshalb
    schlief ich meistens bei ihm. Aber dort war es noch schlim-
    mer. Wir lagen in seinem Schlafzimmer wie zwei Fremde, die
    gezwungen wurden, sich ein Bett zu teilen. Anfangs versuch-
    te ich es noch. Ich blickte ihm ins Gesicht und hoffte, es
    würde seine Mauer erweichen, ein paar Risse erzeugen. Aber
    Istvan war stur, fest überzeugt von seiner Gefahr für mich.
    Und er drehte mir jedes Mal den Rücken zu, um nicht doch
    noch schwach zu werden oder in Versuchung zu kommen,
    mich zu berühren. Immer wenn ich das Drehen seines Kör-
    pers kommen fühlte, wandte ich mich ebenfalls von ihm ab.
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    Ich konnte das dumpfe Krampfen meines Magens, ausgelöst
    durch eine weitere Enttäuschung, nicht mehr ertragen.
    Etwa eine Woche war auf diese Weise vergangen und
    ich fühlte mich schon am Ende meiner Kräfte. Wir stritten
    mittlerweile nicht einmal mehr. Keiner war bereit, auch nur
    einen Zentimeter von seiner Überzeugung abzugehen. Aber
    diese trügerische Ruhe war weit schlimmer als das schlimms-
    te Streitgespräch.
    Sie war hoffnungsloser, als hätte man sich schon damit ab-
    gefunden, wäre schon dabei aufzugeben. Das verletzte mich
    so tief im Innersten, dass ich es zum allerersten Mal in mei-
    nem Leben kaum ertrug, Musik zu hören. Anfangs versuchte
    ich, mich mit Johnny Cash zu trösten. Aber eigentlich zog
    es mich noch tiefer runter und ich ließ es ganz. Jede Art von
    Musik, jede Art von Poesie, einfach alles erinnerte mich an
    uns, daran, wie es gewesen war und wie es jetzt nicht mehr
    war. Ich ertrug nichts um mich herum. Selbst seine Nähe,
    die ich ständig provozierte, schmerzte nur noch. Ich fühlte es
    ganz deutlich. Unser Band war zum Zerreißen gespannt. Die
    Frage war nur, wodurch und wann es endgültig auseinander-
    reißen würde. Das Warten darauf war regelrecht unerträglich.
    Ein zermürbender Countdown tickte. Unaufhaltsam.
    An diesem trüben Tag waren wir in meinem Wohnzimmer.
    Wir hatten noch immer März und ich war bereits spät dran
    mit meinen Routineaufgaben. Ich war gerade dabei, missmu-
    tig meine Monatsabrechnungen zu machen, während Istvan
    auf der Couch lag und seine Übersetzungen überarbeitete.
    Wir machten tatsächlich den Eindruck einer stillen Lern-
    gruppe. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass wir
    noch vor Kurzem ein leidenschaftliches Liebespaar gewesen
    waren. An diesem späten Nachmittag überschlugen sich die
    Ereignisse. Ich zählte gerade die Zeilen eines Artikels, als
    ich bemerkte, dass Istvan vom Sofa hochschnellte und sein
    Gesicht in meine Richtung fuhr. Ich war sofort in Alarm-
    stimmung.
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    „Was ist? Was hast du?“, fragte ich ihn erschrocken.
    „Da kommt jemand. Ein Wagen ist gerade an der Kreu-
    zung. Ich bin mir mit dem Herzschlag nicht sicher. Wer kann
    das sein?“, wollte er von mir wissen und schien schon da-
    durch genervt, dass ich mögliche Besucher hatte. Ich spähte
    aus dem Fenster und erkannte sofort das Auto meines Bru-
    ders. Der schwere Pick-up fuhr in meine Richtung. Viktor
    saß selbst am Steuer.
    „Mein Bruder. Ich erwarte ihn eigentlich nicht. Keine Ah-
    nung, weshalb er kommt“, versuchte ich Istvan zu

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